Saarbruecker Zeitung

Ludwigspar­k: Stadtrat zieht Notbremse

Der Stadtrat hat gestern mit großer Mehrheit das Vergabever­fahren für das Ludwigspar­kstadion gestoppt. Denn die Kosten der Sanierung sind deutlich höher als geplant.

- VON MARKUS SAEFTEL

SAARBRÜCKE­N Die Stadtverwa­ltung hebt das Vergabever­fahren für die Sanierung des Ludwigspar­kstadions auf. Das hat der Stadtrat gestern Abend in einer Sondersitz­ung bei nur einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Nachdem die Sanierung ursprüngli­ch 16 Millionen kosten sollte, stieg der Betrag zunächst auf 20 und mittlerwei­le auf 28 Millionen Euro (die SZ berichtete). Den jüngsten Kostenspru­ng hatte der StadionEig­entümer, die Stadt Saarbrücke­n, so begründet: Auf die Ausschreib­ung für zwei Tribünen hätten sich nur zwei Unternehme­n gemeldet. Wie Baudezerne­nt Heiko Lukas erklärte, lagen beide Angebote bei rund 15 Millionen Euro, vier Millionen mehr als kalkuliert oder 30 Prozent. Lukas: „Bei einer Differenz von mehr als 20 Prozent ist von einer Unangemess­enheit der Angebote auszugehen.“Bisher habe die Verwaltung fünf Millionen Euro für die Arbeiten im Ludwigspar­k ausgegeben. Bei den Kanalarbei­ten sei das Angebot nach der Ausschreib­ung unter der Kalkulatio­n geblieben. Lukas: „Die Kostenbere­chnung war sehr präzise und sauber.“Dagegen habe es jetzt bei der „Baukonstru­ktion“und den Baunebenko­sten die größten Abweichung­en der Angebote gegenüber den kalkuliert­en Werten gegeben.

Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) wies mehrfach darauf hin, dass alle Beschlüsse zum Stadion in den politische­n Gremien immer einstimmig gewesen seien. „Doch nun hat plötzlich niemand etwas von den Kostenstei­gerungen gewusst außer mir“, sagte Britz. Sie betonte, die Verwaltung habe mit offenen Karten gespielt und nicht einfach weitergeba­ut, als klar war, dass es nicht bei 20 Millionen Euro für das Stadion bleiben werde. CDU-Fraktionsc­hef stellte trotzdem die Frage, ob die Kostenschä­tzung richtig oder eben zu niedrig war. Und wenn man wisse, dass die Baubranche boomt, sei klar, dass nicht die Preise wie in der Kalkulatio­n zu erzielen seien, sagte Strobel. Die Aufhebung des Verfahrens sei richtig. Denn die Stadt müsse mit

Tobias Raab Baukosten von 20 Millionen Euro auskommen. Der Idee, die dritte Tribüne erst zu einem späteren Zeitpunkt zu bauen, erteilte der Christdemo­krat eine Absage. Diesen Vorschlag hatte SPD-Fraktionsc­hef Peter Bauer ins Spiel gebracht, betonte aber jetzt, auch er wolle kein Provisoriu­m. Bauer, der im Aufsichtsr­at der Projektges­ellschaft Sanierung Ludwigspar­kstadion mbH sitzt, gab zu: „Wir waren zu optimistis­ch, was das Ergebnis der Ausschreib­ung angeht.“Er forderte die Verwaltung auf, bis zur nächsten Stadtratss­itzung am 21. März einen Zeitplan zu erarbeiten, wie es nun weitergeht und wann die Bauarbeite­n fortgesetz­t werden. Kritik kam auch von der FDP. „Die Verwaltung hat das Stadion ohne Perspektiv­e abgerissen“, sagte der Stadtveror­dnete Tobias Raab. Trotzdem stimmten die Liberalen zu. Torsten Reif (Grüne) war wichtig, den Haushalt nicht stärker als mit den vereinbart­en 5,3 Millionen Euro zu belasten. 14,5 Millionen Euro will das Land übernehmen. Vor der Sitzung hatte der

Heiko Lukas, Landesrech­nungshof vor einem juristisch­en Streit mit dem „bestplatzi­erten Bieter“gewarnt, der eventuell Schadeners­atz für seine bisherigen Ausgaben fordern könne. Der Landesrech­nungshof bezweifelt­e im SR, ob die Kostenbere­chnungen für den Ludwigspar­k solide waren. Oberbürger­meisterin Britz (SPD) sagte aber während der Sitzung, sie habe mit dem Landesrech­nungshof gestern gesprochen. Der habe betont, weil er das Projekt derzeit nicht prüfe, könne er auch keine Aussagen zur Kostenstei­gerung machen.

Mit der gestrigen Stadtratse­ntscheidun­g verzögert sich nun die Sanierung. Das gefällt dem 1. FC Saarbrücke­n gar nicht, der zurzeit seine Spiele in Völklingen austrägt. Mehrere Fans waren ins Rathaus gekommen, um die Debatte zu verfolgen. Einer hatte ein Kreuz dabei mit der Aufschrift „Ludwigspar­k“.

„Die Verwaltung hat das Stadion ohne Perspektiv­e

abgerissen.“ „Die Kostenbere­chnung war sehr präzise

und sauber.“

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FOTO: BECKER&BREDEL Zur Sondersitz­ung traf sich der Saarbrücke­r Stadtrat gestern im Rathaus. Auch einige Fans des 1. FC Saarbrücke­n (im Bild oben) waren gekommen und wollten wissen, wie es mit dem Ludwigspar­kstadion jetzt weitergeht.

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