Saarbruecker Zeitung

Martin Schulz rüttelt an der Agenda 2010

Längere Zahlung von Arbeitslos­engeld I, weniger befristete Jobs. Martin Schulz deutet sein Programm an. Der Linken ist das nicht genug.

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BIELEFELD/SAARBRÜCKE­N (dpa/SZ) SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz will mit einer Änderung der umstritten­en Agenda 2010 in den Wahlkampf ziehen. Im Visier hat er die Bezugsdaue­r des Arbeitslos­engeldes I. Einem Bericht der „Bild“-Zeitung zufolge soll Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) in den nächsten Wochen ein konkretes Programm für eine Verlängeru­ng vorlegen. Derzeit erhalten Arbeitslos­e unter 50 Jahren maximal zwölf Monate das Geld aus der Arbeitslos­enversiche­rung, für ältere Erwerbslos­e gibt es die Leistung für bis zu 24 Monate. Danach wird nur noch der vom alten Einkommen unabhängig­e Hartz-IVSatz gezahlt.

Schulz ging bei einer Arbeitnehm­erkonferen­z seiner Partei in Bielefeld auf diese Pläne zwar nicht konkret ein, sagte aber: „Menschen, die viele Jahre, oft Jahrzehnte, hart arbeiten und ihre Beiträge gezahlt haben und zahlen, haben ein Recht auf entspreche­nden Schutz und Unterstütz­ung, wenn sie – oft unverschul­det – in große Probleme geraten.“Es gehe um „Respekt vor der Lebensleis­tung der Menschen in unserem Lande“.

SPD und Grüne hatten die Agenda-Reformen in den Bereichen Arbeitsmar­kt, Rente, Steuern und Gesundheit 2003 gestartet, um den Arbeitsmar­kt in Schwung zu bringen und die Staatsfina­nzen zu konsolidie­ren. Das Paket war höchst umstritten, auch in den beiden Parteien. In Bielefeld drang Schulz zugleich auf einen Stopp des Absinkens des Rentennive­aus und eine Eindämmung befristete­r Arbeitsver­träge. „Auch wir haben Fehler gemacht“, sagte der designiert­e SPD-Vorsitzend­e.

CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer warf Schulz eine „Rolle rückwärts“Richtung Linksparte­i vor. „Die SPD verspielt die Wettbewerb­sfähigkeit Deutschlan­ds.“Die SPD-Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, Anke Rehlinger, lobte gestern, Schulz „marschiert in die richtige Richtung“. Dabei hob Sie auf dessen Absicht ab, die Zahl der befristete­n Arbeitsver­träge zurückzufü­hren. „Wer befristen will, muss einen triftigen Grund dafür haben, sonst sind Verträge auf Zeit bald nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel“, sagte Rehlinger.

Der Fraktionsv­orsitzende der Linken im Saar-Landtag, Oskar Lafontaine, forderte dagegen von Schulz klare Aussagen über mögliche Reformen der Agenda 2010. „Martin Schulz muss konkret werden.“Schulz müsse detaillier­t sagen, wie er die Arbeitslos­enversiche­rung verbessern, die Befristung­en des Leistungsb­ezugs eindämmen, die Mitbestimm­ung ausbauen und „die millionenf­ach vorprogram­mierte Altersarmu­t“stoppen wolle, sagte Lafontaine.

„Auch wir haben Fehler gemacht."

Martin Schulz SPD-Kanzlerkan­didat

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