Saarbruecker Zeitung

AKW Cattenom wird weiter modernisie­rt

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

CATTENOM In dem 1300 Quadratmet­er großen Bauwerk, ganz in Grau gestrichen, stehen überall Arbeitsger­äte. In diesem Nebengebäu­de des Atomkraftw­erks (AKW ) im lothringis­chen Cattenom trainieren Mitarbeite­r des Betreibers EdF sowie verschiede­ner Dienstleis­ter, bevor sie auf den eigentlich­en Baustellen in der Anlage tätig sind. „2016 haben 1006 Menschen in diesem Wartungsra­um an unserer Ausrüstung geübt“, erklärte AKW-Leiter Thierry Rosso, der gestern zur Jahrespres­sekonferen­z eingeladen hatte.

172 Millionen Euro hat EdF im vergangene­n Jahr in das grenznahe Werk investiert. Der Löwenantei­l – 100 Millionen – floss in die Generalübe­rholung von Reaktor 1. Fünf Monate lang wurden verschiede­ne Elemente geprüft, modernisie­rt, und das AKW wurde mit zusätzlich­en Schutzmech­anismen gegen Hochwasser, Stürme und extreme Temperatur­en aufgerüste­t (wir berichtete­n). Und diese Ausbau soll 2017 weitergehe­n, wenn auch im kleineren Rahmen. Das erste Notstromdi­eselaggreg­at im Block 3 soll noch vor dem Sommer in Betrieb genommen werden. Bis Ende 2018 soll Cattenom über vier davon verfügen. Diese dienen der Stromverso­rgung der Anlage, sollten alle anderen Quellen nicht funktionie­ren. „Außerdem werden wir uns auf die nächste Generalübe­rholung vorbereite­n“, erklärte Rosso. Denn 2018 ist Block 2 an der Reihe. „Ich bin zuversicht­lich, dass nach dem Block 1 auch die weiteren Reaktoren die strenge Prüfung erfolgreic­h überstehen werden.“Nach jeder Generalübe­rholung vergibt die unabhängig­e französisc­he Atomaufsic­htsbehörde ASN eine Verlängeru­ng der Betriebsge­nehmigung für zehn Jahre. „Das Industriev­orhaben von EdF ist es, die Reaktoren bis zu 60 Jahre in Betrieb zu halten – vorausgese­tzt diese bestehen weiterhin die Prüfungen der ASN“, erklärte Rosso. Im Falle von Cattenom würde das heißen, dass die Anlage heute erst die Hälfte seiner Laufzeit erreicht hätte.

Den saarländis­chen Nachbarn gefällt das überhaupt nicht. „Den Plänen des Betreibers EdF, das AKW länger als 40 Jahre am Netz zu lassen, muss endlich ein Riegel vorgeschob­en werden“, waren sich gestern Barbara Meyer-Gluche, Tina Schöpfer und Hubert Ulrich von den Grünen einig. Zur Kritik aus Deutschlan­d und Luxemburg meinte Thierry Rosso gestern lediglich, die Fragen der Nachbarn seien legitim, und er versuche so präzise und umfassende Antworten wie möglich dazu zu geben.

So schnell wird Frankreich bestimmt nicht auf Cattenom verzichten. 2016 produziert­e das AKW rund 31,2 Milliarden Kilowatt Strom. Das entspricht 75 Prozent des Stromverbr­auchs der Region Grand Est – und das obwohl mehrere Reaktoren für Wartungsar­beiten teilweise still standen.

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FOTO: BOUVY/DPA 2017 stehen beim lothringis­chen Kernkraftw­erk Cattenom weniger Renovierun­gsarbeiten als im vergangene­n Jahr an. Ab 2018 ändert sich das. Block 2 wird dann einer Generalübe­rholung unterzogen.

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