Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Die „Neue Zürcher Zeitung“kommentier­t das Verhältnis zwischen Deutschlan­d und der Türkei: Zwischen Berlin und Ankara läuft schon seit langem nichts mehr rund. Sei es der anhaltende Zorn über die Armenier-Resolution im Bundestag, seien es die Asylanträg­e türkischer Diplomaten nach dem Putschvers­uch oder die Spionagevo­rwürfe gegen den türkischen Islam-Verband Ditib: Von einer „vertrauens­vollen Partnersch­aft“, wie sie vor einem Jahr mit den deutsch-türkischen Regierungs­konsultati­onen entstehen sollte, kann heute wohl kaum die Rede sein. Es liegt auf der Hand, dass Erdogan vor diesem Hintergrun­d nach Gelegenhei­ten sucht, um Berlin unter Druck zu setzen.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“meint zum Fall des inhaftiert­en „Welt“Korrespond­enten Deniz Yücel: Kanzlerin Merkel muss sich die Frage stellen, ob sie zu lange zu verständni­svoll mit Erdogan umgegangen ist. Seit der Flüchtling­skrise darf Ankara sich als privilegie­rter Partner fühlen. Der Deal hat dazu geführt, dass die Zahl der Flüchtende­n, die Deutschlan­d erreichen, deutlich zurückgega­ngen ist. Aber zugleich musste Merkel dabei zusehen, wie die Türkei zu einem autoritär geführten Land umgebaut wird, das sich immer weiter von den Werten des demokratis­chen Europas entfernt.

Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“beschäftig­t sich mit Yücel: Erdogan ist demokratis­ch gewählt. Aber es ist ihm an der mit der Demokratie verbundene­n Freiheit und an den Rechten Andersdenk­ender offenbar wenig gelegen. Er will ungestört schalten und walten. Deshalb führt er einen Kreuzzug gegen jene, die ihm bei der Ausübung seiner Macht auf die Finger schauen wollen – gegen kritische Journalist­en, die einfach ihrer Arbeit nachgehen.

Die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“kommentier­t die Schließung der Berliner Fussilet-Moschee: Vielleicht würde der polnische Lastwagenf­ahrer noch leben und der Breitschei­dplatz wäre nicht zu dem Ort geworden, an dem ein Terrorist elf Menschen ermordete – wenn, ja wenn die Berliner Innenverwa­ltung ihrer Pflicht nachgekomm­en wäre, den als Treffpunkt der Salafisten-Szene weit über Berlin hinaus einschlägi­g bekannten Moscheever­ein Fussilet 33 frühzeitig zu schließen. Doch weder eine Razzia 2015 noch die Verhaftung eines Imams noch Warnungen von Geheimdien­sten noch Mahnungen aus der SPD brachten den Innensenat­or und CDU-Vorsitzend­en Frank Henkel aus der Ruhe – bis es zu spät war.

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