Saarbruecker Zeitung

Superheld aus lauter kleinen Klötzchen

Die Heusweiler­in Angelika Lauriel übersetzte das Buch zum Film „The Lego Batman Movie“, der in den USA an den Kinokassen bereits über Hundert Millionen Dollar eingespiel­t hat.

- VON ANJA KERNIG Übersetzer­in Übersetzer­in

HEUSWEILER Sie sind klein, kantig, knallbunt und durch und durch aus Kunststoff – die LegosteinH­elden. Einem von ihnen, dem Fledermaus­mann, ist das neueste Lego Movie gewidmet.

Und weil kaum noch ein Trickfilm ohne „Buch zum Film“in die Kinos kommt, kann man die Story schwarz auf weiß nachlesen.

Auf Seite 29 steht zum Beispiel etwas über ein Tête-à-tête zweier Erzrivalen: „Es geht nur eins von beiden, Batman“, erklärte der Joker triumphier­end. „Rette die Stadt oder fang deinen größten Feind.“Er grinste: „Du kannst nicht beides.“

Formuliert hat das Angelika Lauriel. „Das ist schon sehr, sehr eigen“, nickt die gebürtige Saarbrücke­rin, auf den Stil ihrer Übersetzun­g angesproch­en, „eine ganz eigene Sprache.“

So etwas habe sie noch nie geschriebe­n. Anders als in den Comics durfte sie beim Übersetzen keinerlei kriegerisc­he Ausdrücke

Angelika Lauriel verwenden, „ obwohl es nicht gerade zimperlich zugeht“. Ganz weg ließ sie die unendlich vielen Ausrufezei­chen des Originals. Die verwirren nur.

Eigentlich wollte Angelika Lauriel in den Herbstferi­en eine Auszeit in Metz nehmen. Dort spielt ihr neues Buchprojek­t, das von einer deutsch-französisc­hen Liebe handelt. Eine Kollegin funkte dazwischen, ihr fehlte die Zeit fürs Übersetzen. „Ein glückliche­r Zufall.“

Es gab nur einen Haken: „Es musste ganz, ganz schnell gehen.“Kein Problem für die versierte Schreiberi­n: Einmal mental drin im Lego-Universum, lief es wie von selbst. In einer Woche war der 176 Seiten-Schmöker fertig. Jetzt hofft Angelika Lauriel auf weitere Aufträge aus der Branche. Speziell für Lego sieht es wohl ganz gut aus. Generell sei es schwer, in der Literaturb­ranche an Übersetzun­gen heranzukom­men, erzählt die in Heusweiler lebende Autorin, die an der Saar-Uni Übersetzen und Dolmetsche­n studiert hat. Man kennt vor allem ihre Saarlouis-Krimis „Bei Tränen Mord“und „Der Tod steht mir nicht“.

„Das Schreiben ist für mich das Wichtigste“, ob Geschichte­n, Romane, Kinder- oder Jugendbüch­er.

„Das ist schon sehr, sehr eigen, eine ganz eigene

Sprache“ „Als Autor stülpt man

sich wie beim Schauspiel­en eine andere

Identität über.“

Angelika Lauriel Nur nicht am Donnerstag und Freitag. Dann unterricht­et sie nämlich an der Gemeinscha­ftsschule Schmelz Flüchtling­skinder in „Deutsch als Zweitsprac­he“.

Angelika Lauriel selbst hat im Teenie-Alter Batman-Comics verschlung­en. „ Er war mein spezieller Superheld.“In Klötzchenf­orm ist Batman zwar „überheblic­h und selbstverl­iebt“, aber auch schlagfert­ig und witzig.

Das erste Lego Movie hat sie 2014 positiv überrascht: „Das ist eine ganz bestimmte Art von Humor“, voller Referenzen und Anspielung­en, die nur Erwachsene verstehen.

„Es funktionie­rt. Man geht mit einem gutem Gefühl raus.“Den neuen Film will sie mit ihren drei Jungs anschauen.

Angelika Lauriel selbst hat lange Theater gespielt, bis heute singt sie im Kammerchor Collegium Cantorum Saar.

„Als Autor stülpt man sich wie beim Schauspiel­en eine andere Identität über.“Was sie sich wünschen würde? „Ohne Schere im Kopf schreiben dürfen“, sich mal nicht der Erwartungs­haltung der Verlage und Leser beugen. Bis dahin warten zwei fix und fertige Lauriel-Bücher weiter auf der Festplatte, „befreit“zu werden gern auch von einem Superhelde­n.

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