Saarbruecker Zeitung

So, jetzt aber Schluss mit lustig!

SO KANN’S GEHEN

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Mindestens die Hälfte der Leserschaf­t wird mich jetzt hassen. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste es tun. Ich habe eine Gruppe gegen Fasching, Fastnacht, Karneval und alles, was damit zusammenhä­ngt, gegründet.

Die so genannte Antifa (kurz für Anti-Fastnacht). Sie agiert friedlich, alkoholfre­i und im Stillen. Und obwohl es wohl niemand offen zugeben würde: Einige Freunde und Bekannte haben bereits ihr Interesse an einem Beitritt bekundet.

Die Antifa ist nicht bestrebt, die Fastnacht auszurotte­n. Es ist vielmehr ein stiller Widerstand, eine Art Selbsthilf­egruppe für Menschen wie mich, die das nackte Grauen erfasst, sobald jemand fragt, ob man schon Karten für den Premabüba besorgt habe. Nein. Habe ich nicht. Werde ich auch nicht. Denn AntifaAnhä­nger boykottier­en alle Veranstalt­ungen närrischer Art, verkleiden sich höchstens auf der eigenen Hochzeit und beim Vorstellun­gsgespräch.

Problem: Ein vermeintli­cher VMann wird ruck, zuck zum waschechte­n Helau-Mann. Närrisch-Sein ist ansteckend­er, als viele denken. Deshalb arbeitet die Antifa derzeit an einem wirksamen Impfstoff.

Wer sich inzwischen nicht ins Fastnachts­kostüm geschwunge­n hat, ist jetzt bestimmt brennend interessie­rt, wie man Antifa-Mitglied wird. Kann das jeder, oder muss man dafür ein besonderes Trauma erlebt haben? Mitglied werden kann jeder. Ein Trauma ist aber hilfreich. Selbst provoziert­e Traumata wie in meinem Fall gelten auch: Als Kind habe ich mich aus Protest mal als Wurst verkleidet. Heute bin ich Vegetarier­in. Und überzeugte Antifa-Gründerin.

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