„Kalifornien ist ein anderes Amerika – viel offener“
INTERVIEW U. CUNNIFF
NEUNKIRCHEN Die Neunkircherin Ursula Cunniff ist 1989 mit 24 Jahren nach Kalifornien ausgewandert und lebte 25 Jahre im sonnigen San Diego. Vor zwei Jahren zog die 51-jährige Zahntechnikerin zurück nach Neunkirchen, um sich um ihre Eltern zu kümmern. Für die SHS-Foundation (Saarländer helfen Saarländern) berät Sie Saarländer, die nach Kalifornien auswandern möchten.
Rund ein Drittel befürwortet laut aktuellen Umfragen die Abspaltung Kaliforniens. Wundert Sie das?
CUNNIFF Nein, das wundert mich nicht. Kalifornien ist ein anderes Amerika. Es gibt einen mexikanischen Einschlag und ein Gefühl des „easy going“. Die Mentalität ist viel offener. Ganz anders als an der Ostküste, die sehr viel businessorientierter ist. Letztes Jahr erst wurde der Cannabisanbau legalisiert. Seither darf jeder Haushalt vier Pflanzen pro Nase in seinem Garten anpflanzen. Auch Meinungsfreiheit ist dort viel größer. Und mit Einwanderung haben die Kalifornier weniger Probleme als der Rest der USA. Es existiert viel weniger Rassismus. Die Einwanderer sind komplett respektiert. Ich habe mich bereits nach ein paar Monaten dort sehr wohl gefühlt.
Wie erklären Sie sich diese andere Mentalität?
CUNNIFF Es klingt vielleicht komisch, aber ich glaube, dass es mit dem Klima zusammenhängt. In Deutschland sind viele wegen des schlechten Wetters schlecht gelaunt und deprimiert. Die Leute sind in Kalifornien besser gelaunt und sind viel spontaner. Es ist einfach alles viel lockerer.
Haben Sie während der 25 Jahre in denen Sie in Kalifornien gewohnt haben etwas von der Separatistenbewegung mitbekommen? CUNNIFF Nein, das habe ich nicht. Aber ich bin auch nicht politisch interessiert. Große Demos gab es keine.
Das Interview führte Jasmin Kohl.