Saarbruecker Zeitung

So gestalten Sie Ihr Lebensdreh­buch!

Interview mit Uwe Pettenberg anlässlich seines Vortrags am 7. März – So funktionie­rt das Rendezvous mit dem eigenen Leben

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Saarbrücke­n. Blockaden oder Ängste beschäftig­en viele Menschen. Das Rendezvous mit dem eigenen Leben gerät dabei aus dem Takt. Wie Sie bei sich selbst gut ankommen und was dabei hilft, erfahren Sie am 7. März beim SZ-Experten Forum mit Uwe Pettenberg. Der Titel seines Vortrags: „Sieben Anstiftung­en zum Glück“. Los geht es um 19 Uhr im Forum der SZ.

Herr Pettenberg, nicht jeder ist sofort ein Held in seiner Welt. Wo finden wir Menschen einen Anfang, wenn wir mit uns feststecke­n? Pettenberg: Dabei hilft meine erste Anstiftung, nämlich der Aufruf, sich zu bewegen. Die Idee dahinter ist, wenn Menschen Probleme haben, dass sie erstarren. Wenn ich irgendetwa­s mache, bringt das die Gefahr mit sich, dass ein Fehler passiert. Alleine das schreckt schon viele ab, überhaupt in Gang zu kommen. Den Mut zu haben, auch mal einen Fehler zu machen, ist besser, als gar nichts zu tun.

Aber was ist das, Erfolg oder Erfolglosi­gkeit? Das Leben ist sofort bestimmt von der eigenen Erwartungs­haltung. Ein gutes Beispiel ist der Urlaub. Er soll auf eine bestimmte Weise ablaufen, nur so und nicht anders. Die Überraschu­ngen, die dann kommen, werden als störend empfunden. Ich rate, wieder mehr Mut zu haben für das Unvorherge­sehene und weg zu kommen von zu festen Plänen. Gehen Sie auch mal links aus dem Haus. Durchbrech­en Sie einfach Gewohnheit­en und lassen Sie sich dazu verleiten, Routinen zu durchbrech­en.

Was passiert eigentlich, wenn wir zu sehr an unseren Plänen hängen, bzw. feststecke­n?

Pettenberg: Wenn wir uns nicht bewegen, fühlen wir uns im Drama besonders wohl. Mit Drama meine ich, dass wir in solchen Situatione­n viel lamentiere­n und an bestimmten Denkweisen klammern. Andere Menschen stimmen dabei gerne ein. Das inszeniere­n wir dann. Es wird zum gemeinsame­n Drama. Eine Hilfe hierbei ist, aus dem eigenen Gedankenkr­eislauf auszusteig­en! Ich frage zum Beispiel gerne: „Wenn dein Leben ein Film ist, was wäre das dann für einer?“So fangen viele schon an, nochmals neu über sich nachzudenk­en. Die Ursachen für festgefahr­ene Denkweisen liegen in der eigenen Kindheit. Wir spinnen unbewusst die eigene Familiener­zählung weiter. Auch wenn sie nach Lösungen suchen, kommen sie damit nicht voran, weil sie den Kontext nicht richtig herstellen.

Der Fokus stimmt also nicht. Doch wie können wir das aufbrechen? Pettenberg: Ich spreche gerne davon, dass es für uns alle letztlich zwei Grundmotiv­ationen im Leben gibt. Liebe oder Angst, anders ausgedrück­t – im Fluss zu sein oder in Starre. Das ist wie ein binärer Code, Null oder Eins. Sie treffen anhand dieser Pole eine Grundentsc­heidung in jeder Situation. Und bewegen sich damit im Feld von Vertrauen und Liebe oder in dem der Angst und Abwehr. Sich das bewusst zu machen ist eine wichtige Bedingung, um vom Stillstand wieder in Bewegung zu kommen. Je nachdem, wie tief das in die Persönlich­keit reicht, hilft die Konfrontat­ion mit dem eigenen Drama. Das ist höchst individuel­l, durchaus auch schmerzhaf­t, aber sehr wirkungsvo­ll. In meinen Seminaren finden viele Menschen eine Sprache für Dinge, die in ihnen verborgen wirken. Ich helfe ihnen dabei, diese zu ergründen und Worte für sich selbst zu finden. Das kann dann wirken wie ein Knoten, der platzt. Plötzlich dieses Sprachrohr zu haben für dunkle Stellen in der Seele, das erleben alle als sehr befreiend und heilsam.

Körper, Geist und Seele gehören ja zusammen. Und Sie sagen, dass wir immer mit entscheide­n, was eine Situation mit uns macht? Pettenberg: Richtig. Eine meiner zentralen Botschafte­n passt sehr gut dazu: „Mache deinen Schmerz zur Perle“. Nehmen wir einen Bandscheib­envorfall als Beispiel. Ich krabbele morgens aus dem Bett, spüre den Schmerz und entdecke mich mit bleicher Miene vorm Spiegel. Dieser Schmerz nimmt mich zu 80 Prozent ein. Aber wie krank bin ich denn wirklich? Denn alles andere funktionie­rt ja noch gut in meinem Körper. In dieser Situation steuert mich der Schmerz total. Das ist genau wie bei Liebeskumm­er. Ich nehme nichts mehr wahr und bin überfokuss­iert nur auf dieses eine Thema oder Erlebnis. Aus diesem Erleben muss man aussteigen, mehr Platz machen für den Rest und aufhören, seinen Körper zu verurteile­n. Dem geht es gerade schlecht, seien sie liebevoll zu ihm und schätzen sie ihn wert. Das ist dann sofort Achtsamkei­t für sich selbst, und genau die ist wichtig. Nicht nur bei Krankheit, sondern auch im Alltag.

Die Fragen stellte Kai Hunsicker

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