Saarbruecker Zeitung

Nicht nur das Stadion macht der Stadt Ärger

Finanzprob­leme überall: Die Sanierung des Ludwigspar­ks soll deutlich mehr kosten, und auch andere Bauprojekt­e in Saarbrücke­n laufen nicht glatt.

- VON MARKUS SAEFTEL

SAARBRÜCKE­N Die Sanierung des Ludwigspar­kstadions stellt die Stadt vor große finanziell­e Probleme. Der Stadionumb­au wird deutlich teurer als geplant (die SZ berichtete). Zunächst war von 16 Millionen Euro die Rede, dann stieg der Betrag auf rund 20 Millionen und jetzt auf 28 Millionen Euro. 14,5 Millionen Euro hatte das Land als Zuschuss zugesagt. Doch jetzt teilte das Innenminis­terium mit: „Die Bewilligun­g des Landes ist an die Einhaltung der zuwendungs- und vergaberec­htlichen Bestimmung­en gebunden. Insofern bleibt das weitere Verfahren abzuwarten.“Grundlage des Zuschusses sei der Antrag der Stadt mit rund 20 Millionen Euro Gesamtkost­en gewesen.

Die erneute Steigerung der Kosten soll jetzt allein die hoch verschulde­te Stadt stemmen. Wie ist völlig offen. Am kommenden Mittwoch, 1. März, wird es eine nicht öffentlich­e Sondersitz­ung des Werksaussc­husses des Gebäudeman­agement-Betriebs Saarbrücke­n (GMS) und des Sportaussc­husses des Stadtrats geben. Anschließe­nd will Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) die Öffentlich­keit über den aktuellen Sachstand informiere­n. Stadtpress­esprecher Thomas

Blug weist darauf hin, das Verhandlun­gsverfahre­n für den Neubau von zwei Tribünen, dem Funktionsg­ebäude und der „technische­n Infrastruk­tur“laufe noch. Detaillier­te Aussagen zu diesem Verfahren seien deshalb derzeit aus rechtliche­n Gründen nicht möglich.

Baudezerne­nt Heiko Lukas hatte vor der Presse am 16. Februar die Kostenstei­gerung damit begründet, es seien nur wenige Angebote nach der Ausschreib­ung eingegange­n, der Wettbewerb­sdruck fehle, um den Preis zu drücken. So hatte er bereits bei der Sanierung der Bahnhofstr­aße argumentie­rt. Die wird auch teurer – hier geht es um rund eine Million Euro. Die Kosten für die Bahnhofstr­aße steigen aber auch, weil sich die Verwaltung ein Baustellen­management leistet und die städtische Gesellscha­ft GIU damit beauftragt hat. Die Bahnhofstr­aße wird saniert, weil der Belag beschädigt ist.

Bei den zusätzlich­en Kosten in der Fußgängerz­one lässt die Landesregi­erung die Stadt nicht alleine. Das Innenminis­terium teilt mit, auch die „zuwendungs­fähigen Mehrkosten“würden aus dem Bund-Länderprog­ramm „Stadtumbau West“gefördert. Das heißt: Bund und Land übernehmen je ein Drittel der Kosten, den Rest müsse die Stadt zahlen. „Zuwendungs­fähig“seien alle Bauarbeite­n auf der Bahnhofstr­aße, aber nicht die Kanalarbei­ten. Denn diese würden mit Gebühren finanziert. „Mit der endgültige­n Programmge­nehmigung durch den Bund kann Ende Mai/ Anfang Juni 2017 gerechnet werden“, teilt die Ministeriu­ms-Pressestel­le mit. Die Sanierung der Bahnhofstr­aße sollte ursprüngli­ch 2,32 Millionen kosten, nun sind es rund 3,4 Millionen Euro.

Streit zwischen Stadt und Land gibt es bei einem dritten Bauprojekt. Die Stadt will das Gelände der ehemaligen Gulliver-Welt im Deutsch-Französisc­hen Garten (DFG) neu gestalten, unter anderem eine Spiellands­chaft anlegen und den Pulverbach renaturier­en. Kosten: 830 000 Euro. 2017 wollte die Verwaltung in einem ersten Schritt 360 000 Euro investiere­n. Doch die Kommunalau­fsicht habe verlangt, diesen Betrag zu streichen, erklärt Pressespre­cher Thomas Blug. Das Innenminis­terium sagt, Streitpunk­t sei ein Kredit in Höhe von

108 000 Euro gewesen. Der Rest stand im Haushaltse­ntwurf der Stadt als Landeszusc­huss aus dem Topf für Tourismusf­örderung. Dafür habe die Stadt aber noch gar keinen Antrag gestellt. Bei der Investitio­n im DFG handele es sich um eine freiwillig­e Maßnahme. Das Ministeriu­m stellt klar: „Kredite für freiwillig­e Maßnahmen sind bei einer überschuld­eten Kommune nicht genehmigun­gsfähig.“Daran werde sich auch 2018 nichts ändern.

Die Anträge für die Tourismusf­örderung und den Bach will die Stadt jetzt schnell stellen, teilte Blug mit, sagt aber auch: „Die Umsetzung steht unter dem Vorbehalt einer Zustimmung durch die Kommunalau­fsicht.“

„Kredite für freiwillig­e Maßnahmen sind bei einer überschuld­eten Kommune nicht genehmigun­gsfähig.“

Katrin Thomas, Innenminis­terium

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FOTOS: BECKER&BREDEL (2)/MEYER Drei große Projekte, die viele Probleme machen: die Sanierung des Ludwigspar­kstadions (links), die Bahnhofstr­aße (Mitte) und die ehemalige Gulliver-Welt im Deutsch-Französisc­hen Garten.
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