Saarbruecker Zeitung

Nur die Fans stehen im Regen

KOLUMNE UNSERE WOCHE Niemand ist schuld daran, dass die Sanierung des Ludwigspar­ks deutlich teurer wird als geplant, hat Oberbürger­meisterin Charlotte Britz diese Woche gesagt. Wären sie und Sportdezer­nent Harald Schindel nicht Politiker, sondern Trainer

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Ein Torwart steht vor seinem Tor im Ludwigspar­k – im Flutlicht und im Regen, wie die Fans im Hintergrun­d. Mit diesem Foto als Plakat haben sich Fans des 1. FC Saarbrücke­n vor 16 Monaten vom Ludwigspar­k verabschie­det. „Weltkultur­erbe Ludwigspar­kstadion“haben die Fans auf das Plakat geschriebe­n, das wohl Dieter Haßdenteuf­el, 1963 von Ferdi Hartung fotografie­rt, zeigt.

Knapp anderthalb Jahre nachdem die Politik den Fans versproche­n hat, dass es keinen Grund gibt, dem alten, maroden Stadion nachzutrau­ern, weil alles viel besser sein wird im neuen, sieht es so aus, als stünden die Fans nun im Regen. Denn es scheint, als könnte aus dem Traum vom schönen, neuen Stadion ein Albtraum werden. Als werde die an dieser Stelle bereits Anfang Dezember 2015 formuliert­e Gruselvors­tellung Wirklichke­it, dass „doch alles teuerer wird und am Ende jahrelang über eine Baustelle gestritten wird“.

Dass wir uns im Landtagswa­hlkampf befinden, macht die Horrorshow noch irrer. Denn Landespoli­tiker sind in der Zwickmühle: Sagen sie zu, dass das Land mehr Geld gibt oder der Stadt eine höhere Verschuldu­ng genehmigt, um die Kostenstei­gerung von 20 auf 28 Millionen zu kompensier­en, dann gibt es zwar Applaus aus der Saarbrücke­r Fankurve, aber Buh-Rufe aus den Reihen all jener Saarländer, die dem 1. FCS eher die Pest an den Hals als ein neues Stadion wünschen.

Wie auch immer das Ganze ausgeht: Wenn eine Mannschaft es versemmelt, wird der Trainer entlassen. Wenn ein Stadionbau zum Desaster wird, stehen die Fans im Regen, und die Verantwort­lichen sitzen weiter bequem im Trockenen.

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