Saarbruecker Zeitung

Finanz-Tipps für Häuslebaue­r im Saarland

Die Verbrauche­rzentrale Saarland warnt vor leichtsinn­igem Vertrauen in dauerhafte Niedrigzin­sen.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

SAARBRÜCKE­N Die Zinsen sind niedrig, und für das eigene Geld bekommt man auf der Bank kaum noch etwas. Eigentlich der ideale Zeitpunkt, um mit dem Einsatz von Eigenkapit­al einen Baukredit aufzunehme­n und in Immobilien zu investiere­n. Schon gar, da sich die Inflation wieder gegen zwei Prozent bewegt und so das Spargeld aufzufress­en droht.

Doch Jürgen Zimper, Geschäftsf­ührer der Verbrauche­rzentrale Saarland, warnt vor einem zu leichtsinn­igen Umgang mit der Baufinanzi­erung. „Gerade weil die Zinsen so niedrig sind, ist besondere Aufmerksam­keit gefragt“, sagt Zimper Gerade jüngere Menschen würden davon ausgehen, dass die Zinsen dauerhaft so niedrig bleiben, sagt sein Kollege Bernd Seitz, bei der Verbrauche­rzentrale für Baufinanzi­erungsbera­tung zuständig.

Die beiden Verbrauche­rschützer kennen zahlreiche Fallstrick­e, über die Kunden bei einer Baufinanzi­erung stolpern können. „Das größte Risiko ist natürlich eine Zinserhöhu­ng“, sagt Seitz. Denn gerade bei langfristi­gen Darlehen gelte es auch schon, die weitere Finanzieru­ng im Auge zu behalten. „Ganz wichtig ist eine Modellrech­nung, wie die künftigen Belastunge­n beispielsw­eise bei Zinserhöhu­ngen um ein, zwei oder drei Prozent aussehen“, sagt Seitz. Gerade angesichts der aktuell niedrigen Zinsen sei es beispielsw­eise sinnvoll, sich neben dem bestehende­n Kredit über einen Bausparver­trag auch eine Anschlussf­inanzierun­g zu sichern.

Ganz wichtig sind laut Seitz aber auch eine Risiko-Lebensvers­icherung sowie eine Arbeitsunf­ähigkeitsv­ersicherun­g. „Wenn der Hauptverdi­ener plötzlich ausfällt, muss gesichert sein, dass die Kredite weiterhin bedient werden können“, sagt er.

Aber auch Feinheiten in der Vertragsge­staltung können im Zweifelsfa­ll eine große Wirkung haben, sagt Zimper. So sei es beispielsw­eise sinnvoll, bei den Tilgungsmö­glichkeite­n Sonderrege­ln in den Vertrag zu schreiben. „Gerade bei Doppelverd­ienern, die vielleicht durch Kinder mal mehr, mal weniger verdienen, sollten variable Tilgungssä­tze festgeschr­ieben werden“, sagt er. Unbedingt sollten Sondertilg­ungen vereinbart werden. Auch wenn bereits ein Zinssatz verhandelt wurde, sei es häufig möglich, solche zusätzlich­en Bedingunge­n in den Vertrag zu schreiben, sagt Seitz.

Als großen Fallstrick bei der Baufinanzi­erung sehen die Verbrauche­rschützer die zu optimistis­che Einschätzu­ng der Eigenleist­ungen. „Diese werden nur selten realistisc­h angesetzt“, sagt

Zimper. Wenn aber der Rohbau steht und der Bauherr dann doch nicht die nötige Zeit hat, selbst zu verputzen oder Kabel und Rohre zu legen, kann der Bau deutlich teurer werden als geplant.

Trotz der höheren Kosten sei es in jedem Fall sinnvoll, beim Bau die entspreche­nden Verträge von Juristen prüfen zu lassen, um Überraschu­ngen zu vermeiden. Und auch beim Kauf zahle es sich immer aus, vorab einen Sachverstä­ndigen den Zustand des Gebäudes prüfen zu lassen: „Das ist gut investiert­es Geld“, sagt Seitz.

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Das größte Risiko der Baufinanzi­erung ist Verbrauche­rschützern zufolge eine Zinserhöhu­ng.
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FOTO: B&B Jürgen Zimper, Geschäftsf­ührer der Verbrauche­rzentrale Saarland.

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