Die inneren Werte zählen – Punkt!
KOLUMNE SO KANN’S GEHEN Nach der Fastnacht kommt das Fasten. Oder doch nicht? Diäten sind eine freudlose Angelegenheit – ein bisschen Speck darf getrost sein.
Prächtiger Winterspeck hat sich angesammelt. Gewohnheitsgemäß beginnt jetzt die Phase des Diäten-Studiums. Ananas-Diät, Eier-Diät, Trennkost, keine Kohlenhydrate. Trübe Aussichten. Es klingt ziemlich freudlos. Und alles, um sich noch mal in den Badeanzug Modell 2007 zu zwängen.
Noch vor ganz wenigen Jahren habe ich auf die Lebensweisheit gesetzt: Lass die anderen reden, ich kenne meine inneren Qualitäten. Die Speckwulste tarnte ich mit einem Pullover, den ich mir über die Hüfte hängte. So weit so gut. Aber nachdem ich auf diese Weise meine Lieblingsjacke, hellgrün mit angedeutetem Rosenmuster, und zwei weitere Pullis verloren hatte – einfach irgendwo auf der Straße abgefallen –, bin ich von dieser Methode abgekommen. Stattdessen muss es eine neue Philosophie richten: kein Pulli mehr, Bekenntnis zur Speckrolle. Auch dem Nachwuchs predige ich: Haltung, steht zu euch, mehr Sein als Schein und so weiter. Da habe ich aber die Rechnung nicht mit den Trendsettern gemacht.
Diese schnieken Vertreter einer Generation, die jedes Handtuch nach einmaligem Gebrauch in die Waschmaschine werfen (Lebensgefahr durch Bakterien), die das Bad mit stundenlangem Kämmen und Schminken vor der Schule blockieren, die duschen vor und nach dem Fußballtraining oder dem Besuch des Fitness-Studios – und die inquisitorisch einen Gesetzeskatalog für (vermeintlich) perfektes Outfit aufsetzen. Genau diese machen mich jetzt fertig. Gehässige Kommentare über unvorteilhafte und stilistisch unmögliche Kleidung höre ich mir an, natürlich auch über Problemzonen. Muss ich die Pullover doch wieder über die Hüfte binden? Nö. Und den Badeanzug ziehe ich nur noch an, wenn ich mit meiner Freundin ins Hallenbad gehe – morgens, wenn alle Pubertierenden in der Schule sind. Keine Diät mehr, dabei bleibe ich. Die inneren Werte!