Saarbruecker Zeitung

Noch kein Aufatmen für das Tierheim in Homburg

Während im Saarbrücke­r Tierheim keine existenzbe­drohenden Probleme zu beklagen sind, fehlt im Saarpfalz-Kreis das Geld.

- VON CHRISTINE MAACK

HOMBURG Wenn die Menschen sich verantwort­ungsvoll um ihre Tiere kümmerten, bräuchte man kein Tierheim. Aber leider ist das nur ein frommer Wunsch, denn es gibt immer wieder Menschen, die Katzen, Hunde oder auch kleinere Nagetiere aussetzen oder sie einfach vor dem Tierheim deponieren. „Wir bezahlen die Tierarztko­sten, die Unterbring­ung, das Futter, das ist alles sehr teuer“, erklärt die Vorsitzend­e des Homburger Tierschutz­vereins, Marion Schinkmann-Heppekause­n. Und das Tierheim ist chronisch pleite, nicht erst seit einem Jahr, als die Insolvenz vor der Tür stand, sondern seit jeher. Nur, dass es im Sommer 2016 augenfälli­g wurde. Die letzte Rettung war damals eine Einmal-Zahlung der Kommunen: Homburg schoss 15 000, Bexbach 5000 Euro dazu, den Rest brachten die übrigen SaarpfalzG­emeinden auf, um ein Minus von 42 000 Euro abzudecken.

Nicht nur für Marion Schinkmann-Heppekause­n, sondern auch für Theophil Gallo, den Landrat des Saarpfalz-Kreises, war diese schnelle Hilfe nur eine kurzzeitig­e Lösung. Langfristi­g sei ein sogenannte­r Konsortial­vertrag (siehe Info) geeignet, um das Homburger Tierheim auf eine stabile finanziell­e Basis zu stellen, betonten beide. Theophil Gallo war noch während der letzten Sitzung des Kreistages optimistis­ch, „dass man auf einem sehr guten Weg“sei, um eine Lösung auch in Kooperatio­n mit den Kreisen Neunkirche­n, St. Wendel und dem Saarpfalz-Kreis hinzubekom­men.

Doch dem ist nicht so. Denn der Landesverb­and Tierschutz Saar, der die Verhandlun­gen um den Konsortial­vertrag geführt hat und die Leiterinne­n der beiden Tierheime in Niederlinx­weiler (Linxbachho­f ) und in Homburg (Ria-Nickel-Heim), wollen den Vorschlag des Saarpfalz-Kreises so nicht akzeptiere­n. „Wir lehnen den Vorschlag nicht kategorisc­h ab“, betonte Schinkmann-Heppekause­n, „aber die Bedingunge­n, die man uns gestellt hat, sind für uns nicht akzeptabel.“So habe der vorgeschla­gene Konsortial­vertrag beispielwe­ise enthalten, „dass das Tierheim finanziell in Vorleistun­g treten soll. Wie soll das wohl gehen? Wir haben kein Geld für Vorleistun­gen“, sagt die Vorsitzend­e des Homburger Tierheims.

Auch seien die vorgeschla­genen 30 Cent pro Kopf zu wenig. Was heißt das? 30 Cent pro Kopf bedeuten, dass jeder Bürger der Kommunen, dessen Tiere das Tierheim aufnimmt, mit 30 Cent pro Jahr zur Kasse gebeten wird – im Falle Homburg wären dies auch die Einwohner von Bexbach, Blieskaste­l, Kirkel, Mandelbach­tal und Gersheim. Sie alle werden zusammenge­zählt und mit 30 Cent multiplizi­ert, daraus ergibt sich die Summe, die der SaarpfalzK­reis zu geben bereit ist.

Zum Vergleich: In dem Konsortial­vertrag zwischen dem Tierheim Dillingen und den Kommunen in den Landkreise­n Saarlouis und Merzig-Wadern zahlt jeder Bürger symbolisch hingegen 90 Cent. „Selbst mit 90 Cent sind nur 60 Prozent der Kosten eines Tierheims abgedeckt,“betont Marion Schinkmann-Heppekause­n, „da kann man sich vorstellen, wie wenig 30 Cent sind.“

Sie habe natürlich Verständni­s, dass der Kreis vorerst nicht mehr als 30 Cent geben wolle, „aber es muss doch eine Steigerung für die kommenden Jahre drin sein. Diese 30 Cent bieten langfristi­g keine Perspektiv­e.“

Landrat Theophil Gallo war enttäuscht über die Ablehnung aus Homburg und Niederlinx­weiler: „Wir waren fast so weit, die chronische­n Finanzprob­leme der beiden Tierheime in den Griff zu kriegen. Und jetzt wird doch nichts daraus.“Er betonte auch, dass „90 Cent, wie in den anderen Kreisen, für uns nicht machbar sind.“Es sei frustriere­nd, dass die ständigen Finanzsorg­en des Tierheims nun doch nicht gelöst werden könnten. Er könne das nicht begreifen: „Die Tierfreund­e müssen doch ein Interesse daran haben, dass die Unsicherhe­it endlich aufhört.“

Gallo betonte, er sei froh gewesen, Kommunen, die nie etwas bezahlt haben, endlich mit ins Boot genommen zu haben, was nicht einfach gewesen sei. Und nun werde der Vorschlag abgelehnt. Doch Marion Schinkmann-Heppekause­n ist optimistis­ch: „Wir sind gesprächsb­ereit und haben um ein paar Änderungen im Vertrag gebeten, die für uns nicht erfüllbar sind. Wir warten jetzt auf einen Vorschlag aus dem Landratsam­t. Ich glaube, dass wir eine Lösung finden werden.“Fragte man die Bürger selbst, würde wohl jeder gerne einen Euro im Jahr für die Tiere spenden, ist sich Schinkmann-Heppekause­n sicher.

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FOTO: ULRIKE STUMM Keine Lösung in Sicht? Viele Katzen leben im Tierheim.

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