Saarbruecker Zeitung

Eine Rote Karte, zwei Elfmeter, vier Tore

Das Derby hatte es in sich: Außenseite­r FC Homburg trotzte der SV Elversberg ein 2:2 (1:1) ab. Dennoch sagte Trainer Jens Kiefer: „Das ist ein Skandal.“

- VON HEIKO LEHMANN

ELVERSBERG Mit beiden Händen in den Haaren rennt Jens Kiefer wie von der Tarantel gestochen Richtung Mittellini­e. Der Trainer des Fußball-Regionalli­gisten FC Homburg schreit im Spiel bei seinem Ex-Club außer sich vor Wut in Richtung Linienrich­ter. Er tritt mit voller Wucht gegen die Fahne an der Mittellini­e. „Das ist ein Skandal. Wie kann ich etwas pfeifen, das gar nicht passiert ist? So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt er nach dem Spiel, das 2:2 (1:1) endete, noch voller Emotionen. Er meint die Szene in der 66. Minute, als Favorit SV Elversberg am Samstag im eigenen Stadion mit 1:2 gegen den FCH zurücklieg­t. Nach einem Eckball für den Spitzenrei­ter köpft SVE-Neuzugang Marco Kofler den Ball aus fünf Metern auf das Homburger Tor. FCH-Spieler Christian Lensch wehrt den Ball mit der Brust ab. Schiedsric­hter Mario Schmidt entscheide­t auf Elfmeter – und zeigt Lensch die Rote Karte. „Ich weiß nicht, was der Schiedsric­hter da gesehen hat. Ich bekam den Ball auf die Brust“, sagt Lensch. Elversberg­s Top-Torjäger Maximilian Oesterhelw­eg verwandelt den Strafstoß sicher zum 2:2. Sein zweiter Treffer im Saar-Derby und sein 13. Saisontor.

„Der Mann in Gelb wollte heute einfach nicht, dass wir gewinnen.“

Nikals Jakusch

Torhüter des FC Homburg

Zwölf Minuten später gibt es erneut Elfmeter für Elversberg. SVEInnenve­rteidiger Leandro Grech hatte aus 18 Metern abgezogen. Homburgs Steven Kröner versuchte, den Schuss mit dem Rücken zum Schützen zu blocken. Er bekam den Ball an die Hand. Kiefer sagt: „Kann man pfeifen, muss man aber nicht.“Oesterhelw­eg schießt wieder nach links unten. Der überragend­e FCH-Torwart Nikals Jakusch hält den Ball und damit den überrasche­nden Punktgewin­n seiner Mannschaft fest. „Der Mann in Gelb wollte heute einfach nicht, dass wir gewinnen. Es ist ärgerlich, da wir alle sehr stark waren“, sagt Jakusch mit Blick auf den Schiedsric­hter.

Bei Aufstiegs-Favorit Elversberg stehen die drei Neuzugänge Kofler, Simon Handle und Niko Dobros in der Startelf. Von den vier Offensivpo­sitionen bei der SVE sind drei neu besetzt. Nur Oesterhelw­eg spielt auf der angestammt­en linken Außenbahn. Den 2235 Zuschauern wird schnell deutlich, was mit der neuen SVE-Offensive los ist: Dobros und Handle sind kaum zu bremsen. Sie brennen mit Stürmer Julius Perstaller und Oesterhelw­eg zu Beginn ein Feuerwerk ab. „Wenn wir nach einer halben Stunde mit 3:0 führen, ist alles gut. Aber wir waren nicht effektiv genug“, sagt Oesterhelw­eg, der nach Vorarbeit von Handle und Dobros nach 16 Minuten das 1:0 erzielt.

Die SV Elversberg wollte in der Wintervorb­ereitung vor allem die Abschlussp­robleme und das Kassieren von einfachen Gegentoren in den Griff bekommen. Die Abschlussp­robleme sind weiterhin deutlich. Und zehn Sekunden vor der Pause braucht der Ex-Elversberg­er Marc Gallego nach einer Flanke von Timo Cecen nur den Fuß hinzuhalte­n, um zum 1:1 für Homburg auszugleic­hen.

40 Sekunden nach dem Seitenwech­sel köpft Tim Stegerer nach einem Freistoß von Cecen sogar das 2:1 für den FCH. Er sagt auf die Frage, wo sein Gegenspiel­er bei dem Tor war: „Ich wurde in der Situation überhaupt nicht gedeckt.“

In der Folge nimmt die SV Elversberg das Elfmeter-Geschenk dankend an, aber danach ist sie trotz Überzahl ideenlos und kommt zu keiner klaren Torchance mehr. „Wir müssen in der ersten Halbzeit mehr aus unseren Chancen machen. Wir waren im letzten Drittel nicht konsequent genug“, sagt Trainer Michael Wiesinger, der Topvorbere­iter Markus Obernoster­er gar nicht in den Kader genommen hatte.

 ?? FOTO: WIECK ?? Homburgs Christian Lensch (Dritter von links) ahnt, was kommt: Mario Schmidt zückt die Rote Karte aus seiner Hosentasch­e. Lensch sagt: „Ich weiß nicht, was der Schiedsric­hter da gesehen hat. Ich bekam den Ball auf die Brust.“
FOTO: WIECK Homburgs Christian Lensch (Dritter von links) ahnt, was kommt: Mario Schmidt zückt die Rote Karte aus seiner Hosentasch­e. Lensch sagt: „Ich weiß nicht, was der Schiedsric­hter da gesehen hat. Ich bekam den Ball auf die Brust.“
 ?? FOTO: FRANZ/EIBNER ?? Maximilian Oesterhelw­eg hat die Lufthoheit. Er traf zwei Mal, doch seine Tore reichten für die SV Elversberg nicht zum Sieg.
FOTO: FRANZ/EIBNER Maximilian Oesterhelw­eg hat die Lufthoheit. Er traf zwei Mal, doch seine Tore reichten für die SV Elversberg nicht zum Sieg.

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