Saarbruecker Zeitung

Rätselrate­n um Garfields Geschlecht

Fans kennen die Comic-Figur als faulen Kater. Aber ist er wirklich männlich? Im Internet ist eine hitzige Debatte darüber entbrannt.

- VON AMADEUS ULRICH

WASHINGTON (dpa) Garfield, die weltberühm­te Hauskatze mit orangefarb­enem Fell, ist ein Kater. Nicht der Rede wert. Oder? Seit 1978, als der erste Comic erschien, kennen ihn Fans als pummeligen Faulenzer und Lasagne-Liebhaber. Doch etwas sorgte in den vergangene­n Tagen für Irritation­en: das Geschlecht. Hat Garfield womöglich gar keines? Im Internet ist darüber eine hitzige Debatte entbrannt.

Ende Februar wurde auf der englischsp­rachigen „Wikipedia“Seite Garfields Geschlecht immer wieder geändert: von männlich zu geschlecht­slos und zurück. Etwa sechzig Stunden ging das so, bis ein Administra­tor einschreit­en und den Eintrag zu Garfield kurze Zeit blockieren musste, wie die „Washington Post“berichtet.

Wie konnte es so weit kommen? Die Fakten scheinen eindeutig: In der Comicserie wird Garfield öfter als Männchen identifizi­ert. Sein Besitzer im Comic, Jon, sagt „Guter Junge!“zu ihm oder bezeichnet ihn als seinen „Sohn“.

Aber Ende Februar hat der Satiriker und Autor Virgil Texas ein Zitat von Jim Davis, dem Erfinder des Kult-Katers – oder eben der Kult-Katze, auf Twitter verbreitet, das bis dahin kaum beachtet worden war. In einem Interview des Internet-Portals „Mental Floss“hatte Davis gesagt: „Weil er eben eine Katze ist, ist er nicht wirklich männlich oder weiblich oder hat eine bestimmte Rasse oder Nation, ist weder jung noch alt.“Das Interview trug den Titel: „20 Dinge,

Virgil Texas

die Sie möglicherw­eise nicht über Garfield wissen.“

Autor Texas, der immer wieder mit Internet-Gags für Furore sorgt, zitierte den Garfield-Schöpfer mit diesen Worten auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter und schrieb: „FAKT: Garfield hat kein Geschlecht.“Kurz darauf veränderte er die Angabe im englischsp­rachigen „Wikipedia“-Artikel über Garfield zu „geschlecht­slos“. Das blieb nicht lange unbemerkt, Fans konnten das nicht hinnehmen – und so begann der Redigier-Marathon.

Für manche wurde Garfield somit zum Politikum: In einem Artikel der konservati­ven Website „Heat Street“ärgerte sich der Autor eines Textes zum Thema maßlos über die Debatte. Er sprach wörtlich von einem „Krieg“zwischen „guten, traditione­llen Amerikaner­n“und „postmodern­en Nihilisten, die Amerika zerstören wollen.“Es sei klar, dass Garfield männlich sei. Nicht nur gebe es viele Hinweise im Comic; auch nutze Jim Davis in dem Zitat, das die Befürworte­r der Geschlecht­slos-Theorie als Beweis anführen, das Wort „er“.

Auf Nachfrage klärte Davis den Streit schließlic­h auf: „Garfield ist ein Männchen“, sagte er der „Washington Post“, und bestätigte dies auch der Deutschen PresseAgen­tur. Sein Kommentar sei aus dem Kontext gerissen worden. Er habe immer mit Tieren arbeiten wollen – eben weil man diese keinem bestimmten Geschlecht und keiner ethnischen Gruppe zugeordnet wahrnehme. Und in diesem Sinne könne auch ein größerer Teil der Bevölkerun­g den Humor genießen.

Satiriker Texas reagierte prompt auf Twitter. „Freunde, wir sollten die Entscheidu­ng bezüglich Garfields Geschlecht nicht als Niederlage sehen. Wir sollten es als Sieg sehen für das, was am meisten zählt: Das Original.“

„Freunde, wir sollten die Entscheidu­ng bezüglich Garfields Geschlecht (…) als Sieg sehen für das, was am meisten zählt: Das Original.“

Satiriker und Autor

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FOTOS: AFP/DPA Hat Garfield womöglich gar kein Geschlecht? Die Fans können das nicht hinnehmen.

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