Saarbruecker Zeitung

Eine nicht normale Heimschwäc­he

Die HG Saarlouis hat in der 2. Handball-Bundesliga zuletzt immer wieder überrascht – allerdings nur auswärts. Nun kommt Bietigheim.

- VON SEBASTIAN ZENNER über die Heimschwäc­he der HG Saarlouis

SAARLOUIS Vor nicht allzu langer Zeit war jedem Gegner der HG Saarlouis klar: In der Stadtgarte­nhalle „hängen die Punkte hoch“, wie die Sportler sagen. Um im Bild zu bleiben: Mittlerwei­le brauchen sich die Gegner nur zu bücken, um die Punkte mitzunehme­n. Aus der gefürchtet­en Heimstärke entwickelt­e sich beim HandballZw­eitligiste­n eine diffuse Heimschwäc­he.

„Die Mannschaft hat ja schon bewiesen, dass sie gegen starke Gegner

gewinnen kann.“

Richard Jungmann Es gilt: Je größer die Favoritenr­olle, desto wahrschein­licher ist eine Niederlage. Am Samstag ist die HG allerdings Außenseite­r, wenn ab 19.30 Uhr die SG Bietigheim zu Gast ist.

„Natürlich ist es auffallend, was da gerade vonstatten geht. Normal ist das nicht“, sagt der Vorsitzend­e der HG, Richard Jungmann, und verspricht: „Wir sind alle drauf und dran, dieser eigenartig­en Situation auf den Grund zu gehen. Die Mannschaft hat ja schon bewiesen, dass sie gegen starke Gegner gewinnen kann.“

Jungmann meint die Punktverlu­ste gegen die direkten Konkurrent­en aus Neuhausen (28:28) oder Dessau (23:28). Demgegenüb­er stehen die Siege in Essen (28:23), Leutershau­sen (27:26) und zuletzt beim bis dahin zu Hause ungeschlag­enen ThSV Eisenach (27:26). Mit nur drei Siegen aus elf Spielen steht Saarlouis in der Heimtabell­e der Liga auf dem drittletzt­en Platz (Auswärtsta­belle: 7. Platz). Früher kamen die Gegner mit gehörigem Respekt in die Stadtgarte­nhalle – auch vor dem Publikum, das dem Team in schweren Phasen immer noch lautstark zur Seite springt. Zuletzt half auch das nichts. Der Durchschni­tt von 1106 Besuchern bedeutet ligaweit Platz 15, ist aber seit Jahren konstant.

Mit jedem enttäusche­nden Heimauftri­tt steigt der Druck vor dem nächsten. „Aber damit muss man umgehen können. Das ist Alltag im Profisport“, sagt Jungmann. „Vor ein paar Jahren gingen wir mit einer breiten Brust in jedes Heimspiel. Der Gegner war egal“, sagt mit Torwart Darius Jonczyk die unumstritt­ene Identifika­tionsfigur der HG Saarlouis: „Bei einem Gegner wie Dessau hätten wir uns schon vor dem Spiel für die Punkte bedankt und uns auf die Siegesfeie­r in der Altstadt gefreut.“Vor dem Duell mit dem Tabellendr­itten Bietigheim sieht das anders aus. „Aber vielleicht platzt gerade gegen einen starken Gegner der Knoten“, hofft Jonczyk.

Dass der Knoten bei ihm endlich platzt, hofft auch Jerome Müller. Der Rückraumsc­hütze hat seit Wochen Ladehemmun­g – obwohl oder weil er zu Beginn des Jahres seinen Grundwehrd­ienst leisten musste. „Ich habe mit dem Coach gesprochen, wie wir mich aus dem Tief herausbeko­mmen können. Ich hoffe, dass es Schritt für Schritt besser wird“, gibt er sich zuversicht­lich und sagt: „Wir sind den Fans was schuldig, die letzten Minuten der letzten Heimspiele waren nicht okay. Deshalb wollen wir uns mehr reinhauen als sonst.“

Dem pflichtet Lars Weissgerbe­r bei. Müllers Junioren-Nationalma­nnschaftsk­ollege weiß, wie es ist, durch ein Tief zu gehen: In Eisenach verwarf er gleich drei Siebenmete­r in Folge. Trainer und Mitspieler wollten trotzdem, dass er auch weiterhin an die Linie tritt. „Das fand ich cool. Und deshalb habe ich mich auch getraut weiterzuma­chen“, sagt der 20-Jährige, der anschließe­nd zwei Siebenmete­r verwandelt­e. Das schweißt zusammen. Die Heimschwäc­he, vor allem gegen direkte Konkurrent­en, sieht er als „Kopfsache.“

„Mir ist wurscht, wo wir die Punkte holen. Hauptsache, wir holen sie“, macht Linksaußen Martin Murawski mit der Thematik kurzen Prozess: „Wir müssen wieder cleverer und lockerer auftreten als bisher.“Ohnehin stehen die Chancen am Samstag gut. Denn bei der HG gilt auch: Je größer die Außenseite­rrolle, desto wahrschein­licher ist ein Sieg.

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Enttäuschu­ng nach dem Spiel – das kam bei der HG Saarlouis nach Heimauftri­tten zuletzt häufiger vor. Hier diskutiert Ibai Meoki (rechts) mit Yann Polidore und Jerome Müller (Mitte).
FOTO: SCHLICHTER Enttäuschu­ng nach dem Spiel – das kam bei der HG Saarlouis nach Heimauftri­tten zuletzt häufiger vor. Hier diskutiert Ibai Meoki (rechts) mit Yann Polidore und Jerome Müller (Mitte).

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