Kirche und Kita teilen sich Holz-Betonbau
„Das isses!“: Die katholische Kirchengemeinde St. Marien Saarbrücken-Dudweiler hat eine ihrer zu groß gewordenen „energieschluckenden“Kirchen, St. Bonifatius, mit 4,3 Millionen Euro in ein Multifunktionshaus umgebaut, mit Kindertagesstätte und unterschied
SAARBRÜCKEN-DUDWEILER „Eine der schönsten Kitas Deutschlands!“Mit diesem Lob habe ein Fachjournalist den Umbau der Dudw eiler Kirche des Heiligen Bonifatius bedacht. In der Nähe des ehemaligen Schiedeborn-Wetterschachtes der Grube Jägersfreude, nahe am Staatsforst zur Saarbrücker Uni hin, belegt ihr Grundstein das Jahr 1956 als Baustart. Alle Zeichen standen damals auf Wachstum. Die noch selbstständige Gemeinde Dudweiler begann mit der Ausweisung eines Neubaugebietes bei Dudweiler-Süd, dem ersten nach dem Zweiten Weltkrieg. Während bis zur Einsegnung von St. Bonifatius sich die wenigen Gläubigen ab 1954 mit einer Baracke als Notkirche „Am Guckelsberg“zufrieden gaben, wurde eine mindestens 400 Menschen fassende neue Kirche in Stahlbeton (Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes), von dem Sulzbacher Architekten Hans Schick realisiert.
Die damaligen Verantwortlichen gingen von steigenden Besucherzahlen aus. Ab den 80ern jedoch sanken diese. Aber das Riesengebäude stand nun mal da, zwischenzeitlich denkmalgeschützt. Theo Naumann, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrgemeinde St. Marien: „Die Idee, hier einen neuen Kindergarten als Ersatz für die bisher genutzten Vorschuleinrichtungen St. Marien und St. Bonifatius anzusiedeln, hat sich peu à peu entwickelt.“Diese Idee wurde sodann vom Architekturbüro Berwanger aus St. Wendel und mit finanzieller Unterstützung des Bistums, des Landes, der Stadt Saarbrücken und der Kirchengemeinde in fast dreijähriger Bauzeit und mit Kosten von 4,3 Millionen Euro zügig umgesetzt. Am 6. Dezember 2013 wurde St. Bonifatius profanisiert. Am 20. Juni 2016 zogen die „Kirchenkinder St. Bonifatius“in die neue Kita ein; wenige Tage später fand die erste Heilige Messe im neuen Kirchenzentrum statt. In das ursprünglich riesige Kirchenschiff integrierte die Architektin sechs Gruppenräume für 105 Kinder, plus mehrere Funktionseinheiten wie Turnsaal, Küche, Toiletten, Technikraum, Fluchtwege, behindertengerechter Aufzug und einen separaten Raum für die Eucharistiefeier. Ein rechteckiger Saal mit rund 100 Quadratmetern, umschlossen – auch nach oben – von großen Glasflächen, die viel Licht hinein lassen. Derzeit besuchen durchschnittlich 60 Gläubige den sonntäglichen Gottesdienst.
Der Eucharistie- und der anschließende Kita-Raum können bei Bedarf durch eine verschiebbare Wand auf 180 Quadratmeter erweitert werden, etwa an hohen kirchlichen Festtagen. In dem „neuen alten“Gebäude vermittelt sich ein Gefühl, das mit „Geheischnis“assoziert werden kann. Für Nichtsaarländer: „vertraute Umgebung, Geborgenheit, Wohlgefühl“. Das liegt an dem angenehmen Raumklima durch die Holzkonstruktion, dem Parkettboden und der Fußbodenheizung sowie der dem Baustil angepassten Gestaltung des Innenraumes und den nach innen gezogenen Bleiglasfenstern (sie zeigen die Schöpfungsgeschichte beziehungsweise die Lebensgeschichte von Jesus Christus) aus der Ursprungskirche und dem fröhlichen Treiben der Kita-Gruppen.
Die gebraucht gekaufte doppelmanualige Orgel stammt aus einem kleinen Dorf bei Landshut. Ambo und Altar, passend zum naturbelassenen Holz, sind Spende eines Priesters aus der Eifel (ein ehemaliger Dudweiler „Bonifatianer“). Der Kreuzweg mit seinen Bronzefiguren wurde, wie die Fenster, erhalten und im Wesentlichen an der Südwand platziert. Die neuen Kirchenstühle können bei Bedarf mit wenigen Handgriffen zu platzsparenden Bänken zusammengefügt werden. An der Decke sind moderne LED-Leuchten und Lautsprecher für eine Beschallung von oben. Die Klangwirkung ist, durch eingebaute Akustikwände, „geradezu optimal“, sagt Walter Köppen, Mitglied des Verwaltungsrates. In den Speisesaal der Kita-Kinder fällt viel farbiges Licht durch die Buntglasfenster. Das kubische Äußere der Bonifatiuskirche wurde erhalten und um einen Vorbau plus ein teils überdachtes Spielgelände außen, mit Feuerstelle, Wasserlauf, Sitzecke und Hochbeeten, erweitert. Der alte Zierpflaumenbaum steht als Schattenspender. .............................................