Saarbruecker Zeitung

„Keinen Cent mehr“für den Ludwigspar­k

Die große Koalition fordert, dass Saarbrücke­n die Kostenexpl­osion alleine stemmt. Ist das Stadion am Ende gar nicht Bundesliga-tauglich?

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N Wer wusste wann von der Kostenexpl­osion beim Stadionumb­au des Saarbrücke­r Ludwigspar­ks – und wer muss sich an den Mehrkosten von geschätzt acht Millionen Euro beteiligen? Bislang bekannt ist dies: Der Ludwigspar­k wird statt 20 vermutlich 28 Millionen Euro kosten. Die Stadt ist Bauherrin, das Land sollte bislang aber den größten Teil der Kosten, nämlich 15 Millionen Euro, übernehmen. Die beiden Landesvert­reter im Aufsichtsr­at der Stadion-Gesellscha­ft, Stefan Pauluhn (SPD) und Klaus Meiser (CDU), haben nach eigenen Worten erst kurz vor der Öffentlich­keit (Donnerstag) von der massiven Kostenstei­gerung erfahren.

In der bisher letzten Aufsichtsr­atssitzung im Dezember seien sie über die Angebote informiert worden, die auf die Ausschreib­ung hin eingegange­n waren. „Die dort genannte Summe lag deutlich unter dem Wert, der jetzt als Prognose für die Kostenstei­gerung für die Gesamtbaum­aßnahme in Rede steht“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Er nannte aber keine Zahlen. Pauluhn und Meiser betonten zudem, dass das Gremium gar keine Entscheidu­ngskompete­nz habe und lediglich ein „Beirat“sei. Nach Angaben der Landeshaup­tstadt heißt das Gremium offiziell Aufsichtsr­at. „Seine einzige Funktion ist es, mit darauf ein Auge zu legen, dass wegen der horrenden Zuschüsse des Landes dort auch eine vernünftig­e Umsetzung der Maßnahme geschieht“, sagte Pauluhn. Bis Mitte 2016 sei das Gremium noch ein richtiger Aufsichtsr­at mit Entscheidu­ngskompete­nz gewesen. „Doch ab einem gewissen Planungsst­and bei den Ausschreib­ungen wurde der Aufsichtsr­at ein Beirat mit allein beratender Funktion“, sagte Meiser. Das bestätigt auch die Stadt.

Verantwort­lich für den Anstieg sei allein die Landeshaup­tstadt. „Was sich jetzt an Kostenstei­gerungen abspielt, ist unerträgli­ch. Es wird keinen Cent mehr des Landes geben für solche Missplanun­gen“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans. Diese Linie, die auch das Innenminis­terium vertritt, unterstütz­t auch Pauluhn: „Alles, was die Baumaßnahm­e jetzt teurer macht, muss die Stadt entweder über Privatinve­storen oder den städtische­n Haushalt abdecken.“Stadt und Finanzmini­sterium müssten über mögliche Änderungen der Umbaupläne sprechen. Dies könne die Kosten senken.

Die Position des Landes ist für die Opposition im Landtag nicht nachvollzi­ehbar. Sie ist der Auffassung, dass das Land auf die Mittelverg­abe achten müsse. „Es ist eine bequeme Art, sich aus der Verantwort­ung zu stehlen, wenn man sagt: Die Stadt soll jetzt alles machen“, sagt Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine. Die Piraten glauben nicht, dass das Land am Ende die Stadt hängen lassen wird: „Niemand wird da so eine Bauruine stehen lassen, wenn es hart auf hart kommt. Denn dann ist ein etwas teureres Stadion besser als gar kein Stadion, für das man schon viel Geld ausgegeben hat“, so Fraktionsc­hef Michael Hilberer. „Das Ende der Fahnenstan­ge ist mit den 28 Millionen Euro vielleicht auch noch nicht erreicht“, mutmaßt Grünen-Fraktionsv­ize Klaus Kessler. Das Stadion drohe, zu einem „Fünften Pavillon“zu werden.

Offen ist laut CDU und SPD, ob

die 15 Millionen Euro des Landes überhaupt fließen werden. Denn selbst wenn der Ludwigspar­k für 28 Millionen Euro umgebaut würde, sei nicht klar, ob er den Anforderun­gen des DFB an ein zweitligat­augliches Stadion entspricht. „Der DFB sagt ganz klar, das funktionie­rt so nicht. Die Fanströme von Gastmannsc­haft und Heimmannsc­haft überkreuze­n sich“, sagt Tobias Hans. „Ich hätte die Erwartung, dass die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin den StadionUmb­au endlich zur Chefsache macht und nicht andere vorschiebt“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans. Vorwürfe der Opposition, das Land habe als Hauptgeldg­eber auch die Verantwort­ung, über die Mittelverg­abe zu wachen, weist er zurück. Dies sei – wie auch jede vom Land geförderte Straßensan­ierung – eine kommunale Aufgabe im Rahmen der kommunalen Selbstverw­altung.

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FOTO: BECKER&BREDEL Der Abriss ist im Ludwigspar­k in vollem Gange – doch über die Pläne des Wiederaufb­aus gibt es Streit.

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