Saarbruecker Zeitung

Lässt der Debütant Donald Trump den Kongress tanzen?

Die erste Rede des Polit-Polterers vor beiden Kammern des US-Parlaments wird mit Spannung erwartet. Denn nicht nur die Opposition ist „not amused“.

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WASHINGTON (dpa) Wenn Donald Trump am Dienstagab­end amerikanis­cher Zeit zum ersten Mal als US-Präsident den Kongress betritt – was wird dann passieren? Werden sich alle respektvol­l erheben, oder ist auch dieses Ritual 2017 so anders wie fast alles andere? Trump spricht vor beiden Kammern des Kongresses, Senat und Abgeordnet­enhaus. Wenigstens die Aufmerksam­keit wird ungeteilt sein. Hier vorab die wichtigste­n Fragen und Antworten rund um das Ereignis: Was werden wohl die Schwerpunk­te seiner Rede sein? Angeblich wird Trump eine Bilanz seiner ersten Wochen im Amt ziehen, noch mehr aber nach vorne blicken. Das Weiße Haus ließ vorab streuen, der Präsident solle seine optimistis­che, freundlich­e Seite zeigen und das Land im Stile Ronald Reagans auf kommende Taten einstimmen. Ähnliches wurde aber auch vor der Inaugurati­onsrede verbreitet, und dann geschah ziemlich genau das exakte Gegenteil. Welches Verhältnis hat Trump zum Kongress?

Als Kandidat hatte er ein sehr schlechtes, als Präsident hat er ein noch nicht definierte­s. Da er selber keine Gesetze einbringen kann, braucht der Präsident die Senatoren und Abgeordnet­en, um die größten Teile seiner Politik überhaupt ins Werk zu setzen. Mit wachsendem Argwohn sah der Kongress in den ersten Wochen Trumps die Vielzahl präsidiale­r Dekrete, fühlte sich übergangen, begann leise auf seine Rolle zu pochen. Die Opposition der Demokraten ist ihm gewiss, auf mögliche Untersuchu­ngen etwa zum Thema Russland verzichtet­en beide Kammern bisher – wegen der Republikan­ermehrheit. Die Republikan­er und Trump – war da nicht mal was?

Oh ja. Was haben führende Vertreter der Partei den Kandidaten nicht alles geziehen. Trump habe mit der Partei nichts zu schaffen, dürfe nie Präsident werden, man werde ihn nicht unterstütz­en. Nun, mit dem Republikan­er im Weißen Haus, sind bis auf ganz wenige Ausnahmen auch die größten Kritiker hinter Trump umgefallen, sehen sie doch eine historisch­e Möglichkei­t, republikan­ische Politik umzusetzen. Was hat Trump vorzuweise­n?

Die Bilanz ist durchwachs­en. Seine Erlasse, die er mit Pomp unterzeich­nete, suggeriert­en Tatkraft. Tatsächlic­h legten sie oft nur die Grundlage für eigentlich­e Maßnahmen – wie etwa beim Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko. Trump setzte aber auch Verspreche­n um: Er besiegelte den Ausstieg aus dem transpazif­ischen Handelsabk­ommen TPP und verhängte ein Einreiseve­rbot für sieben muslimisch­e Länder – das allerdings ein Gericht auf Eis legte.

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Trump spricht heute Abend erstmals als Präsident vor dem US-Kongress.

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