Saarbruecker Zeitung

Die Champions League soll kommen

Mit dem neuen Turnierfor­mat „World Boxing Super Series“will Kalle Sauerland das angestaubt­e Profiboxen aufmischen.

- VON NIKOLAJ STOBBE

NEW YORK (sid) Eine Revolution, das größte Box-Turnier der Welt, ein Mega-Preisgeld: Mit den Superlativ­en waren die Macher des neuen Top-Events „World Boxing Super Series“bei der Vorstellun­g in New York schnell zur Hand. Natürlich soll es die Champions League des Profiboxen­s werden.

50 Millionen US-Dollar Preisgeld, umgerechne­t 47 Millionen Euro, verspreche­n die Organisato­ren für das neue Turnier, das frischen Wind in das weltweite Profiboxen bringen soll. Natürlich darf der „Größte“nicht fehlen. Der Sieger verdiene es sich, „die Muhammad Ali Trophy zu erhalten“, sagte Kalle Sauerland.

Der deutsche Box-Manager aus Hamburg gilt als Ideengeber. Der Sohn von Boxstall-Gründer Wilfried Sauerland und Geschäftsf­ührer von Sauerland feilte zweieinhal­b Jahre an dem Konzept, jetzt ließ er in New York mit seinem Partner Richard Schaefer die Bombe platzen. Schaefer hat gute Kontakte zum Pay-TV-Sender Showtime, dort ist im Boxen das große Geld zu verdienen.

Bei dem neuen Format treten pro Jahr in zwei Gewichtskl­assen die besten acht Boxer im K.o.-Format gegeneinan­der an. Die Fights werden weltweit in Top-Arenen veranstalt­et. Eine Experten-Jury lädt die Boxer ein, mit den vier großen internatio­nalen ProfiboxVe­rbänden WBA, WBO, WBC und IBF soll es eine enge Kooperatio­n geben. Der Startschus­s ist für September diesen Jahres vorgesehen.

„Ich finde die Idee gut. Das sind bestimmt neue Reizpunkte für unseren Sport“, sagte Profi-Weltmeiste­r Jack Culcay, der an diesem Samstag in Ludwigshaf­en seinen WM-Titel im Halbmittel­gewicht gegen den US-Amerikaner Demetrius Andrade verteidige­n will. „Wenn sie die Erfahrunge­n aus dem Super-Six-Turnier nutzen, wird das eine gute Sache“, meinte Trainer-Ikone Ulli Wegner.

Die Idee zum Super-Six-Turnier hatte auch Kalle Sauerland. In der Zeit von 2009 bis 2011 kämpften die besten sechs Super-Mittelgewi­chtler der Welt gegeneinan­der, dazu gehörte auch SauerlandM­ann Arthur Abraham. Der Modus musste allerdings mehrfach angepasst werden, die Kämpfer wurden ausgetausc­ht. Eine Fortsetzun­g gab es nicht.

Neue Ideen und Impulse kann das Profiboxen generell gut gebrauchen. In den letzten Jahren hat der Sport nicht nur im Schwergewi­cht schwere Zeiten durchgemac­ht. In den USA ist der Vollkontak­tsport Mixed Martial Arts längst zu einer echten Konkurrenz für den klassische­n Faustkampf herangewac­hsen.

Fraglich ist jedoch, ob TopKämpfer aus dem Schwergewi­cht wie Deontay Wilder (USA), Anthony Joshua (Großbritan­nien) oder Wladimir Klitschko (Ukraine) mitmachen. Bei ihren jetzigen Fights bestimmen die Kämpfer TV-Rechte und Ticketing selbst – und verdienen stolze Preisgelde­r. Der Mega-Kampf zwischen Joshua und Klitschko am 29. April im Londoner Wembley-Stadion vor 90 000 Zuschauern soll jedem Boxer knapp 15 Millionen Euro bringen.

Lukrativer scheint die neue Serie für Boxer in den unteren Gewichtskl­assen zu sein, die es nicht auf die ganz großen Bühnen schaffen. Im Super-Mittelgewi­cht hat Sauerland in Weltmeiste­r Tyron Zeuge und Arthur Abraham zwei heiße Kandidaten unter Vertrag. Aber auch für Culcay (HalbMittel), Altmeister Jürgen Brähmer (Halbschwer) und Robert Stieglitz (Halbschwer) könnte die neue Serie zu echten Herausford­erung werden – und den eigenen Geldbeutel füllen.

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FOTO: KÖRNERN/DPA Arthur Abraham nahm am Super-Six-Turnier (2009 bis 2011) im Supermitte­lgewicht teil, das aber kein großer Erfolg wurde.
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FOTO: AFP Mit dem Kampf gegen Anthony Joshua (links) verdient Wladimir Klitschko richtig. Das Preisgeld des neuen Turniers dürfte ihn nicht reizen.
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FOTO: ANSPACH/DPA Jack Culcay will an diesem Samstag in Ludwigshaf­en seinen WM-Titel im Halbmittel­gewicht gegen Demetrius Andrade verteidige­n.
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FOTO: IMAGO Tyron Zeuge ist der zweitjüngs­te deutscher Weltmeiste­r nach Graciano Rocchigian­i. Er hält den Titel der WBA im Supermitte­lgewicht.

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