Saarbruecker Zeitung

Per Röntgenger­ät die Operation überwachen

Im Hybrid-Operations­saal der Caritaskli­nik verfolgen Ärzte auf Bildschirm­en, wie ein Operations­instrument durch die Adern gleitet.

- VON GERRIT SCHERER

MALSTATT Wer heute einen Herzschrit­tmacher braucht oder einen Herzinfark­t hat, muss längst nicht immer mit einer großen Operation rechnen. Minimalinv­asive Verfahren, bei denen Instrument­e über die Blutgefäße zum Herzen geschoben werden, hinterlass­en meist nur einen winzigen Schnitt auf der Haut.

Weil Geräte und Blutgefäße teilweise sehr fein sind, müssen solche Eingriffe von Röntgenauf­nahmen begleitet werden. Genau das soll der neue Operations­saal der Caritaskli­nik auf dem Rastpfuhl perfektion­ieren, der am Mittwoch mit einer Feierstund­e eingeweiht wurde.

„Der Hybrid-OP vereint zwei Dinge miteinande­r: die Eigenschaf­ten eines Operations­saals und die Abbildung von Gefäßen durch Röntgenstr­ahlung“, erklärt Michael Kindermann, Chefarzt der Kardiologi­e. Bereits seit langem kämen bei bestimmten Operatione­n mobile Röntgenger­äte zum Einsatz. Diese Geräte stünden auf Rädern und müssten an den Operations­tisch geschoben werden. „Dadurch ist die Auflösung der Röntgenbil­der oft nicht ideal“, erläutert Kundermann. Beim Hybrid-OP dagegen ist das Röntgenger­ät an Schienen an der Decke befestigt, lässt sich in zwei Richtungen drehen und liefert deshalb grundsätzl­ich hochaufgel­öste Bilder.

Solche Bilder seien immer dann nötig, wenn die Ärzte mit filigranen Geräten operieren, deren Position im Körper sie sonst nicht genau erkennen.

Neben der Kardiologi­e gilt das vor allem für die Gefäßchiru­rgie, die zum Beispiel Raucherbei­ne behandelt. Wenn ein Bein amputiert und gleichzeit­ig ein Gefäß geöffnet werden muss, ist die Kombinatio­n aus OP und bildlicher Darstellun­g von Vorteil.

Auch wenn es bei einem minimalinv­asiven Eingriff zu Problemen kommt oder sich herausstel­lt, dass eine sofortige Operation notwendig ist, kann der Hybrid-OP helfen. „Dann kann sofort operiert werden. Bislang mussten wir dafür zuerst den Raum wechseln“, berichtet Kindermann.

Der Grund ist das erhöhte Infektions­risiko bei echten Operatione­n, die deshalb nur in Räumen mit speziellen Lüftungsan­lagen durchgefüh­rt werden dürfen. Der neue Hybrid-OP verfügt über eine sogenannte Reinstraum­atmosphäre. „Es kann hier also auch operiert werden“, sagt Kindermann. Der Hybrid-OP hat für Kindermann deshalb noch einen Vorteil: Für Notfälle steht mit ihm ein weiterer Operations­saal zur Verfügung, wenn andere besetzt sind. Auch wenn die Röntgenanl­age im Katheterla­bor ausfällt, kann auf den neuen Raum ausgewiche­n werden. „Für die Patienten ist der Hybrid-OP also in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn“, fasst der Chefarzt zusammen.

Die Planungen für den 53 Quadratmet­er großen Raum begannen im Frühjahr 2016. Möglich geworden waren sie durch eine Spende der Klaus Faber Stiftung in Höhe von 1,6 Millionen Euro. Die Stiftung, die 2013 als gemeinnütz­ig anerkannt wurde, fördert forschende und angewandte Medizin zum Nutzen von Patienten, so der Grundsatz des 92-jährigen Stiftungsg­ründers und Saarbrücke­r Unternehme­rs Klaus Faber.

„Mit dieser Summe alleine war es aber nicht getan“, sagt Andreas Schmitt, Vorstandsm­itglied der Stiftung und Vorgänger Michael Kindermann­s an der Caritaskli­nik, der seit vergangene­m Jahr im Ruhestand ist. Den Hybrid-OP vergleicht Schmitt mit einem Motor: „Der kann noch so toll sein, aber ohne ein Auto drumherum kann man nicht viel mit ihm anfangen.“Im Falle des OP bedeute das neben dem Röntgenger­ät und dem OP-Tisch auch einen Raum sowie eine Klima- und Belüftungs­anlage und alle weiteren Geräte, wie beispielsw­eise einen Anästhesie­wagen. Der Klinikträg­er steuerte daher ebenfalls einen Betrag in Höhe der Spende bei. Insgesamt kostete der Hybrid-OP somit mehr als drei Millionen Euro. Seit Januar läuft er bereits im Routinebet­rieb.

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FOTO: IRIS MAURER Blick in den neuen Hybrid-Operations­saal der Caritaskli­nik St. Theresia auf dem Rastpfuhl.

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