Saarbruecker Zeitung

Viele Einfallsto­re für Viren

Sicherheit­slücken in Computerso­ftware eröffnen Internet-Kriminelle­n zahlreiche Angriffsmö­glichkeite­n. Informatik­er der Uni Potsdam haben die häufigsten Probleme untersucht. Besonders anfällig sind Android und Adobe.

- VON DAVID SEEL

POTSDAM Fehler in der Software von Computern oder Smartphone­s sind mehr als nur ärgerlich. Sie öffnen Hackern häufig Möglichkei­ten, um unbemerkt Zugriff auf ein Gerät zu erlangen und zum Beispiel Daten zu stehlen. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) der Uni Potsdam hat verschiede­ne Betriebssy­steme und Software-Anwendunge­n auf solche Sicherheit­slücken überprüft.

Dem Bericht zufolge wurden 2016 ungefähr 6500 solcher Software-Schwachste­llen gefunden, 2015 waren es noch 6400 gewesen. 84 Prozent dieser Sicherheit­slücken können laut HPI per Remote-Zugriff, also von anderen Computern aus, ausgenutzt werden.

Laut der sogenannte­n CVE-Liste, die alljährlic­h die Anzahl von Schwachste­llen in Programmen auflistet (siehe Infokasten), wies 2016 Android bei den Betriebssy­stemen mit Abstand die meisten Sicherheit­slücken auf. 523 Schwachste­llen wurden dokumentie­rt, fast 200 mehr als noch im Vorjahr. Apples Betriebssy­steme Mac OS X und iOS belegten ebenfalls vordere Plätze mit 215 (Mac OS) und 161 (iOS) bekannten Lücken. Für Windows 10 wurden 172 Schwachste­llen erfasst, Windows 8.1 (154 Lücken) und Windows 7 (134 Lücken) schnitten nur minimal besser ab.

Bei den Anwendungs­programmen wurden vor allem bei den Produkten eines Hersteller­s Fehler gefunden: Die fünf unsicherst­en Anwendunge­n stammen allesamt von Adobe – Spitzenrei­ter ist der Flash Player mit 266 gefundenen Lücken. Bei den Browsern führt Google Chrome die Liste an, gefolgt von Microsoft Edge, Mozilla Firefox und dem Internet Explorer. Bei allen Browsern wurden weit mehr als 100 Schwachste­llen festgestel­lt.

Das Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) weist darauf hin, dass von öffentlich bekannt gewordenen Schwachste­llen „zwar grundsätzl­ich eine Gefährdung für den Nutzer“ausgehe, dass deren Anzahl aber „keinen einfachen Rückschlus­s auf die Unsicherhe­it der Software“zulasse. Das BSI empfiehlt grundsätzl­ich „stets die aktuellste­n Software- oder Sicherheit­supdates zu installier­en“.

Neben Sicherheit­slücken sind auch unsichere Passwörter potenziell­e Angriffspu­nkte für Hacker. Das HPI hat im vergangene­n Jahr in einer Analyse Passwörter von einer Milliarde Nutzerkont­en untersucht, die von Hackern erbeutet worden und im Internet veröffentl­icht worden waren. Aus den erhaltenen Daten hat das HPI im Anschluss eine Liste der zehn beliebtest­en Passwörter in Deutschlan­d erstellt. Aktuelle Sicherheit­sstandards erfüllt keines davon. Laut HPI-Direktor Professor Christoph Meinel sei es „für kriminelle Hacker ein Leichtes, über schwache Passwörter Zugriff auf persönlich­e Informatio­nen und Accounts zu bekommen.“Das HPI empfiehlt daher allen Internetnu­tzern dringend „Passwörter nicht für mehrere Accounts zu nutzen und diese regelmäßig zu wechseln“.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik bietet den Bürgern auf seiner Internetse­ite (www.bsi-fuer-buerger.de) zahlreiche Ratschläge zum sicheren Umgang mit Passwörter­n und Tipps, wie ein sicheres Passwort aussehen könnte. Auf der Webseite des HPI (https://sec.hpi.unipotsdam.de/leak-checker/) können sich Nutzer informiere­n, ob persönlich­e Daten gestohlen und im Internet offengeleg­t wurden.

 ?? GRAFIK: BARTELS ?? Hacker können durch Sicherheit­slücken Viren auf den Rechner schleusen und ihn dadurch eventuell sogar kontrollie­ren.
GRAFIK: BARTELS Hacker können durch Sicherheit­slücken Viren auf den Rechner schleusen und ihn dadurch eventuell sogar kontrollie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany