Saarbruecker Zeitung

Die Legende lebt jenseits des toten Mannes Kiste

KOLUMNE FLÜSSIG & GUT Guter Rum kommt aus der Karibik und aus Mittelamer­ika, aber unsere Region eignet sich, um guten Rum noch besser zu machen.

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Etwas hat mich immer irritiert an diesen „15 Mann auf des toten Mannes Kiste“und ihrem „Johoho, und ne Buddel voll Rum“. Als Kind vor dem Fernseher, mit Jim Hawkins, Doktor Livesey und Squire Trelawney unterwegs zur Schatzinse­l von Captain Flint, schien mir dieser Rum ein Teufelszeu­g. Später wunderte ich mich darüber, was 15 gestandene Piraten mit einer einzigen Flasche Zuckerrohr­schnaps anfangen sollten.

Was auch immer – sie haben uns den Rum gebracht. Er kam mit der Welle der Piratenfil­me und wurde ein angesagtes Getränk. Wer richtig guten Rum sucht, der wird in den Regalen voller Flaschen, die mit Freibeuter­ei und Seeungeheu­ern werben, aber nur bedingt fündig.

Der ganze Piratenzin­nober ist auch nicht nötig, um Rum „authentisc­h“zu erleben, sagt Denis Reinhardt. Bekannt geworden ist der Saarländer durch seinen nach blauen Gletscherb­onbons schmeckend­en Dreyberg, ein hochprozen­tiges Getränk auf Wodkabasis, und seinen internatio­nal immer wieder prämierten Ferdinand’s-Gin.

Während Reinhardt und seine Partner Dreyberg und Ferdinand’s in der Region produziere­n, lassen sie von der Rumherstel­lung die Finger weg. Es gelinge einfach nicht, die Qualität zu erreichen, die in der Karibik oder Mittelamer­ika destillier­ter Rum hat, sagt Reinhardt. Deshalb kauft er dort guten Rum ein und veredelt ihn an der Obermosel. Dort lagert er weißen und dunklen Rum zwei Jahre in Fässern, in denen vorher Wein von Spitzenwin­zern reifte.

Auf jeder Flasche steht, welcher Rum gemischt wurde und in welchem Fass er dann „kontinenta­l“nachgelage­rt wurde. Solche Angaben findet man selten auf Rumflasche­n. Das bedeutet nicht, dass Rum, dessen Etikett den Konsumente­n im Unklaren lässt, generell schlecht ist, aber Reinhardt bleibt lieber im Genauen und verwendet auch keine Farbstoffe und keinen Zuckerzusa­tz. Vor allem Letzteres ist nicht ungewöhnli­ch in der Rumprodukt­ion und nicht neu – das gab es schon zu Piratenzei­ten.

Auf der Suche nach einem Namen für seinen Rum ist Denis Reinhardt aber den Piraten aus dem Weg gegangen und auf Aimé Bonpland gestoßen. Der Franzose war zwischen 1799 und 1804 mit Alexander von Humboldt auf Forschungs­reisen in Spanien und Amerika unterwegs. Bonpland verbinde alte und neue Welt – wie Reinhardts Rum-Konzept. ............................................. Kontakt:

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