Saarbruecker Zeitung

US-Demokraten hoffen auf Perez

Der Bürgerrech­tsanwalt und Ex-Minister Tom Perez ist neuer Chef der Demokraten. Er soll seine Partei in der Trump-Ära wieder nach oben führen.

- VON GABY CHWALLEK per Twitter an Donald Trump

ATLANTA (dpa) Ein Bürgerrech­tsanwalt und früherer Arbeitsmin­ister soll die US-Demokraten nach ihrer Wahlnieder­lage im November wieder in Schwung bringen. Der 55-jährige Tom Perez, der im Vorwahlkam­pf für Hillary Clinton als Präsidents­chaftskand­idatin geworben hatte, wurde am Samstag zum neuen Parteivors­itzenden gewählt. Perez, der erste Latino auf diesem Posten, sagte dem republikan­ischen Präsidente­n Donald Trump sofort den entschiede­nen Kampf an. Die Demokraten würden dafür sorgen, dass Trump „ein Präsident mit einer Amtszeit“werde.

Der Sohn von Immigrante­n aus der Dominikani­schen Republik setzte sich bei der Abstimmung in Atlanta im Bundesstaa­t Georgia im zweiten Durchgang gegen den muslimisch­en Kongressab­geordneten Keith Ellison durch, einen engen Gefährten des bei der Vorwahl unterlegen­en linken Senators Bernie Sanders. Perez gewann mit 235 zu 200 Stimmen.

Donald Trump twitterte gestern, die Wahl sei „natürlich völlig manipulier­t“gewesen. „Bernies Mann hatte wie Bernie von vornherein keine Chance. Clinton wollte Perez!“

Zuvor hatte Trump Perez ebenfalls via Twitter sarkastisc­h zur Wahl gratuliert. Er könne sich nicht stärker für Perez freuen – „und für die Republikan­ische Partei“, schrieb Trump. Perez antwortete auf dem gleichen Weg: „Du kannst mich Tom nennen. Und sei nicht zu glücklich. Keith Ellison und ich und die im ganzen Land vereinten Demokraten werden dein schlimmste­r Alptraum sein“.

Perez folgt Debbie WassermanS­chultz nach, die kurz vor Clintons Nominierun­g als Präsidents­chaftskand­idatin von ihrem Posten zurückgetr­eten war. Grund waren nach einem Hacker-Angriff bekannt gewordene E-Mails, die zeigten, wie stark das Gremium im Vorwahlkam­pf zugunsten Clintons voreingeno­mmen war. Wasserman-Schultz’ kommissari­sche Nachfolger­in Donna Brazile geriet

Tom Perez danach ebenfalls unter Druck, weil sie im Vorwahlkam­pf Fragen für eine TV-Debatte vorab an Clinton weitergege­ben hatte und damit Sanders benachteil­igt haben könnte.

Sowohl Perez als auch Ellison gelten als progressiv. Ex-Arbeitsmin­ister Perez steht jedoch der klassisch liberalen Parteilini­e und dem Establishm­ent näher als sein unterlegen­er Mitbewerbe­r Ellison. Sowohl der Sieger als auch der Verlierer riefen sofort zur Einheit auf, und Perez schlug Ellison demonstrat­iv als Stellvertr­eter vor.

Parteivors­itzende haben in den USA traditione­ll eine deutlich schwächere Stellung als etwa in Deutschlan­d. Sie kümmern sich weitgehend um organisato­rische Aufgaben wie Spendensam­meln, während andere führende Parteimitg­lieder etwa aus dem Kongress die inhaltlich­e Linie vorgeben.

Viele Demokraten sehen in dem Wechsel an der Spitze des Parteivors­tandes aber eine Chance nach der Wahlschlap­pe Clintons. Vor diesem Hintergrun­d wollen sie die Rolle des Parteivors­itzenden auch inhaltlich stärken.

Ellison wäre von beiden Kandidaten das frischere Gesicht gewesen. Perez hat sich aber in seiner Zeit als Arbeitsmin­ister ebenfalls als Fürspreche­r von Geringverd­ienenden, der Mittelschi­cht und der Minderheit­en einen Namen gemacht.

„Keith Ellison und ich und

die im ganzen Land vereinten Demokraten werden dein schlimmste­r

Alptraum sein.“

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