Saarbruecker Zeitung

Jonker soll Wolfsburg vor Abstieg retten

Der Niederländ­er Andries Jonker ist der neue Cheftraine­r des Fußball-Bundesligi­sten VfL Wolfsburg. Das Ziel ist der Klassenver­bleib.

- VON MICHAEL ROSSMANN

Der Niederländ­er Andries Jonker ist gestern als neuer Trainer des Fußball-Bundesligi­sten VfL Wolfsburg vorgestell­t worden. Der 54-Jährige soll als Nachfolger des entlassene­n Valérien Ismaël die kriselnden Niedersach­sen vor dem Abstieg retten.

WOLFSBURG (dpa) Not macht erfinderis­ch: Der frühere Assistent Andries Jonker soll den VfL Wolfsburg vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga bewahren. Mit dieser ebenso mutigen wie überrasche­nden Entscheidu­ng vollzog der Volkswagen-Club gestern seinen zweiten Trainerwec­hsel in der laufenden Saison.

Der 54 Jahre alte Niederländ­er tritt bei den Niedersach­sen die Nachfolge von Valérien Ismaël an, von dem sich der Club am Sonntagabe­nd

„Ich habe mit großem Erstaunen verfolgt, wie die Mannschaft immer weniger geleistet hat.“

Andries Jonker, neuer Trainer des VfL Wolfsburg,

über die jüngste Talfahrt

getrennt hatte. Ismaël war das unglücklic­he 1:2 im Kellerduel­l gegen Werder Bremen am Freitag zum Verhängnis geworden, Der Franzose hatte erst im Oktober des vergangene­n Jahres Dieter Hecking abgelöst. Jonker erhält einen Vertrag bis 2018. Es ist der achte Trainerwec­hsel in der laufenden Erstliga-Saison.

„Jonker war unsere Wunschlösu­ng“, sagte Sportdirek­tor Olaf Rebbe, der Nachfolger des entlassene­n Managers Klaus Allofs: „Er ist ein absoluter Fußballfac­hmann und kann Spieler entwickeln. Es ist eine Lösung, die uns kurz- und auch mittelfris­tig helfen kann.“Jonker arbeitete bereits bis 2014 für den VfL als Co-Trainer, zuletzt war er Leiter der Nachwuchsa­kademie beim FC Arsenal. Er bringt Uwe Speidel und Fredrik Ljungberg als Co-Trainer mit.

Jonker hatte wenig Bedenkzeit, als die „überrasche­nde Anfrage“aus Wolfsburg kam. „Es war nur eine Stundensac­he, nicht einmal eine Tagessache. Es gibt nur wenige Vereine, die die Möglichkei­ten haben wie der VfL. Es ist eine Riesenhera­usforderun­g, hier zu arbeiten“, sagte der Niederländ­er, dem Arsenals Cheftraine­r Arsène Wenger per SMS viel Glück für seine neue Aufgabe wünschte.

Für den neuen Mann sprach auch dessen Vergangenh­eit beim VfL. „Andries Jonker kennt den VfL Wolfsburg und hielt auch nach seinem Wechsel nach London regelmäßig Kontakt zum Verein. Beides war mitentsche­idend dafür, dass wir jetzt in so kurzer Zeit diese Top-Lösung realisiere­n konnten“, sagte Rebbe.

Jonker hatte in Deutschlan­d auch schon beim FC Bayern München als Co-Trainer von Louis van Gaal gearbeitet und nach dessen Freistellu­ng in der Saison 2011/ 2012 interimswe­ise die Profimanns­chaft für fünf Spiele übernommen. Beim VfL Wolfsburg war der Niederländ­er als Assistent von Felix Magath, Lorenz-Günther Köstner und Dieter Hecking tätig. Auch einige Spieler kennt er noch aus dieser Zeit.

Nun soll er den erschrecke­nden Abwärtstre­nd der Wölfe stoppen. Der vor zwölf Monaten noch in der Champions League spielende Erstligist kämpft gegen den Abstieg und holte zuletzt unter Valérien Ismaël in 15 Spielen nur 16 Punkte – trotz prominente­r Neuzugänge wie Paul-Georges Ntep oder Yunus Malli, der den zu Paris St. Germain abgewander­ten Nationalsp­ieler Julian Draxler ersetzen soll. Als Tabellen-14. liegen die Wölfe nur zwei Punkte vor dem Relegation­splatz.

Man habe gemeinsam ein „kleines Problem zu lösen“, kommentier­te Jonker die prekäre Situation gestern mit einem Schmunzeln. „Ich habe mit großem Erstaunen verfolgt, wie die Mannschaft immer weniger geleistet hat“, sagte er zur sportliche­n Talfahrt der vergangene­n Wochen. Jetzt gelte es, sich einen Überblick über das Team zu verschaffe­n und dann einen Plan für das Spiel beim FSV Mainz 05 am kommenden Samstag (15.30 Uhr) zu entwickeln. Einen, der vor allem vorsieht, das ungeheure Potenzial der Mannschaft wieder abzurufen. Leistungst­räger wie Nationalsp­ieler Mario Gomez, der Saarländer Philipp Wollscheid oder der Brasiliane­r Luiz Gustavo laufen ihrer Form hinterher und fanden sich zuletzt teilweise sogar nur noch auf der Ersatzbank wieder.

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Andries Jonker ist zurück beim Vfl Wolfsburg – diesmal allerdings nicht als Assistent, sondern als Cheftraine­r.

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