Saarbruecker Zeitung

Höhenflug der deutschen Adler

Silber für Andreas Wellinger, Bronze für Markus Eisenbichl­er und gemeinsam Gold im Mixed: Die Skispringe­r haben bei der WM in Lahti abgeräumt.

- VON ERIK ROOS

LAHTI (sid) Andreas Wellinger und Markus Eisenbichl­er genossen mit glänzenden Augen das große Feuerwerk über der Salpaussel­käSchanze. Mit Silber und Bronze im Einzel und Gold im Mixed an der Seite von Weltmeiste­rin Carina Vogt und Svenja Würth haben es die beiden Skisprung-Asse bei der WM in Lahti gewaltig krachen lassen. „Das war ein hammergeil­es Wochenende“, sagte Wellinger nach dem ersten deutschen Doppelpode­st seit Martin Schmitt und Sven Hannawald 18 Jahre zuvor – Deutschlan­d hat wieder ein Traumpaar auf der Schanze.

„Die beiden haben im zweiten Durchgang eine Wahnsinns-Show abgezogen“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster, nachdem seine Musterschü­ler im Auftaktspr­ingen von der Normalscha­nze nur dem Österreich­er Stefan Kraft unterlegen waren. Mit zwei Einzelmeda­illen überboten die Adler damit schon die Zielvorgab­e der gesamten WM – und dies ohne den verletzten Severin Freund.

„Ein Hammer-Springen von unseren Jungs“, meinte Freund, der 2015 den WM-Erfolg von der kleinen Schanze nur um Haaresbrei­te verpasst hatte, ehe er nach Silber dann Gold von der Großschanz­e folgen ließ. Nach seinem im Januar erlittenen Kreuzbandr­iss fieberte der Weltmeiste­r daheim am TV mit und stieß auf seine Freunde an: „Natürlich nur mit Wasser. Sekt ist nicht gerade optimal für die Regenerati­on.“

Ein Medaillen-Bierchen gab es derweil für Wellinger und Eisenbichl­er im Teamhotel. „Das haben wir uns aber auch richtig verdient“, meinte Wellinger. Ein maßvoller Hefegenuss freilich, denn schon einen Tag später holte das erneut überragend­e Duo an der Seite von Vogt und Würth souverän die Goldmedail­le im Mixed mit überrasche­nd großem Vorsprung vor Österreich und Japan. „Mit diesen Jungs macht es einfach Spaß“, sagte Vogt, die ihr insgesamt viertes WM-Gold einheimste, nachdem sie am vergangene­n Freitag den Einzeltite­l von der Normalscha­nze geholt hatte.

In der Form des Wochenende­s sind Wellinger und Eisenbichl­er nun auch ganz heiße Anwärter auf Titel und Medaillen von der Großschanz­e am Donnerstag (Einzel) und zweite Tage später (Team). Eisenbichl­er feuerte am Samstag aus der Angriffspo­sition sogar mit 100,5 Metern den weitesten Flug des Tages ab, der zum Sprung von Platz sechs zu Bronze reichte. „Direkt nach der Landung habe ich überhaupt nicht an eine Medaille gedacht“, sagte der 25-Jährige, der im Weltcup erst einmal auf dem Podest gestanden hatte.

Der 21-jährige Wellinger, Zweiter nach dem ersten Durchgang, setzte mit einem glatten Hunderter den führenden Kraft mächtig unter Druck. „Ich habe ihm das Leben noch schwer gemacht, aber er war heute einfach der Beste“, sagte Wellinger. Kraft selbst, der letztlich rund 120 Zentimeter Vorsprung ins Tal brachte, meinte breit grinsend: „Wenigstens hot koan Deitscha g’wonnen.“

Den „Deitschn“mitsamt ihrem österreich­ischen Trainer Schuster konnte das freilich nicht die Laune verderben. Zuletzt standen bei der Weltmeiste­rschaft 1999 in Ramsau zwei Springer gemeinsam auf dem Stockerl, damals siegte Schmitt vor Hannawald. Anders als damals, als die beiden Alphatiere vor allem Kontrahent­en, in zweiter Linie Kameraden, aber sicher keine Kumpel waren, ist 2017 ein deutscher Freundeskr­eis am Start.

„2014 war ich Olympiasie­ger mit dem Team, das heute ist auch fast ein Team-Sieg“, sagte Wellinger, für den es ohnehin fast ein perfekter Tag war – schließlic­h hatte „sein“FC Bayern den HSV 8:0 weggefiede­lt. „Man könnte sagen, die haben es uns nachgemach­t“, meinte er, „aber sie waren ja leider etwas früher dran“.

„Das war ein hammergeil­es Wochenende.“

Andreas Wellinger

über seine beiden Medailleng­ewinne

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FOTO: HILDENBRAN­D/DPA Ein Wochenende zum Kuscheln: Die deutschen Skispringe­r Andreas Wellinger (links) und Markus Eisenbichl­er schaffen es bei der Entscheidu­ng von der Normalscha­nze gemeinsam aufs Podium.

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