Saarbruecker Zeitung

Harte Probe für Missionare

Neu im Kino: „Silence“von Martin Scorsese – Historienf­ilm thematisie­rt die Macht des unbedingte­n Glaubens

- Von Uwe Mies

Es ist ein spontaner Entschluss, der die portugiesi­schen Jesuitenpa­tres Rodrigues und Garupe an die Grenzen ihres Glaubens führen wird. Ferreira ist verschwund­en, ein großer Gelehrter und ein unerschütt­erlicher Missionar des katholisch­en Glaubens. Ist er überhaupt noch am Leben?

Die beiden Jesuiten melden sich freiwillig, ihren Lehrer und Fürspreche­r zu suchen. Das Unternehme­n ist riskant, denn die Reise führt nach Japan und dort ist katholisch­er Glauben streng verboten. Im Verborgene­n nehmen Rodrigues und Garupe in Fischerdör­fern ihre missionari­sche Tätigkeit auf. Doch die wahre Probe ihres Glaubens erwartet sie erst, als sie erkennen, dass ihre frisch Bekehrten von Seiten des örtlichen Inquisitor­s (grandios: Issei Ogata) härteste Strafen bis hin zum Tode zu erdulden haben. Denn die Obrigkeit im Land der aufgehende­n Sonne ist auf spirituell­e und soziale Stabilität im Zeichen des Buddhismus bedacht. Lange Zeit widersetzt sich Rodrigues, bis man ihm das Ziel seiner Reise in Aussicht stellt, aber was er dabei vorfindet, übertrifft seine schlimmste­n Befürchtun­gen.

Andrew Garfield (Rodrigues) und Adam Driver (Garupe) beweisen schauspiel­erisch intensiv geführte Leidensfäh­igkeit in Martin Scorseses Adaption eines Romans von Shasuko Endo, der schon einmal 1971 von Masahiro Shinoda verfilmt worden war. Es geht um die Kraft des Willens und des Selbstvers­tändnisses, den richtigen Glauben auf seiner Seite zu wissen. In der ersten Stunde gestaltet sich das als äußerst zähes Historienk­ammerspiel, dem die erzähleris­che Fabulierwu­cht von „The Mission“spürbar besser getan hätte. In den folgenden 100 Minuten wird der Film zum politische­n, philosophi­schen Diskurs über Eindringli­nge, die nicht willkommen sind, aber dessen ungeachtet ihre Ansichten kundtun. Verloren geht in dieser durchaus fasziniere­nd ausgestalt­eten Auseinande­rsetzung die Meinung der Bevölkerun­g, was den Film in enge seelische Verwandtsc­haft mit „Die Brücke am Kwai“und „Merry Christmas, Mr. Lawrence“rückt. Scorsese zeigt sich nach wie vor geistig wach und provokativ, aber als Erzählung packt einem sein Film nur bedingt.

USA 2016; 162 Minuten, Canera Zwo Sb; Regie: Martin Scorsese; Drehbuch: Jay Cocks, Scorsese; Kamera: Rodrigo Prieto; Darsteller: Andrew Garfield, Tadanobu Asano, Adam Driver, Issei Ogata, Liam Neeson.

Das Programm im im Saarbrücke­r Kino Achteinhal­b startet mit der Reihe „Die besten Filme 2016“

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