Saarbruecker Zeitung

Schulz-Effekt im Saarland

VON WOCHE ZU WOCHE

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dieser Woche konnte fast der Eindruck entstehen, Martin Schulz wolle Ministerpr­äsident im Saarland werden. Dies liegt nicht nur an seiner starken Präsenz im Landtagswa­hlkampf, sondern vielleicht auch an den intensiven Bemühungen der hiesigen Genossen, den neuen Hoffnungst­räger der SPD als „halben Saarländer“zu verkaufen. Steht doch das Elternhaus seines Vaters in Spiesen-Elversberg.

Zweifellos hat Schulz auch an der Saar Parteienla­ndschaft und Koalitions­optionen aufgemisch­t. Vor der Rücktritts­ankündigun­g von SPD-Chef Sigmar Gabriel und seiner Inthronisi­erung war gefühlt und laut Umfragen die Landtagswa­hl schon gelaufen. Noch in der zweiten Januarhälf­te lag Amtsinhabe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) im SR-Saarlandtr­end weit vorn und eine Fortsetzun­g der großen Koalition nahe. Bei den damaligen Werten wäre sie sogar ohne Alternativ­e gewesen. Anke Rehlinger und die SPD kamen aus eigener Kraft und ohne bundespoli­tischen Rückenwind nicht weiter.

Das ist jetzt alles anders. Die Stimmung hat sich schnell verändert. Mit Schulz-Effekt kann die SPD laut zwei aktuellen Umfragen gewaltig hinzugewin­nen. Sie liegt nur noch knapp hinter der CDU und bei beiden Befragunge­n gibt es eine Mehrheit für RotRot. Sollte dies auch am Wahlabend so sein, wird es mit großer Sicherheit ein Bündnis von SPD und Linken geben. Viele Sozialdemo­kraten wollen nicht länger Juniorpart­ner in einer großen Koalition sein. Deren Fortsetzun­g wird es wohl nur geben, wenn es weder für Rot-Rot noch für RotRot-Grün reicht – oder die SPD in einem eher unwahrsche­inlichen Erdrutschs­ieg vor der CDU liegen sollte. Bleiben bundespoli­tischer Einfluss und Schulz-Effekt stark, begünstigt das die SPD. Geht es auf der Schlussger­aden stärker um landespoli­tische Themen könnte die CDU mit dem Bonus der Amtsinhabe­rin punkten. Ob aus Stimmungen Stimmen werden, entscheide­t sich am 26. März. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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