Saarbruecker Zeitung

Wie sich Bürger im Warndt gegen Feinstaub wehren

- VON BARBARA SCHERER

DORF IM WARNDT Unscheinba­r liegt es auf dem Tisch, ein etwa handgroßes, halbrundes Gerät mit einem kleinen Display: das LaserEgg. Mit zwei dieser eigens aus China importiert­en Maschinen nimmt die Bürgerinit­iative (BI) „Saubere Luft“im Warndt seit einigen Wochen Feinstaub-Messungen vor. Am Mittwoch hat die BI in Dorf im Warndt erste Ergebnisse dieser Messungen sowie ein zweites Gerät, das eventuell zum Einsatz kommen soll, vorgestell­t.

Die BI vertritt die Bürger der Gemeinden im Warndt, die sich in der Nähe des Total-Petro-Chemie-Werks Carling befinden. Doch dabei haben die Mitglieder ihren Blick ebenfalls auf weitere Einflussfa­ktoren wie die Mülldeponi­e in Velsen, erläuterte Martin Becker von der BI. „Es hängt alles mit allem zusammen“, meinte er und erklärte, es würden nicht nur die Luft, sondern auch Böden und Gewässer untersucht.

Der Grund, warum die BI eigene Messungen vornimmt, ist ihre Kritik an den Daten des Umweltmini­steriums. Die Grundlagen hierfür seien europäisch­e Luftqualit­ätsrichtli­nien sowie das BundesImmi­ssionsschu­tzgesetz, erläuterte Heike Schreiner von der BI. Diese schreiben, was Feinstaub angeht, Jahres- und Tagesmitte­lwerte vor – doch die reichen aus Sicht der BI nicht aus. Zunächst einmal forderten Organisati­onen wie die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) eine Absenkung der Mittelwert­e, betonte Schreiner. Außerdem wies sie erneut darauf hin, dass die Menschen in Frankreich zeitnahe Gesundheit­swarnungen erhielten, wenn die Grenzwerte überschrit­ten würden – die deutschen Bürger jedoch nicht. Deshalb wünsche sich die BI eine „grenzübers­chreitende Vorgehensw­eise“.

Ein Mittel zur Selbsthilf­e soll nun das Laser-Egg sein. Die Geräte seien zwar nicht geeicht, räumte BI-Vorsitzend­er Adriano Pitillo ein, und „eher für den Hausgebrau­ch, aber sie funktionie­ren“. Das Gerät messe auch den gefährlich­en Feinstaub PM 2,5, der von vielen Messstatio­nen gar nicht erfasst würde, beschrieb Schreiner die Technik. Das Gerät sauge die Luft an und ein Laserstrah­l im Inneren erfasse anhand der Lichtbrech­ung die Partikel. Ein Feinstaubs­ensor messe diese Veränderun­gen und stelle sie auf dem Bildschirm des Geräts dar, inklusive eines sogenannte­n Luftindexe­s. Bei den bisherigen Messungen habe das Gerät teilweise Spitzenwer­te angezeigt, die dem Doppelten des Tagesmitte­lwertes entspräche­n, führte Schreiner aus.

Doch das Laser-Egg ist nicht die einzige Alternativ­e für die Bürger im Warndt. Die BI hatte an diesem Abend Thomas Lambertz von der Firma Dr. Födisch eingeladen, um einen Sensor seines Unternehme­ns vorzustell­en: den FDS 15. Dieser sei zwar auch nicht für den behördlich­en Einsatz zertifizie­rt, aber technisch mit zugelassen­en Geräten vergleichb­ar, versprach er. Unter dem grünen Gehäuse verstecke sich eine ähnliche Messmethod­e wie beim Laser-Egg, allerdings komme anstatt eines Lasers Infrarot zum Einsatz. Durch eine Beheizung seien die Bedingunge­n im Gerät immer gleich, ein zuverlässi­ger Einsatz innen und außen sei möglich. Die BI überlegt nun, ein solches Gerät – Kostenpunk­t: circa 1500 Euro – anzuschaff­en. Ein flächendec­kendes Netz würde jedoch den finanziell­en Rahmen sprengen. Pitillo betonte: „Hier sehen wir ganz klar die Landesregi­erung, ihre Behörden, Kommunen und Institutio­nen im Interesse der Bevölkerun­g in einer konstituti­onellen als auch moralische­n Pflicht.“

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Das Laser-Egg misst die Feinstaubb­elastung in der Luft.
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FOTOS: R. RUPPENTHAL Die neu vorgestell­te Alternativ­e: der FDS 15.

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