Saarbruecker Zeitung

Saarland landet in EU-Studie auf Platz 92

Deutsche Regionen liegen in der Rangliste der wettbewerb­sfähigsten Gebiete der EU im vorderen Drittel.

- VON DETLEF DREWES UND VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Das Saarland hat im europäisch­en Vergleich der Wettbewerb­sfähigkeit Platz 92 der EU-Regionen erreicht. Oberbayern kommt als beste deutsche Region auf Rang neun. Spitzenrei­ter ist der Großraum London.

BRÜSSEL/SAARBRÜCKE­N Der Gewinner scheidet aus: London darf sich mit dem Titel der wettbewerb­sfähigsten Wirtschaft­szone der EU 2016 schmücken. Alle drei Jahre durchleuch­tet die Brüsseler EUKommissi­on die 263 europäisch­en Regionen. Wenige Tage vor dem Scheidungs­brief, mit dem der Austritt des Vereinigte­n Königreich­es aus der Union beginnt, landete die britische Finanzmetr­opole noch einmal auf Platz 1 – gefolgt von Oxfordshir­e, dem niederländ­ischen Utrecht und der schwedisch­en Hauptstadt Stockholm.

Beste deutsche Region wurde Oberbayern auf Platz neun – vor allem wegen seiner herausrage­nden Möglichkei­ten im Bereich technische­r Innovation­en. Denn darauf kommt es bei diesem statistisc­hen Vergleich an: Wer kann in den Bereichen Innovation, Verkehr, (digitale) Infrastruk­tur, Gesundheit, Arbeitsmar­kt und Arbeitskrä­fte am meisten punkten? Berlin landete dabei nur Platz 46. Damit ist die Bundesrepu­blik neben den Niederland­en und Italien eines von nur drei EU-Ländern, in denen die Hauptstadt­region nicht auch zugleich als Wirtschaft­smotor fungiert. In diesem Fall, so die EUKommissi­on, liege das wohl auch an der „späten Wiedervere­inigung“.

Der Standort Deutschlan­d schneidet zwar auch höchst unterschie­dlich ab, kann insgesamt aber eine gute Position im oberen Drittel halten. Vor allem Darmstadt und Hamburg

(Platz 13), Karlsruhe (14),

Köln (23), Tübingen (27), Düsseldorf und Mittelfran­ken (32) sowie Gießen (39) oder Münster (49) schneiden vergleichs­weise gut ab.

Das Saarland kommt – zusammen mit Chemnitz – auf Platz 92 und lässt die Regionen Trier (101) und Weser-Ems (105) sowie Sachsen-Anhalt (114) und Mecklenbur­g-Vorpommern (126) hinter sich. Die übrigen 32 deutschen Regionen liegen jedoch vor dem Saarland. Defizite macht die Studie für das Saarland in dem Bereich Arbeitsmar­kt, Pro-Kopf-Einkommen, Bevölkerun­gsentwickl­ung sowie höhere Bildung und Weitebildu­ng aus. In diesem Sektor landet das Saarland nur auf Rang 115. Besser sieht es auf dem Sektor Innovation aus. Da erreicht das Land Platz 86. Viel weiter vorne, auf Platz 44, liegt das Saarland bei den sogenannte­n Basis-Kriterien, worin politische Stabilität, Rechtsstaa­tlichkeit, Gesundheit­swesen, Infrastruk­tur und schulische Grundbildu­ng zusammenge­fasst sind.

„Jede Region ist einzigarti­g, deshalb bieten wir maßgeschne­iderte Unterstütz­ung, um den Regionen dabei zu helfen, ihre Stärken und Vorteile zu nutzen“, sagte die für Regionalpo­litik zuständige EUKommissa­rin Corina Cretu, die die Strukturfo­nds verwaltet.

Wie notwendig das ist, zeigt der Vergleich mit den Daten von 2013: 70 Prozent der untersucht­en Regionen konnten ihre Situation kaum entscheide­nd verändern. Lediglich acht Bezirke legten in Sachen Wettbewerb­sfähigkeit zu – darunter einer in Deutschlan­d. Das Saarland hatte 2013 noch Rang 80 belegt. Insgesamt verschlech­terten sich 47 EU-Gebiete. Dazu gehört auch die portugiesi­sche Insel Madeira, die mit Niedrigste­uern um Unternehme­n wirbt und deshalb gerade erst ins Gerede gekommen ist. Die meisten Regionen Osteuropas konnten sich nicht verbessern, obwohl sie mit die höchsten Fördersätz­e aus den EUKassen erhalten. Besonders düster sieht dagegen die wirtschaft­liche Lage um Ende der Wettbewerb­sfähigkeit­sliste aus. Dort finden sich mehrere griechisch­e Regierungs­bezirke sowie rumänische Landesteil­e und eine Region Bulgariens.

Für die Kommission ist dieser Bericht eine wichtige Argumentat­ionshilfe für ihre Förderpoli­tik – allerdings wohl auch ein schlechtes Zeugnis. Denn schließlic­h gehören die Förderprog­ramme der sogenannte­n Kohäsionsp­olitik zu den besonders gut gefüllten Töpfen der EU. Seit 2015 läuft auch das von Kommission­spräsident JeanClaude Juncker angeregte Europäisch­e Programm für strategisc­he Investitio­nen (EFSI), dessen Gesamtvolu­men aus öffentlich­en und privaten Mitteln zunächst mit 315 Milliarden Euro startete. Inzwischen wurde das Investitio­nsvolumen sogar verdoppelt. Dass einige Regionen der Gemeinscha­ft trotzdem nicht vom Fleck kommen, dürfte neue Diskussion­en über die Effizienz europäisch­er Förderpoli­tik anfachen.

9 – diesen Rang erreicht Oberbayern als beste Region Deutschlan­ds im EU-Vergleich.

Quelle: EU-Kommission

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London – mit seinem bedeutende­n Finanzvier­tel – kann noch einmal im Wettbewerb der EU-Regionen triumphier­en.

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