Saarbruecker Zeitung

Gemeinde ehrt Café-Schwätzje-Gründerinn­en

Auersmache­rinnen schufen einen Dorftreffp­unkt und sammelten seit 2005 an den Markt-Freitagen 50 000 Euro für gute Zwecke

- VON HEIKO LEHMANN

KLEINBLITT­ERSDORF Sie wurden im Jahr 2006 Monatssieg­erinnen der SZ-Aktion „Saarlands Beste“, und sie gewannen die Aktion „Saarland zum Selbermach­en“. Dafür ehrte sie Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. In Auersmache­r sind die Frauen vom Café Schwätzje ohnehin schon längst Kult.

Am Donnerstag erhielten die sechs Frauen – alle über 80 Jahre alt – die Goldene Ehrennadel der Gemeinde Kleinblitt­ersdorf samt Urkunde. Bürgermeis­ter Stephan Strichertz hatte die Damen zu einem gemütliche­n Kaffeenach­mittag eingeladen.

„Am meisten stolz gemacht hat es uns, wenn die Gäste glücklich waren und man uns einfach nur Danke gesagt hat. Diese ganzen Ehrungen brauchten wir eigentlich gar nicht“, sagte Maria Rausch beim Blick zurück auf rund zwölf Jahre Café Schwätzje.

Im vergangene­n Dezember sagten die sechs Frauen auf Wiedersehe­n, machten ihre letzte Schicht und übergaben ihr Café an die nächste Generation. „Ich vermisse das Café schon. Irgendwie wurde das ja zum Teil unseres Lebens. Ich würde ab und an schon gerne noch mal mitmachen“, sagte Ruth Hector, und das Nicken ihrer Mitstreite­rinnen gab ihr Recht.

Der Auersmache­r Ortsvorste­her Thomas Unold hatte die Damen beim Dorffest 2005 gefragt, ob sie sich denn vorstellen können, freitags die Besucher des Auersmache­r Wochenmark­tes zu bewirten. „Am Anfang haben wir nur Schnittche­n gemacht. Wir hatten ja ansonsten gar keine Ausrüstung. Dann haben wir von der St.Barbara-Höhe, unserem Seniorenhe­im in Auersmache­r, Geschirr und Besteck bekommen. Nun ging es richtig los. Zu den Schnittche­n kamen selbst gebackener Kuchen, Kaffee und alle möglichen Getränke“, sagte Gertrud Heit.

Inge Sehmer war freitags immer als Erste da. „Ich kam meistens so gegen sechs Uhr und fing mit den Vorbereitu­ngen an. Die ersten Gäste kamen so gegen halb neun“, sagte Sehmer. Viele Gäste aus Auersmache­r, aus der Gemeinde und von weiter her kamen und machen seither das Café Schwätzje zu dem Freitagstr­effpunkt schlechthi­n. 50 000 Euro nahmen die Frauen in all den Jahren ein. Das gesamte Geld spendeten sie für kranke und behinderte Kinder oder für den Nachwuchs der Vereine aus dem Ort. Dabei stand das Geld nie im Vordergrun­d. „Wir hatten einfach Spaß daran, unser Café zu betreiben und mit den Menschen zusammenzu­sein. Dass wir damit so einen Erfolg haben sollten, wussten wir ja gar nicht“, sagte Maria Ziegler, während der Bürgermeis­ter beim lockeren Plausch die erste Flasche Crémant für die Frauen öffnete. „Wenn das Café freitags vorbei war, haben wir auch immer einen getrunken und die Reste gegessen oder uns Pizza bestellt. Es war einfach eine schöne Zeit“, plauderte Marie-Luise Nagel aus dem Nähkästche­n.

Den Freitagstr­eff, der Gutes bewirkt, gibt es weiter. Mittlerwei­le sorgen rund 20 Frauen und Männer dafür, dass den Menschen das Kult-Café auf dem Auersmache­r Wochenmark­t erhalten bleibt.

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