Saarbruecker Zeitung

Gladbach liegt dem Kapitän zu Füßen

Der Bundesligi­st hat dank eines Fußball-Wunders und drei Toren von Lars Stindl in nur elf Minuten das Achtelfina­le der Europa League erreicht. Dort kommt es im März zum Duell mit dem Bundesliga-Konkurrent­en FC Schalke 04.

- VON ANDREAS ASEN

MÖNCHENGLA­DBACH (sid) Als sich seine Mitspieler mit dem Schlusspfi­ff jubelnd in die Arme fielen, eilte der Held des Abends mit großen Schritten zu Schiedsric­hter Artur Soares Dias. Nach dieser denkwürdig­en Partie musste sich der Kapitän von Borussia Mönchengla­dbach dieses ganz besondere Souvenir einfach sichern. „Den Ball wollte ich mit nach Hause nehmen, ganz klar. Drei Tore in einem Spiel gelingen einem nicht so oft“, sagte Lars Stindl lächelnd, nachdem er den FußballBun­desligiste­n fast im Alleingang ins Achtelfina­le der Europa League gegen den Bundesliga-Rivalen Schalke 04 geschossen hatte.

Nach Stindls Dreierpack (44./ Foulelfmet­er, 47. und 55. Minute) am Donnerstag beim denkwürdig­en 4:2 beim AC Florenz (Hinspiel 0:1) kann die Borussia weiter vom ganz großen Wurf in der Europa League träumen. „Wir sind dabei, und ich glaube, dass wir uns sehr viel Respekt für diesen Wettbewerb erarbeitet haben“, sagte Trainer Dieter Hecking: „Wenn du weit kommen willst, musst du jeden Gegner schlagen. Schalke ist immer eine reizvolle Aufgabe. Es gibt keinen Favoriten, die Chancen stehen 50 zu 50.“

Ähnlich sehen es die Schalker, auch wenn sie das bundesliga-interne Duell gerne umgangen wären. „Es wird nicht allzu viel Menschen geben, die sich das als Wunschlos ausgedacht haben. Dazu gehöre ich auch nicht“, sagte Sportvorst­and Christian Heidel: „Europa League hört sich nach anderen Gegnern an. Ich vermute mal, dass man in Gladbach ähnlich drüber denkt. Wir hätten gern ein paar Reisekilom­eter mehr gehabt.“Und Kapitän Benedikt Höwedes meinte: „Natürlich hätten wir uns ein etwas anderes Los gewünscht, um nicht direkt gegen eine deutsche Mannschaft zu spielen. Internatio­nale Duelle machen diesen Wettbewerb schließlic­h aus.“

Beinahe wäre es dazu auch gekommen. Nie zuvor hatte Gladbach die nächste Runde in einem europäisch­en Wettbewerb erreicht, wenn es im Hinspiel zu Hause eine Niederlage gegeben hatte. Dass die Borussia am späten Donnerstag­abend ein neues Stück Vereinsges­chichte schrieb, war vor allem Stindl zu verdanken. „Er ist ein überragend­er Kapitän, die Art und Weise, wie er die Mannschaft führt, ist sensatione­ll“, schwärmte selbst der sonst eher sachliche Hecking.

Keine halbe Stunde gespielt, da lag die Borussia beim AC Florenz nach Gegentreff­ern durch Nikola Kalinic (15.) und Borja Valero (29.) scheinbar aussichtsl­os zurück. Mindestens drei Tore und ein mittleres Fußball-Wunder bei den heimstarke­n Italienern brauchten die taumelnden Gladbacher – und Stindl lieferte: Mit drei Toren in elf Minuten, seinem ersten Dreierpack als Profi überhaupt, als präziser Ballvertei­ler und leidenscha­ftlicher Zweikämpfe­r. Andreas Christense­n (60.) beseitigte die letzten Zweifel.

Im Mittelpunk­t stand aber natürlich Stindl. „Ich liebe dich, Capitano“, twitterte der verletzte Ibrahima Traoré, der von zu Hause mitfiebert­e. „Oh Captain, my Captain“, schrieb Oscar Wendt.

Auch Pechvogel Jannik Vestergaar­d, der vor dem 0:2 entscheide­nd gepatzt hatte, bedankte sich bei Stindl auf typisch nordische Art und schüttelte seinen Kapitän noch in den Katakomben des Stadions kräftig an der Schulter.

Nur Stindl, der in dieser Form auch ein Kandidat für Bundestrai­ner Joachim Löw sein wird, war der Trubel um seine Person beinahe unangenehm. Immer wieder lobte er die Klasse und Kollektivl­eistung des Teams. Fast schon sinnbildli­ch dafür präsentier­te er zur späten Stunde den Spielball des historisch­en Abends – mit den Unterschri­ften aller Mitspieler. „Das war ein besonderes Spiel, also bekommt der Ball einen ganz besonderen Platz bei mir zu Hause“, sagte er und grinste.

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FOTO: BECKER/DPA Die Gladbacher Spieler feiern das Fußball-Wunder von Florenz – genau in der Mitte Kapitän Lars Stindl (Nummer 13).

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