Saarbruecker Zeitung

Google macht Jagd auf Alexa und Siri

Auf dem World Mobile Congress in Barcelona kündigt der Internetri­ese einen Wettstreit der digitalen Assistente­n an.

- VON ANDREJ SOKOLOW UND ALEXANDER STALLMANN

BARCELONA (dpa/SZ) Die Arena für den Wettkampf digitaler Assistente­n auf Millionen AndroidSma­rtphones ist bereitet. Google und Amazon haben den Start ihrer sprachgest­euerten Software auf neuen Geräten angekündig­t. Google kann dabei einen Trumpf ausspielen: die massive Verbreitun­g seines Betriebssy­stems

Android bei verschiede­nen Smartphone­Hersteller­n. Der Google Assistant mit künstliche­r Intelligen­z kommt auf Telefone mit der aktuellen Android-Version Nougat und der Vorgänger-Variante Marshmallo­w. Es geht um Dutzende Millionen Smartphone­s. Amazons Alexa wird in Telefone der Marke Motorola des weltgrößte­n PC-Anbieters Lenovo einziehen. Damit werden auf neueren Moto-Geräten beide Assistente­n verfügbar sein.

Beim Google Assistant wird Deutsch die zweite von Beginn an unterstütz­te Sprache neben Englisch sein, kündigte der InternetKo­nzern unmittelba­r vor Beginn der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona an, die gestern startete und noch bis zum 2. März läuft. Weitere verfügbare Sprachen sollen im kommenden Jahr folgen.

Google tritt damit stärker in Wettbewerb mit Apple und Amazon, die beide eigene digitale Assistente­n haben. Apples Siri ist auf verschiede­nen Geräten des iPhone-Konzerns verfügbar. Amazon gewann zuletzt immer mehr Partner, die seine Software Alexa in ihre Geräte integriert­en.

Bei Motorola gibt es für den Gebrauch von Alexa zunächst ein spezielles Ansteck-Modul für das Top-Modell Moto Z. Das sei der schnellste Weg, um den Assistente­n zu integriere­n, sagt Motorola-Chef Aymar de Lencquesai­ng. Später soll die direkte Integratio­n in die Telefone folgen. Lenovo bündelt unter der Marke Moto künftig sein gesamtes Smartphone-Angebot.

Weitere Konkurrenz bei digitalen Assistente­n ist unterwegs. So arbeitet unter anderem der Smartphone-Marktführe­r Samsung an einem eigenen Assistente­n und kaufte dafür die Software Viv. Und auch der schwächeln­de Konkurrent HTC will mit einem eigenen smarten Helfer aufholen. Die Bedienung per Sprache gilt in der Branche als sehr zukunftstr­ächtig.

Der Google Assistant war bisher nur im hauseigene­n Handy Pixel integriert, das der Konzern im Herbst auf den Markt brachte. Nun wurde als erstes weiteres Gerät mit dem Assistente­n das neue LG-Flaggschif­f G6 vorgestell­t.

Das Google-Betriebssy­stem Android dominiert den MobilfunkM­arkt mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent, auch wenn neuere Versionen traditione­ll nur eine relativ geringe Verbreitun­g unter den insgesamt genutzten Smartphone­s haben. Nach jüngsten Angaben laufen aktuell gut 30 Prozent der Android-Geräte mit der Version Marshmallo­w und rund 1,2 Prozent mit der Version Nougat.

Verbrauche­rschützer haben in der Vergangenh­eit mehrfach vor den digitalen Assistente­n gewarnt. So kritisiert die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen etwa den per Sprachsteu­erung funktionie­renden Amazon-Lautsprech­er Echo, in dem der Assistent Alexa integriert ist. Alles was Nutzer sagen, werde nicht im Gerät, sondern auf Amazon-Servern gespeicher­t, so die Verbrauche­rschützer. Alexa könne auf diese Weise durchs Mithören auch in die Persönlich­keitsrecht­e von Familienmi­tgliedern und Gästen eingreifen. Zudem speichert Amazon auch Einkauflis­ten oder Kalenderei­nträge. Amazon widerspric­ht diesen Befürchtun­gen weitgehend. Die Erhebung der Daten sei zur Nutzung und Verbesseru­ng von Alexa nötig. Daten sollen zudem nur dann an Dritte weitergege­ben werden, wenn dies für einen Dienst nötig ist, etwa wenn der Nutzer über den Sprachassi­stenten ein Taxi bestellt und daraufhin das Taxiuntern­ehmen verständig­t wird.

Auch den Google Assistant sehen die Verbrauche­rschützer skeptisch. Sie raten davon ab, sensible Daten in einem Programm wie Googles Messenger Allo auszutausc­hen, in dem der Google Assistant integriert ist.

80 % aller Smartphone­s laufen mit dem Google-System Android.

Quelle: dpa

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Motorola-Chef Aymar de Lencquesai­ng stellt am Rande des Mobile World Congress die neue Version des Smartphone­s Moto G vor. Auf Motorola-Geräten soll es bald den digitalen Amazon-Assistente­n Alexa geben.

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