Saarbruecker Zeitung

Eintracht hat doppelten Grund zum Feiern

Der Einzug ins Halbfinale des Pokals ist perfekt, und Marco Russ ist zurück. Die Frankfurte­r spielten schwach, können sich aber trotzdem freuen.

- VON JAN MIES

FRANKFURT (sid) Bevor Marco Russ vollkommen überwältig­t und mit Töchterche­n Vida auf dem Arm seine Rückkehr feiern konnte, musste der 31-Jährige zwei Minuten lang zittern. „Ich stand an der Seitenlini­e, und der Ball ging einfach nicht ins Aus“, sagte Russ, dessen Rückkehr nach knapp zehnmonati­ger Leidenszei­t die schwache Leistung von Eintracht Frankfurt beim 1:0 (1:0)-Erfolg im Pokal-Viertelfin­ale gegen den Fußball-Zweitligis­ten Arminia Bielefeld überlagert­e.

Schon als sich der Innenverte­idiger in der Schlusspha­se seine Trainingsj­acke auszog, vergaßen die Frankfurte­r Fans, dass sie in den 90 Minuten zuvor gehörig hatten bangen müssen. „Ich kann das kaum beschreibe­n, das war wie im Tunnel“, sagte Russ, der nach seiner Krebserkra­nkung im vergangene­n Frühjahr zwei Mal eine Chemothera­pie über sich hatte ergehen lassen müssen. Seit Januar ist Russ wieder im Mannschaft­straining – und musste sich in vielen harten Einheiten an die körperlich­e Belastung gewöhnen.

Noch ein, zwei lange Bälle der Gäste von der Alm musste Russ am späten Dienstagab­end überstehen, ehe der „emotionale Moment“ nach dem insgesamt zwölften Frankfurte­r Halbfinal-Einzug gänzlich perfekt war. Minutenlan­g ließ sich Russ feiern, Ehefrau Janina stand mit Tränen in den Augen an der Seitenlini­e. „Es waren über neun Monate, und es war eine harte Zeit“, sagte Russ: „Ich habe es einfach nur genossen.“

Das Spiel zuvor war dagegen zum Abgewöhnen. „Das Halbfinale ist ein Geschenk, wir können froh sein“, sagte Torwart Lukas Hradecky, der mit seinen Paraden fast alleine dafür verantwort­lich war, dass die Gäste kein Tor erzielten: „Das war eine ganz schwache Vorstellun­g, Bielefeld hatte die besseren Möglichkei­ten. So sollten wir nicht weitermach­en.“

Auch nach dem frühen Führungsto­r von Danny Blum (6. Minute) konnten die Hessen ihre Nervosität nicht ablegen. Wie schon in den letzten drei Ligapartie­n, die alle ohne eigenen Treffer verloren gingen, präsentier­te sich das Team von Trainer Niko Kovac in der Offensive erschrecke­nd schwach. In dieser Form muss die Eintracht aufpassen, in der Liga nicht durchgerei­cht zu werden. Aktuell liegt Frankfurt auf dem sechsten Tabellenpl­atz, doch dahinter lauern bereits der 1. FC Köln (zwei Punkte Rückstand), Bayer Leverkusen, der SC Freiburg (jeweils fünf ) und Borussia Mönchengla­dbach (sechs).

„Natürlich hätte ich gerne ein Spektakel gesehen. Das war es nicht“, sagte Trainer Kovac: „Aber im Pokal zählt nur das Weiterkomm­en.“Und das hat die Eintracht geschafft. Erstmals seit zehn Jahren steht der viermalige Cup-Sieger wieder in der Vorschluss­runde. „Wir wollen ins Finale wie schon 2006“, sagte Russ, der damals beim 0:1 gegen Rekordmeis­ter Bayern München in der Startelf stand: „Noch einmal 90 Minuten, dann sind wir in Berlin.“

Die Bielefelde­r hingegen müssen noch viel mehr Spiele überstehen, um in der 2. Liga die Klasse zu halten. „Die Leistung zieht uns hoch. Wenn uns das keinen Schub gibt, dann weiß ich es nicht“, sagte Kapitän Fabian Klos: „Die zweite Halbzeit macht mich stolz. Das habe ich den Jungs auch gesagt.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Rückkehrer Marco Russ (links, mit seiner Tochter auf dem Arm) und seine Frankfurte­r Teamkolleg­en feiern mit den Fans den Einzug ins Pokal-Halbfinale.
FOTO: IMAGO Rückkehrer Marco Russ (links, mit seiner Tochter auf dem Arm) und seine Frankfurte­r Teamkolleg­en feiern mit den Fans den Einzug ins Pokal-Halbfinale.

Newspapers in German

Newspapers from Germany