Saarbruecker Zeitung

M wie Marketing: Matzeraths Pläne fürs Historisch­e Museum

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SAARBRÜCKE­N (sbu) Am 1. Oktober hat Simon Matzerath sein Amt als neuer Direktor des Historisch­en Museums Saar angetreten. Nun stellte er sich und seine Pläne am Mittwoch erstmals im Kulturauss­chuss der Landeshaup­tstadt vor. 40 Projekte hat er nach eigenen Angaben „in der Pipeline“und will sie jetzt zügig umsetzen. Das Museum sei in „sehr guter Tradition geführt worden“. Es gelte nun aber die Pfunde, mit denen sich wuchern lässt, besser zu präsentier­en, meinte Matzerath. Ist alles vor allem eine Frage der Darbietung?

Schaut man sich Matzeraths Projekte an, so geht es vornehmlic­h um besseres Marketing. Es beginnt damit, die Sichtbarke­it des Hauses, das nur zum Teil oberirdisc­h liegt, zu erhöhen. Das soll durch Außenbeleu­chtung, Beflaggung und das Aufstellen eines Fahnenmast­es erreicht werden. Auch will der Neue durch großflächi­ge Werbung im Stadtraum und Image-Videos mit Überfliegu­ng des Schlosses mehr Flagge zeigen. Hat sich das Historisch­e Museum bisher unter Wert verkauft? Matzerath spart nicht mit Superlativ­en: Man habe deutschlan­dweit den größten Ausstellun­gsbereich zum Ersten Weltkrieg und sei das einzige Museum in Mitteleuro­pa mit unterirdis­cher Burg, preist er es an – sofern man wie er Lübeck nicht mehr zu Mitteleuro­pa zählt.

Für Matzerath ist das Historisch­e Museum, das er im Verbund mit den übrigen „Historisch­en Museen am Schlosspla­tz“vermarkten will, schon jetzt gleich nach der Völklinger Hütte und der Modernen Galerie wichtigste­r kulturelle­r Leuchttum des Saarlandes. Nur die Besucherza­hlen (25 000 pro Jahr) stimmen noch nicht. Man habe viel zu wenig Schulklass­en, „weil Museen normalerwe­ise von Schulklass­en leben“, sagt er. Die will er künftig jeden Mittwoch abholen lassen, mit Gratis-Zubringerb­ussen. Zweite Zielgruppe sind Familien. Für sie soll es in jeder Sonderscha­u „Mitmach-Elemente“geben. Bei den Sonderauss­tellungen setzt er auf populäre und positive Themen: nach der „Saarpromin­enz“, soll es 2018 um „Burgen und Schlösser im Saarland gehen“, für die das Museum etwa Schlösser und eine syrische Kreuzfahre­rburg („mit 2000 Figuren“) im GulliverFo­rmat rekonstrui­eren will. Verkommt das Historisch­e Museum nun also bald zur „Erlebniswe­lt“?

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