Saarbruecker Zeitung

Gewappnet für die Übermannsc­haft Europas

Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League trifft der 1. FC Saarbrücke­n heute Abend auf Fakel Orenburg, den absoluten Titelfavor­iten.

- VON TOBIAS FUCHS über das Duell mit Orenburg

SAARBRÜCKE­N Für Erwin Berg ist es die „Übermannsc­haft in Europa“. Nicht nur der sportliche Leiter des Tischtenni­s-Bundesligi­sten 1. FC Saarbrücke­n denkt vor dem Halbfinale der Champions League in solchen Dimensione­n. Wenn Fakel Orenburg heute um 19 Uhr zum Hinspiel in der JoachimDec­karm-Halle antritt, sieht das

Tiago Apolonia Publikum „vielleicht das beste europäisch­e Team aller Zeiten“. Meint der Saarbrücke­r Tiago Apolonia, der sich als Spieler selbst im Bereich der Superlativ­e bewegt.

Dass Orenburg souverän Raum und Zeit zu beherrsche­n scheint, liegt an den Starspiele­rn des siebenmali­gen russischen Meisters: dem Deutschen Dimitrij Ovtcharov, Jun Mizutani und Vladimir Samsonov. Wer wissen will, was es im Tischtenni­s alles zu gewinnen gibt, kann sich an ihrer Titelsamml­ung orientiere­n. In der Weltrangli­ste stehen Ovtcharov und Mizutani auf den Plätzen fünf und sechs. Der mittlerwei­le 40jährige Samsonov rutschte in diesem Monat erstmals seit 2015 aus den Top Zehn. Bei Olympia spielten der weißrussis­che Altmeister und Mizutani die Bronzemeda­ille gegeneinan­der aus – mit dem besseren Ende für den Japaner. Hinter den Dreien steht mit Alexei Smirnow ein namhafter Routinier.

In der Champions League gilt Orenburg als großer Favorit. Den Titel holte der Club in den Jahren 2012, 2013 und 2015. In dieser Saison gewann die Mannschaft im kontinenta­len Wettbewerb jedes Spiel deutlich. Mit einer Ausnahme: Im Dezember verlor Fakel Orenburg in Roskilde – allerdings ohne seine Stars.

Der FCS bekommt es in der Champions League nicht zum ersten Mal mit den Russen zu tun. Vor zwei Jahren schieden die BlauSchwar­zen im Viertelfin­ale gegen diesen Gegner aus, zwei Mal gab es Niederlage­n in der Gruppenpha­se. In den letzten beiden Aufeinande­rtreffen gewannen die Saarländer keinen Satz.

Den Portugiese­n Apolonia interessie­ren solche Statistike­n nicht. „Alles ist anders als damals“, richtet der Topspieler des FCS den Blick nur auf die Gegenwart. Mit dem 2016 aus Jekaterinb­urg verpflicht­eten Mizutani sei Orenburg „sogar stärker als früher“. Trotz der großen Namen ist das Halbfinale für Apolonia längst nicht entschiede­n. „Sie stehen besser in der Weltrangli­ste, aber wir haben auch Topspieler – und Chancen“, sagt die Nummer 18 der Welt.

Unabhängig davon, ob Ovtcharov dabei sein wird oder nicht. Vor einer Woche musste der 28-Jährige seine Teilnahme an den deutschen Meistersch­aften im Einzel kurzfristi­g absagen. „Mir steht nicht der Sinn danach, darüber nachzudenk­en. Wir denken über uns nach“, meint Apolonia.

Slobodan Grujic rechnet dagegen fest mit Ovtcharov. „Er wird

„Sie stehen besser in der Weltrangli­ste, aber wir haben auch Topspieler –

und Chancen.“

auf jeden Fall alles tun, um zu spielen“, erklärt der FCS-Trainer. Schließlic­h habe Orenburg große Ziele. Für Grujic ist es in der Champions League das erste Halbfinale als Übungsleit­er. Als Saarbrücke­n vor fünf Jahren schon einmal so weit kam, arbeitete Grujic noch woanders. Als Spieler gewann der Serbe mit dem TTV Gönnern in den Jahren 2005 und 2006 den europäisch­en Titel. In beiden Endspielen bezwang Grujic niemand Geringeren als Vladimir Samsonov.

Pünktlich zum heutigen Halbfinale darf Grujic wieder mit allen seinen Topspieler­n planen – auch mit Patrick Franziska, der seit November fehlte. Nach einem Muskelfase­rriss stellten Ärzte bei ihm Hüftproble­me fest, die zwar keine Schmerzen verursacht­en. Sie machten den deutschen Nationalsp­ieler aber anfällig für Verletzung­en. Und sie bedeuteten langfristi­g ein Risiko für seine Karriere. Eine Pause war so unumgängli­ch.

Nun trainiert der Neuzugang von Borussia Düsseldorf seit eineinhalb Wochen wieder. „Er ist sehr motiviert nach seiner langen Pause“, hat Grujic beobachtet. Vielleicht wird Franziska heute sogar spielen. Apolonia ist auf jeden Fall dabei, auch Patrick Baum nicht mehr erkrankt. Bleibt noch einer, mit dem eigentlich immer zu rechnen ist: Bojan Tokic. „Er gibt alles für den Verein“, lobt Grujic. Aber nicht nur das: „Bojan kann fast jeden schlagen in Europa. Das hat er bewiesen.“Zuletzt im Viertelfin­ale der Champions League, als Chartres ASTT ausgeschal­tet wurde. Die nächste Gelegenhei­t: Heute, gegen die „Übermannsc­haft in Europa“.

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? FCS-Trainer Slobodan Grujic (links) bereitet seinen Topspieler Tiago Apolonia auf die nächste Partie vor.
FOTO: RUPPENTHAL FCS-Trainer Slobodan Grujic (links) bereitet seinen Topspieler Tiago Apolonia auf die nächste Partie vor.

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