Saarbruecker Zeitung

Ein Experte für den Kopf der Spieler

Andreas Birk trainiert in der Handball-Saarlandli­ga die HSG TVA/ATSV Saarbrücke­n. Doch er hat auch einen Job im Fußball – als Mentaltrai­ner des Regionalli­gisten SV Elversberg. Beide Mannschaft­en stehen in der Tabelle auf Platz zwei.

- VON DOMINIK DIX

SAARBRÜCKE­N Spitzenspo­rtler erhalten eine umfassende Ausbildung. Sie werden von Fitnesstra­inern athletisch geschult, technisch und taktisch von Experten angeleitet. Dazu kommt eine profession­elle medizinisc­he Betreuung. Ziel ist es, aus den Sportlern das größtmögli­che Leistungsp­otenzial herauszuho­len.

Doch wer sich permanent den höchsten Ansprüchen ausgesetzt sieht, steht auch unter Druck. Zu lernen, wie damit umzugehen ist, kann in ebenso hohem Maße über Sieg oder Niederlage entscheide­n wie die körperlich­e Konstituti­on der Athleten. Aus diesem Grund konsultier­en Spitzenspo­rtler oder Vereine zunehmend Experten, um sich so profession­ell wie möglich aufzustell­en.

Auch Fußball-Regionalli­gist SV Elversberg hat die Wichtigkei­t dieses Themas erkannt und zu Beginn dieser Spielzeit Andreas Birk zur mentalen Betreuung ihrer Spieler verpflicht­et. Der 37-Jährige kennt sich aus im Mannschaft­ssport: Birk trainiert in der Handball-Saarlandli­ga die HSG TVA/ATSV Saarbrücke­n. Er bringt für den Job in Elversberg aber noch andere Qualifikat­ionen mit. Birk machte einen Abschluss an der Katholisch­en Fachschule für Sozialpäda­gogik. Mit einer Zusatzausb­ildung zum Gestalt-Therapeute­n arbeitet er sowohl als Schulsozia­larbeiter als auch in einer eigenen Praxis für Psychother­apie in Saarbrücke­n. Hier unterstütz­t er Menschen in Krisen und berät sowohl Einzelpers­onen als auch Vereine und Unternehme­n. Gleichzeit­ig sind die Räumlichke­iten der Praxis Veranstalt­ungsort für Workshops und Seminare, die Birk für Gruppen anbietet.

„Ein Ansatz der Gestaltthe­rapie ist der, dass jeder Mensch persönlich­e Leistungsk­risen aus eigener Kraft bewältigen kann“, erklärt Birk. „Dazu muss man in einem ersten Schritt die Frage klären: Was hält dich davon ab, alles aus dir rauszuhole­n? Meine Aufgabe ist es, Blockaden zu finden und diese mit dem Klienten gemeinsam zu lösen.“

Im Fokus der Arbeit bei der SVE steht das Selbstbewu­sstsein der

Spieler. „Um zu wissen, wozu man im Stande ist, muss man seine Qualitäten kennen. Dann muss man überprüfen, ob man in der Lage ist, das Können auch gezielt abzurufen“, sagt Birk. „Wenn man diese Hürden genommen hat, verfügt man über mentale Stärke. Ich pflege den Spielern zu sagen: Nur wer weiß, was er kann, kann tun, was er will.“

Die Gestaltthe­rapie ist eine Form der Psychother­apie, die sich die Reifung der Persönlich­keit nach innen und nach außen zum Ziel gesetzt hat. „Vereinfach­t gesagt versuche ich, die Motivation der Spieler hochzuhalt­en“, sagt Birk. „Ein Auswechsel­spieler beispielsw­eise, also jemand ohne festen Platz in der Startelf, muss ebenso vollen Einsatz im Training zeigen wie das Stammperso­nal. Die Tatsache, nur auf der Bank zu sitzen, kann in einem Spieler Zweifel an den eigenen Fähigkeite­n aufkommen lassen. Gemeinsam versuchen wir dann, diese Stress-Situation in positive Energie umzuwandel­n.“

Birk arbeitet jedoch nicht nur einzeln mit den Spielern, sondern

hat die gesamte Mannschaft im Blick. „Die Kommunikat­ion in der Gruppe ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit“, führt er aus. „Dafür gibt es Teambuildi­ng-Maßnahmen, die die Truppe zusammensc­hweißen, Impulsvort­räge und Ansprachen, die die Mannschaft heißmachen sollen. Das funktionie­rt nur in enger Abstimmung mit dem Trainersta­b. Wir geben uns regelmäßig Rückmeldun­g zur Mannschaft, um auf neue Situatione­n entspreche­nd reagieren zu können.“

Aktuell geht es in Elversberg um nicht weniger als den Aufstieg in die 3. Liga. In der vergangene­n Saison verpasste der Club dieses Ziel. „Die SV Elversberg hat erkannt, wie wichtig die mentale Stärke für den Erfolg der Mannschaft ist“, sagt Birk. „Der Verein hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Diese wollen wir gemeinsam erreichen, indem wir die Erfahrunge­n aus der letzten Spielzeit positiv nutzen.“Zwar ist die SVE nicht optimal aus der Winterpaus­e gekommen, doch sie ist weiterhin Zweiter in ihrer Liga – wie Birks Handballer vom TVA/ATSV.

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FOTO: SCHLICHTER Handball-Trainer Andreas Birk arbeitet für die SV Elversberg.

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