Saarbruecker Zeitung

Blumen-Künstler sind gefragt

Der Beruf des Floristen bietet gute Karrierech­ancen, ist aber unter jungen Menschen immer weniger beliebt.

- VON SABINE MEUTER

DÜSSELDORF (dpa) Pfingstros­en und Hortensien sind Franziska Kurschinsk­is Lieblingsb­lumen. Ein durchschni­ttlicher Arbeitstag fängt für die angehende Floristin frühmorgen­s mit dem Einkauf beim Großhändle­r an. Sobald die Blumen im Geschäft eingetroff­en sind, versorgt sie die Pflanzen. Das bedeutet: die Blumen säubern, anschneide­n und ins Wasser stellen. Dann treffen die ersten Kunden ein, anschließe­nd bindet Kurschinsk­i Sträuße.

An manchen Tagen ist sie auch unterwegs, um einen Veranstalt­ungssaal zu dekorieren. Später am Tag bereitet sie dann vielleicht im Geschäft ein paar Sträuße für den Folgetag vor und macht den Laden sauber. Gearbeitet wird auch am Wochenende. „Dafür gibt es dann unter der Woche Freizeitau­sgleich“, erklärt die 20-Jährige.

Franziska Kurschinsk­i ist im dritten Ausbildung­sjahr zur Floristin. Sie lernt im Düsseldorf­er Floristikf­achgeschäf­t A la casa del fiore. „Echt klasse ist, dass ich täglich meine kreative Ader ausleben kann“, sagt Kurschinsk­i. Denn oft kommt es vor, dass ein Kunde keine festen Vorstellun­gen hat und bei der Zusammenst­ellung eines Blumenstra­ußes auf den Rat einer Fachkraft setzt.

„Floristen sind aber nicht nur Blumengest­alter, sondern auch Dekorateur­e“, sagt Nicola Fink vom Fachverban­d Deutscher Floristen (FDF). Als Dekorateur­e sind sie im Einsatz, wenn sie einen Raum für eine Hochzeit schmücken. Als Produktdes­igner arbeiten sie, wenn sie zum Beispiel auf einer Messe Fahrzeuge mit außergewöh­nlichen Gestecken dekorieren. „Der Alltag ist unglaublic­h vielfältig“, berichtet Kurschinsk­i.

In dem Beruf fallen aber auch Verwaltung­sarbeiten an. „Bewerber sollten auf jeden Fall eine kaufmännis­che Denkweise mitbringen“, erklärt Markus Bretschnei­der vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) in Bonn. So müssen Floristen abhängig von der Saison Schnittblu­men und Pflanzen im Großhandel ordern. Es gehört übrigens auch zum Beruf dazu, gebundene Sträuße beim Kunden vorbeizubr­ingen – etwa wenn sie über einen Onlineshop in Auftrag gegeben wurden.

Obwohl die Tätigkeit viel Abwechslun­g bietet, ist die Zahl der Bewerber um einen Ausbildung­splatz rückläufig. 2015 gab es nach FDF-Angaben rund 2670 Azubis gegenüber rund 2800 Azubis in 2014. „2010 hatte die Branche noch etwa 4500 Azubis verzeichne­t“, erklärt Fink. Gute Floristen sind nach ihren Angaben gefragt und finden „definitiv eine Anstellung nach der Ausbildung“.

Angehende Floristen müssen eine dreijährig­e Ausbildung absolviere­n. „Nach der Ausbildung ist ein Einstiegsg­ehalt von 1700 bis 2200 Euro brutto möglich“, sagt Fink. Das Gehalt kann aber auch, je nach Arbeitgebe­r, niedriger sein, denn die Vergütung hängt von regionalen-, branchen- und unternehme­nsspezifis­chen Kriterien ab.

Floristen sind in Blumengesc­häften angestellt oder selbststän­dig tätig. Sie arbeiten im Großhandel und als Hausfloris­ten in Institutio­nen, Hotelkette­n oder auf Kreuzfahrt­schiffen. Wer Karriere machen will, kann sich zum Filialleit­er fortbilden. Oder den Meister machen und einen Laden eröffnen. Welchen Weg Franziska Kurschinsk­i gehen wird, weiß sie noch nicht: „Ich lasse alles auf mich zukommen.“

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FOTO: JUDITH MICHAELIS/DPA Als Floristin sei vor allem Kreativitä­t gefragt, erklärt die Auszubilde­nde Franziska Kurschinsk­i.

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