Saarbruecker Zeitung

PSA will Opel als Marke erhalten

WIRTSCHAFT

- VON CHRISTINE LONGIN

Der PSA-Konzern will bei einer Übernahme von Opel an der Marke festhalten. Die Franzosen wollten vom Image des deutschen Autobauers profitiere­n, sagte der PSA-Chef. Jobs und Standorte sollen erhalten bleiben.

PARIS (SZ/dpa) Deutschlan­d und Frankreich ziehen bei einer OpelÜberna­hme an einem Strang. „Es gibt eine völlige Übereinsti­mmung der Sichtweise­n,“sagte der französisc­he Wirtschaft­sminister Michel Sapin nach einem Treffen mit seiner deutschen Kollegin Brigitte Zypries (SPD) gestern in Paris. „Wir sind uns einig, dass die Marke Opel erhalten bleiben soll“, ergänzte Zypries. „Oberste Priorität hat die Zusage zu Standorten, zu Fertigungs­zentren und der Beschäftig­ung als solcher.“Sie gehe davon aus, dass diese Zusage auch eingehalte­n werde.

Sapin präzisiert­e den Zeitrahmen

Michel Sapin, französisc­her Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster

für den Deal. „Das wird nicht in den nächsten Tagen stattfinde­n, aber auch nicht erst in drei Monaten“, sagte der Sozialist, der PSA-Chef Carlos Tavares am Mittwochab­end getroffen hatte. In Presseberi­chten war von einer Unterzeich­nung bereits Anfang März die Rede gewesen. Sapin sprach sich offen für den Zusammensc­hluss der beiden Autobauer aus: „PSA braucht die deutsche Qualität.“Mit dem Deal könne eine „mächtige europäisch­e Einheit“entstehen. Gleichzeit­ig versichert­e der Sozialist, dass seine Regierung die Sorge um Standorte und Arbeitsplä­tze teile. Deshalb müsse die Übernahme in einem „Klima des Vertrauens“stattfinde­n.

Tavares hatte am Morgen bei der Vorstellun­g der PSA-Jahresbila­nz für sein Projekt geworben. „Wir glauben, dass es Chancen gibt, einen europäisch­en AutoChampi­on aufzubauen.“Gleichzeit­ig versichert­e der Unternehme­nschef: „Opel wird ein deutsches Unternehme­n bleiben.“Das sei auch wichtig, weil einige Kunden einen Bogen um französisc­he Marken machten und den deutschen Marken den Vorzug gäben. Auch aus diesem Grund sei die Übernahme aus Sicht von PSA sinnvoll, sagte Tavares. „Hier gibt es eine echte Komplement­arität.“Opel sei in einer ähnlichen Situation wie PSA vor vier Jahren – bevor der 58-Jährige dort die Führung übernahm. Damals stand die Automarke mit dem Löwen vor der Beinahe-Pleite und konnte nur durch den Einstieg des chinesisch­en Autobauers Dongfeng und eine Erhöhung der Staatsbete­iligung gerettet werden.

Seither strich Tavares die Zahl der Modelle zusammen, verhandelt­e mit den Gewerkscha­ften über Lohnzurück­haltung und machte PSA so wieder flott. Nun könne der französisc­he Konzern Opel helfen, „wieder auf die Beine zu kommen.“Allerdings, so betonte Tavares, müsse der Sanierungs­plan von Opel selbst kommen: „Es ist an ihnen, ihren Plan aufzustell­en.“

Zusammen mit Opel will Peugeot-Citroën, das über Netto-Barmittel von 6,8 Milliarden Euro verfügt, zur Nummer zwei der europäisch­en Autobauer hinter Volkswagen aufsteigen. „Wenn unser Unternehme­n mittelfris­tig die Chance hat, fünf Millionen Autos zu produziere­n, dann ist das eine Herausford­erung. Das stimuliert mich“, versichert­e Tavares. Der PSA-Chef hatte im Telefonat mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) eine Standort- und Jobgaranti­e gegeben. „Wir werden die Vereinbaru­ngen mit den Gewerkscha­ften bei Opel einhalten“, bekräftigt­e der Automanage­r.

„PSA braucht die deutsche Qualität."

PSA geht gestärkt durch eine gute Jahresbila­nz in die Übernahmev­erhandlung­en. Der Nettogewin­n des Autobauers lag im vergangene­n Jahr bei 1,73 Milliarden Euro und damit fast doppelt so hoch wie 2015. Erstmals seit sechs Jahren kündigte die Unternehme­nsführung eine Dividende an.

Das Opel-Projekt war erst vergangene Woche bekannt geworden und hatte sowohl die Bundesregi­erung als auch die französisc­he Regierung, die rund 14 Prozent an PSA hält, überrascht. „Wir teilen die Wut – und zwar in derselben Stärke“, versichert­e Sapin auf die Frage, wann er informiert worden sei. Zu Opel gehört die britische Marke Vauxhall. PSA vereint die Marken Peugeot, Citroën und DS.

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FOTO: DPA PSA-Chef Carlos Tavares bezeichnet den Rüsselshei­mer Hersteller Opel als Sanierungs­fall.
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