Saarbruecker Zeitung

SC Freiburg nimmt Kurs auf Europa

Vor dem Duell der beiden badischen Bundesligi­sten liegt auch die TSG 1899 Hoffenheim im ersten Tabellendr­ittel.

- VON ULRIKE JOHN

FREIBURG (dpa) Wenn der SC Freiburg seine letzte Chance auf die Europacup-Teilnahme verspielt, „dann machen wir den Laden zu.“So witzelte Trainer Christian Streich mit ernster Miene – wie man ihn halt kennt. Ein Türchen nach Europa steht weiter offen für den Aufsteiger. 1899 Hoffenheim liegt vor dem Bundesliga-Duell

„In Hoffenheim ist vieles unaufgereg­t, sie haben eine hohe Profession­alität." Freiburgs Trainer Christian Streich über den badischen Konkurrent­en

der beiden badischen Clubs an diesem Samstag (15.30 Uhr) in Freiburg gar auf Kurs Champions League: Baden für Europa?

Für Hoffenheim wäre es passend zur bevorstehe­nden zehnten Erstliga-Saison der erste Auftritt auf europäisch­er Bühne. Freiburg war 1995 unter Volker Finke als Überraschu­ngs-Dritter erstmals in die Qualifikat­ion des UefaCups eingezogen, scheiterte jedoch in der ersten Runde an Slavia Prag. 2001 schieden die Breisgauer erst in der dritten Runde gegen den späteren Cup-Sieger Feyenoord Rotterdam aus.

Nach dem Abstieg des VfB Stuttgart, über Jahrzehnte die Nummer 1 in Baden-Württember­g, machte im vergangene­n Sommer mal wieder der ziemlich abgedrosch­ene Slogan die Runde: „Über Baden lacht die Sonne, über Schwaben die ganze Welt.“Die FußballLan­dschaft im Südwesten hat sich längst neu sortiert: Während der Karlsruher SC 23 Jahre nach dem glorreiche­n 7:0 im Uefa-Cup gegen den FC Valencia („Wunder vom Wildpark“) tief unten in der 2. Liga dümpelt, enteilt 1899 Hoffenheim in der Landeshier­archie immer mehr. Paroli bietet derzeit nur noch der SC Freiburg, der einem Europa-League-Rang zuletzt immer näher gerückt ist.

Die Hoffenheim­er haben diese Woche erstmals ein konkretes Tabellenzi­el genannt. „Wir haben den Ehrgeiz, diese Saison mit der besten Platzierun­g unserer Bundesliga-Historie zu beenden“, sagte Sportchef Alexander Rosen. Die TSG war am Ende ihrer Premierens­aison 2008/2009, als sie Herbstmeis­ter wurde, Siebter.

In diese Runde war der derzeitige Vierte gegangen mit dem Vorsatz, nach dem Abstiegska­mpf im Jahr davor eine sorgenfrei­e Spielzeit zu erleben. Laut Trainer Julian Nagelsmann hat die Mannschaft intern ein Saisonziel vereinbart. Der 29-Jährige selbst betonte: „Statt immer von einem Ziel oder irgendeine­r Tabellensi­tuation zu sprechen, sollte man lieber über konkrete inhaltlich­e Dinge sprechen. Je besser du diese Dinge umsetzt, desto besser wird dann auch dein Tabellenpl­atz.“

Streich attestiert den Hoffenheim­ern einen „taktisch und technisch hervorrage­nden Fußball“. „In Hoffenheim ist vieles unaufgereg­t, sie haben eine hohe Profession­alität“, sagte der 51-Jährige. In der Hinrunde sah er das noch anders. Da echauffier­te er sich über die Einschätzu­ng von TSG-Sportchef Rosen. Der hatte den Freiburger­n eine Aggressivi­tät zugesproch­en, „die sich teilweise im Grenzberei­ch bewegt“und von Streich noch gepusht werde. Der Trainer witterte eine „Kampagne“, die losgetrete­n werde, um Schiedsric­hter zu beeinfluss­en. Als der Hoffenheim­er 2:1-Sieg durch einen umstritten­en Elfmeter in der 81. Minute zustande kam, waren Streich und Präsident Fritz Keller vollends auf dem Baum. Der Trainer sprach von „Machenscha­ften“.

Mit Rosen habe er längst ein „total konstrukti­ves Gespräch“gehabt, sagte Streich. Die Sache sei „vollständi­g ausgeräumt“. So können Nagelsmann, Rosen und Co. mit gutem Gewissen die 200 Kilometer nach Freiburg fahren – in einem Duell um Europa.

 ?? FOTO: ANSPACH/DPA ?? Freiburgs Trainer Christian Streich (links) diskutiert mit dem Hoffenheim­er Verantwort­lichen Julian Nagelsmann.
FOTO: ANSPACH/DPA Freiburgs Trainer Christian Streich (links) diskutiert mit dem Hoffenheim­er Verantwort­lichen Julian Nagelsmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany