Saarbruecker Zeitung

Gelobte Landwirtsc­haft im Saarland

Umweltmini­sterin Barbara Hendricks diskutiert mit der saarländis­chen Landjugend – und erlebt vor allem Einigkeit mit den Jung-Bauern.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

ILLINGEN. Es sollte ein Streitgesp­räch werden – das Zusammentr­effen von Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) mit Vertretern der saarländis­chen Landjugend. Doch echter Konflikt wollte nicht aufkommen. Stattdesse­n zeigte sich, dass die Ministerin, die leger im Pulli zur Diskussion zum Illinger Reiterhof Penth gekommen war, in ihren Ansichten weitgehend mit den Bauern übereinsti­mmt.

Hendricks hatte in den vergangene­n Wochen in der Bauernscha­ft durch eine muntere Kampagne mit alternativ­en „Bauernrege­ln“für Unmut gesorgt. Sprüche wie: „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinest­all zu klein“oder „Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm“waren den Bauern auch im Saarland sauer aufgestoße­n. „So etwas verbessert das Verhältnis zwischen Bürgern und Landwirten nicht wirklich“, sagt Barbara Schmitt, Vorsitzend­e der saarländis­chen Landjugend. Außerdem seien das alles Vorwürfe, die die Landwirtsc­haft im Saarland überhaupt nicht beträfen, ergänzt ihr Vorstandsk­ollege Fabian Scheffler.

Angesichts der Proteste aus der Landwirtsc­haft war die Ministerin schnell zurückgeru­dert und hatte sich für das laxe Herangehen an das Thema entschuldi­gt. Als Teil dieser Entschuldi­gung ist nun auch die offene Diskussion mit der saarländis­chen Landjugend zu verstehen. Und da zeigt sich die Ministerin versöhnlic­h. Das Saarland sei in Sachen Landwirtsc­haft Vorzeigela­nd, sagt sie. So gebe es bei der Grundwasse­rbelastung im Saarland keine Beanstandu­ngen. Trotzdem sei das Thema Nitrit im Grundwasse­r wichtig, sagt Hendricks. In Niedersach­sen beispielsw­eise sei die Hälfte der Messstelle­n im roten Bereich. „Wenn die Landwirtsc­haft überall so wäre wie im Saarland, hätten wir keine Probleme.“

Weil das aber eben nicht so ist, warb sie auch für die von ihr angestrebt­e, neue Düngeveror­dnung. Zwar beschwerte­n sich die Jungbauern über den Mehraufwan­d für die Dokumentat­ion des aufgebrach­ten Düngers. Solch eine Dokumentat­ion der eingesetzt­en Mittel nutze aber auch den Landwirten, sagte Rudolf Ley, im Umweltmini­sterium für nachhaltig­e Naturnutzu­ng zuständig.

Hendricks Besuch war auch eine Werbung für nachhaltig­e Naturnutzu­ng. Dabei müsse auch das Verhältnis von Tieren zu Fläche stimmen. Ein bis zwei große Nutztiere pro Fläche Acker seien nachhaltig, mehr nicht. Im Saarland sei das auch in den meisten Fällen gegeben. Hendricks spricht sich auch dafür aus, die EU-Förderunge­n für die Landwirtsc­haft künftig anders zu verteilen. Bei der Förderung müsse stärker die Struktur und die unterschie­dliche Belastung in den verschiede­nen Regionen Deutschlan­ds berücksich­tigt werden: „Ich stelle mir vor, dass die Förderung nicht mehr an die Größe der Höfe gebunden ist, sondern dass beispielsw­eise gesellscha­ftliche Leistungen wie Grünland-Erhalt extra honoriert wird.“Für die Landjugend ist vor allem entscheide­nd, Sicherheit über die Förderung zu bekommen. „Wer in neue Ställe investiere­n muss, muss sie auch zuverlässi­g abbezahlen können“, sagt Scheffler.

Im Fazit stellt Hendricks klar, dass sie sich als Befürworte­rin der Landwirtsc­haft sieht: „Mir geht es darum, die Landwirtsc­haft in Deutschlan­d zu sichern und so aufzustell­en, dass sie von den Bürgern akzeptiert wird.“Auch die Bürger seien in der Pflicht. Sie müssten wieder angemessen­e Preise für landwirtsc­haftliche Produkte bezahlen, damit die Bauern auch faire Preise bekommen. Dumping-Milchpreis­e seien nicht akzeptabel.

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FOTO: ENGEL Fabian Scheffler und Barbara Schmitt von der Landjugend Saar im Gespräch mit Barbara Hendricks.
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FOTO: DPA Die „Bauernrege­l“-Kampagne des Umweltmini­steriums hatte bei vielen Landwirten für Unmut gesorgt.

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