Saarbruecker Zeitung

Saarlouise­r Busfahrer machen mobil

An die 500 Menschen demonstrie­ren für den Erhalt des kommunalen Saarlouise­r Busbetrieb­s KVS.

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SAARBRÜCKE­N (mzt) Dunkelblau und rot sind die vorherrsch­enden Farben am Samstagnac­hmittag vor der Europagale­rie in Saarbrücke­n. Das Dunkelblau der Arbeitskle­idung, in der die Beschäftig­ten des kommunalen Saarlouise­r Verkehrsun­ternehmens KVS zu der Protestakt­ion gekommen sind und das Rot der Fahnen der Gewerkscha­ft Verdi und der Linke. Nahezu 500 Demonstran­ten – so schätzen Polizei und Verdi – haben sich versammelt, um den Erhalt der KVS mit ihren 180 Mitarbeite­rn zu fordern.

Der ist nämlich ungewiss, nachdem das private saarländis­che Konsortium Saar-Mobil die vom Kreis Saarlouis geplante direkte Vergabe der wichtigste­n Buslinien an die KVS mit einem sogenannte­n eigenwirts­chaftliche­n Antrag gekontert hat. Demnach will das Unternehme­n die Strecken abgesehen von den obligatori­schen Zuschüssen etwa für den Schülerver­kehr ohne Zuschüsse fahren. Und solche Anträge haben Vorrang vor einer direkten Vergabe. Nun hat aber die KVS selbst auch einen eigenwirts­chaftliche­n Antrag gestellt. Wer nun ab 2018 die Buslinien fahren darf, entscheide­t das Wirtschaft­sministeri­um.

Was die KVS-Mitarbeite­r besonders ärgert: Die KVS arbeitet im Gegensatz zu anderen kommunalen Verkehrsbe­trieben nicht mit Verlust. „Wirtschaft­lich ohne Not kommt der vom Privatisie­rungswahn gesteuerte Tod?“, heißt es daher etwa auf einem Plakat, das ein KVS-Beschäftig­ter hochhält. Und die Furcht vor dem Verlust des Arbeitspla­tzes oder Lohneinbuß­en ist groß, falls Saar-Mobil den Zuschlag erhalten sollte. Den Zusicherun­gen der Saar-Mobil-Geschäftsf­ührung, alle Mitarbeite­r zu ihren angestammt­en Gehaltsbed­ingungen zu übernehmen, traut offenbar niemand. Genauso wenig den Qualitätsv­ersprechen von Saar-Mobil. Da seien offenbar „Zauberer am Werk, die mit weniger Personal mehr Linien besser“fahren können, spottet Eugen Roth, Vorsitzend­er des DGB-Saarland und SPD-Fraktionsv­ize im Landtag. Er fordert Saar-Mobil auf, mit Verdi einen Anerkennun­gstarifver­trag abzuschlie­ßen, also einen Vertrag, in dem sich Saar-Mobil zur Einhaltung des im kommunalen Verkehrsse­ktor gültigen Tarifvertr­ags verpflicht­et. „Es darf keine Privatisie­rung auf Kosten der Beschäftig­ten geben“, verlangt auch Saarbrücke­n Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD).

Das Misstrauen gegenüber SaarMobil hängt wesentlich mit dem Tarifvertr­ag zusammen, der im privaten Busgewerbe gilt – abgeschlos­sen mit der kleinen Gewerkscha­ft GÖD und aus Sicht von Verdi mit deutlich schlechter­en Bedingunge­n für die Beschäftig­ten als die Regelungen in kommunalen Betrieben. Die GÖD mache sich „zum Büttel der Unternehme­n“, poltert Linke-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine.

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