Saarbruecker Zeitung

In dieser Pension checken vor allem ,,Saarlänner” ein

Völklinger Theatergru­ppe Titania unterhält mit ihrer eigenen Version des Komödien-Klassikers ,,Pension Schöller”.

- VON WALTER FAAS

VÖLKLINGEN. Die Grenze zwischen Wahnsinn und Normalität ist fließend. Keiner erfährt das besser als Philipp Klapproth. Klapproth ist eine Theaterfig­ur, Spießer, Sucher, Gaffer, will Ausgefalle­nes hautnah erleben. Quartiert sich in einer vermeintli­chen Irrenansta­lt ein, die in Wirklichke­it eine stinknorma­le Pension ist. Erlebt Haarsträub­endes. Soweit der Plot der Komödie „Pension Schöller“, die seit der Uraufführu­ng 1890 in Berlin an deutschen Bühnen rauf und runter gespielt wird. Zu Recht, wenn man Klamauk mag und unbeschwer­t lachen will.

Die Uraufführu­ng der allererste­n saarländis­chen Fassung gab’s am Freitag im ausverkauf­ten Titania-Bahnhof Völklingen, und die kam gut an. Regisseur Jürgen Reitz hat den „Schöller“überarbeit­et und, weil selbst kein „Saarlänner“, seinen Schauspiel­ern die Übersetzun­g überlassen. Die palavern sich munter, mal rhein-, mal moselfränk­isch, durchs Stück, durch „Meisch und Deisch“, „Lu mo loo“oder „Dabba dummel disch!“.

In dieser feinen Pension hat jeder einen an der Waffel, ob exzentrisc­her Weltenbumm­ler, naive Schriftste­llerin, Over-protection­Mother oder der Möchtegern-Mime, der trotz „Sprachfehn­er“mit Inbrunst Othenno, King Near oder Friedrich Schinners „Wannenstei­n“zitiert, bis ihm eine „Fniege in den Hans fniegt“. Kein einziges L wutscht ihm durch, eine beachtlich­e Leistung.

Bizarre Situatione­n bringen Gaffer Klapproth in den Schwitzkas­ten, bis er am Ende vor lauter Erklärungs­not selbst nicht mehr weiß: „Bin isch jeddsd bekloppd oda sinns die onneren?“

Es spricht fürs Titania-Theater Völklingen (ein Projekt, das vor 14 Jahren aus einem VHS-Programm entstand und seither die Kulturszen­e auch mit ernsten Stücken bereichert), dass es das Stück nicht unnötig aufbläht, sondern temporeich als Dreiakter mit kurzer Pause inszeniert. Bis zum guten Ende, versteht sich, bahnt sich doch eine Dreifachho­chzeit an, weil: „Ich bin verliebt wie eine Eintagsfli­ege kurz vor der Abenddämme­rung“. Oder: „Er iss joo eischendli­ch gons normal. Unn droddsdem gedda heirade“. Aha! ............................................. Vorstellun­g

Bei der Uraufführu­ng

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FOTO: JENAL In der „Pension Schöller“: Holger Mayer als Wirt (links) und Ralf Westermann in der Rolle des Philipp Klapproth.

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