Saarbruecker Zeitung

Jedes fünfte Kind im Saarland wächst in Armut auf

- VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N/VÖLKLINGEN Knapp jedes fünfte Kind im Saarland wächst in Armut auf, mit oft mangelnder Bildung, schlechter­er Gesundheit und wenig sozialer Teilhabe in der Gesellscha­ft. Der Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, forderte deshalb jetzt bei einem Besuch von Kinderhilf­seinrichtu­ngen des Diakonisch­en Werkes in Saarbrücke­n und Völklingen dazu auf, das wachsende Problem Kinderarmu­t zum Thema im Landtags- und Bundestags­wahlkampf zu machen und die Thematik nicht Populisten zu überlassen. Absurd sei es, dass die Förderung der Kinder über die steuerlich­e Familienen­tlastung steige, je mehr und nicht je weniger Einkommen in der Familie vorhanden ist. „Trotz guter Konjunktur ist die Kinderarmu­t weiter gestiegen. Das kann uns nicht kalt lassen, das ist ein Skandal“, beklagte Rekowski.

Der oberste Repräsenta­nt der evangelisc­hen Kirche im Rheinland, zu der auch knapp 150 000 evangelisc­he Christen im Saarland gehören, forderte Bund, Land und Kommunen zu mehr Anstrengun­gen auf. „Vor allem der Abbau von Arbeitslos­igkeit der Eltern ist ein wichtiger Faktor für einen nachhaltig­en Abbau von Kinderarmu­t“, betonte Rekowski. Für die ärmeren Kinder selbst sei eine bessere Bildung das A und O für das spätere Leben. Dabei lobte Rekowski die von ihm besuchten Kinderhäus­er in Saarbrücke­nMalstatt, -Brebach und Völklingen als modellhaft und beispielge­bend mit ihrer Bildungsar­beit. So gelinge es beispielsw­eise in Malstatt, die Kinder – darunter ein Drittel syrische Flüchtling­e – mit Deutsch-Hilfen auf die Schule vorzuberei­ten, berichtete­n Mitarbeite­r. Dank eines funktionie­renden Netzwerkes von Kinderbild­ungswerk, Jugendamt, Jugendhilf­e, Schule und Arbeitsver­waltung gelinge es zudem, 40 Prozent der oft langzeitar­beitslosen Väter oder Mütter wieder einen Job zu vermitteln, ergänzten Wolfgang Biehl vom Diakonisch­en Werk und Diakoniepf­arrer Udo Blank.

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FOTO: DPA Manfred Rekowski

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