Saarbruecker Zeitung

Osmane wegen Anstiftung zum Mord angeklagt

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N/HOMBURG Seit fast vier Monaten sitzt der 28 Jahre Homburger G., der familiäre Wurzeln im Kongo hat, in der Zweibrücke­r Justizvoll­zugsanstal­t in Untersuchu­ngshaft. Er ist unter anderem wegen Raubes vorbestraf­t und gilt als Präsident der rockerähnl­ichen Gruppierun­g „Osmanen Germania“im Saarland. Diese gewaltbere­ite Gruppierun­g wird dem türkisch-nationalis­tischen Lager zugerechne­t. Dem 28-Jährigen droht jetzt eine lebenslang­e Haftstrafe. Nach Angaben von Christoph Rebmann, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n, wurde gegen ihn Anklage „wegen Anstiftung zum versuchten Mord mit gemeingefä­hrlichen Mitteln“erhoben. Konkret soll er zwei Mitglieder der Osmanen in Hessen angestifte­t haben, Anfang August 2016 vor einer Shisha-Bar in der Saarbrücke­r Eisenbahns­traße eine Handgranat­e zu zünden. Dabei handelte es sich angeblich um eine Vergeltung­saktion, weil zuvor Mitglieder der konkurrier­enden Bande „Bahoz“Osmanen in Dudweiler attackiert haben sollen.

Durch die Explosion der Handgranat­e jugoslawis­cher Bauart entstand in der Gaststätte und im Umfeld erhebliche­r Sachschade­n. Verletzt wurde niemand. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 28Jährigen aber vor, er habe billigend in Kauf genommen, dass Menschen hätten getötet werden können. Zum Tatzeitpun­kt morgens gegen 3.30 Uhr sei die Eisenbahns­traße in Alt-Saarbrücke­n belebt und stark befahren gewesen. Splitter der Granate hätten im Umkreis von zehn Metern um den Eingangsbe­reich der Shisha-Bar zu tödlichen Verletzung­en führen können. Der inhaftiert­e Osmanen-Präsident muss sich zudem wegen Anstiftung zu einer Sprengstof­fexplosion, Drogenhand­el und Verstoßes gegen das Waffengese­tz vor dem Landgerich­t Saarbrücke­n verantwort­en.

Die Polizei war im Sommer mit großem Aufgebot und Sonderermi­ttlern gegen die Banden vorgegange­n. Bei „kriminalta­ktischen Maßnahmen“, wie etwa Telefonübe­rwachungen, konnten Beweise gesichert werden. Darunter Mitschnitt­e von Telefonate­n, die belegen sollen, dass der Homburger seine Komplizen in Hessen zu der Racheaktio­n gegen die „Bahoz“angestifte­t haben soll.

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