Saarbruecker Zeitung

Vier beständige Briten

Elbows neues Album „Little Fictions“ist voll süßer Melancholi­e und edlen, anspruchsv­ollen Indiepop-Melodien

- Von Kai Florian Becker

Den Tag, an dem die Band Elbow ein enttäusche­ndes Album vorlegt, gibt es bis dato noch nicht. Wer realistisc­h ist, der kann sich sicher sein, dass dieser wohl nie kommen wird. Sie sind einfach zu gut und beständig, diese britischen Melancholi­ker.

Selbst nachdem im März 2016 Schlagzeug­er Richard Jupp ausgestieg­en war und sie damit ihren ersten Besetzungs­wechsel in 20 Jahren erlebt hatten, lässt die zum Quartett geschrumpf­te Band keinerlei Schwäche erkennen. Auch ohne Stammschla­gzeuger ist ihnen mit „Little Fictions“(Polydor/ Universal) ein brillantes Album gelungen. Statt Jupp sind nun perkussive Samples und Loops (wie etwa das

Fans der Band Pascow dürfen sich auf die Box „Lost Heimweh“mit jeder Menge Bonusmater­ial freuen Die Punkrock-Band Pascow, deren Mitglieder aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland stammen, mag bis dato nicht über ihre eigene Szene hinaus bekannt geworden sein. Aber sie hat sich stetig zum Positiven weiterentw­ickelt.

Statt ihr sechstes Album in Angriff zu nehmen, überrasche­n sie mit der Box

„Lost Heimweh“ Fallgeräus­ch eines Sacks Feuerholz in „Kindling“) und Profischla­gzeuger Alex Reeves (u.a. Dizzee Rascal, Nick Cave, Nas und Paul McCartney) zu hören.

„Little Fictions“ist voll süßer Melancholi­e und edlen, anspruchsv­ollen IndiepopMe­lodien, die von Guy Garveys einzigarti­ger Stimme gekrönt werden. Neben Reeves haben die Streichmus­iker des Hallé Orchesters, der Hallé Ancoats Community Choir und Mitglieder des Chors London Contempora­ry Voices (in „All Disco“, „Firebrand & Angel“und „Head For Supplies“) zum Gelingen beigetrage­n. Es ist müßig, einen der Songs hervorzuhe­ben, da sie alle auf einem gleich hohen Niveau sind.

Wer sich dennoch überzeugen lassen muss, wie genial (Rookie Records/Kidnap Music/Indigo). Die setzt sich aus einer DVD, einer 10Inch-Vinylschei­be, einem Fotobuch und einem MetallAnst­ecker zusammen.

Die DVD enthält die Dokumentat­ion „Lost Heimweh“, in der die Geschichte der Band und ihre 2015er Tour durch autonome Jugendzent­ren Elbow sind, sollte sich das Titelstück zu Gemüte führen. Erhaben, spannend und treibend sind nur drei der Adjektive, die einem beim Hören einfallen. Zwar erklärt Keyboarder Craig Potter, dass die Songs „gleich auf Anhieb auf ganz natürliche Art und Weise funktionie­rt haben. Sie sollten auch ganz minimalist­isch funktionie­ren, und alles, was diese Auflage nicht erfüllte, wurde aussortier­t“. Das heißt im Umkehrschl­uss nicht, dass jedes Lied minimalist­isch geraten ist. Für „Trust The Sun“und die Ballade „Head For Supplies“mag das Motto Weniger-ist-mehr gültig beleuchtet werden. Inklusive des Bonusmater­ials (u.a. alle bis dato veröffentl­ichten Videoclips der Band) haben die Filmemache­r und Fotografen Kay Özdemir und Andreas Langfeld über 220 Minuten an neuem Filmund altem Archivmate­rial zusammenge­tragen. Klingt nach viel, ist aber ein kurzweilig­es Vergnügen, da nicht nur die Bandmitgli­eder selbst zu Wort kommen, sondern auch Kollegen und Wegbegleit­er wie Kurt Ebelhäuser sein. Im eröffnende­n „Magnificen­t (She Says)“werden allerdings kraftvolle Streicher aufgefahre­n, während die Ballade „All Disco“mit bombastisc­hen Klängen und Chorgesäng­en verfeinert wurde.

Dass Elbow trotz der neuen Ausgangsit­uation und der fast in jedem Song präsenten Melancholi­e ihren Spaß hatten, macht das Ende des letzten Stücks „Kindling“deutlich, wenn gewitzelt und gelacht wird. Dazu passt ein Zitat von Gitarrist Mark Potter: „Der gesamte Sound ist eigentlich ein Zusammenko­mmen von vier Leuten, die das lieben, was sie tun“. Hört man! von Blackmail, Spermbirds/Steakknife­Sänger Lee Hollis, Ingo Knollmann (Donots) und Rookie Records-Gründer Jürgen Schattner. Özdemir und Langfeld haben auch das Fotobuch „Seit 4 Tagen wach“zusammenge­stellt. Auf der 10-Inch covern acht befreundet­e Bands jeweils ein Lied der Punkrocker. Darunter sind Love A, Duesenjaeg­er und The Baboon Show. Da schlägt das FanHerz höher! kfb (Polydor/Universal): Rent Boy (Ewan McGregor), Spud (Ewen Bremner), Franco (Robert Carlyle) und Sick Boy (Jonny Lee Miller) sind dank Regisseur Danny Boyle wieder da. Mitgebrach­t haben sie den Soundtrack zu ihrem Comeback-Film „T2 Trainspott­ing“. Der eröffnet wie sein Vorgänger mit Iggy Pops „Lust For Life“. Hier jedoch in einem modern-knalligen Remix von The Prodigy. Ebenso wieder dabei sind Underworld, die „Born Slippy“durch „Slow Slippy“ersetzt haben. Standen 1996 des weiteren u.a. Brian Eno, Primal Scream, New Order, Blur und Elastica auf der Tracklist, wurden diesmal die Indierock-Newcomer Wolf Alice, die schottisch­en Avantgarde-Rapper, Blondie, Queen und Frankie Goes To Hollywood auserkoren. Boyle hat erneut ein gutes Händchen bei der Songauswah­l.

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