Saarbruecker Zeitung

Herne-Mörder soll Opfer mit 120 Messerstic­hen getötet haben

Der mutmaßlich­e Verdächtig­e gesteht „eiskalt und emotionslo­s“Tat an Nachbarsju­ngen und Bekannten. Fall versetzte das Ruhrgebiet tagelang in Angst.

- VON CHRISTOF BOCK

HERNE (dpa) Das Schock-Geständnis von Herne: Aus purem Frust über private Rückschläg­e soll Marcel H. Mordlust entwickelt haben. Der Teenager hat die Tötung des neunjährig­en Nachbarsju­ngen Jaden und eines 22 Jahre alten Bekannten bei der Polizei „eiskalt und emotionslo­s“zugegeben, wie der Leiter der zuständige­n Mordkommis­sion, Klaus-Peter Lipphaus, gestern in Dortmund sagte. Am Donnerstag hatte Marcel H. sich in Herne gestellt, das Ende einer dreitägige­n Großfahndu­ng. Laut Vernehmung waren die Auslöser eine Absage auf eine Bewerbung als Zeitsoldat der Bundeswehr, der drohende Verlust von Internetan­schluss und Online-Videospiel­en sowie zwei gescheiter­te Suizide. Dies alles habe Marcel H. bei der Polizei geschilder­t, sagte Lipphaus. Der Mann trete in Vernehmung­en „eiskalt“auf.

Marcel H. habe sich auf der Flucht nach der Tötung von Jaden am Montag kurz in einem Waldstück versteckt und dann noch am selben Abend Unterschlu­pf bei einem arglosen Mitschüler vom Berufskoll­eg gefunden. Man habe noch gemeinsam gegessen und Computersp­iele gespielt.

Am nächsten Morgen habe der Bekannte ihn aber zur Rede gestellt, weil er von der Fahndung im Mordfall erfahren habe. Daraufhin soll Marcel H. ihn mit 68 Messerstic­hen getötet und auch Gewalt gegen den Hals ausgeübt haben. Jaden soll er zuvor mit 52 Stichen umgebracht haben.

Der Verdächtig­e habe sich den vernehmend­en Ermittlern sehr geöffnet, sagte Lipphaus. Zwei Versuche einer Selbsttötu­ng seien am Montag gescheiter­t, da habe er beschlosse­n, noch am selben Abend einen Mord zu begehen – und bei den Nachbarn geklingelt. Er und der kleine Jaden seien „langjährig bekannt“gewesen. Er soll das Kind in den Keller gelockt und umgebracht haben.

Nach der Tat waren Bilder des 19-Jährigen aufgetauch­t, auf denen er mit Jadens Leiche posierte. Nach der zweiten Tat hat der Verdächtig­e die Wohnung des 22-Jährigen wegen der Fahndung zunächst nicht verlassen. Zwei Tage habe er mit der Leiche des zweiten Opfers verbracht, bevor er sich am Donnerstag­abend in einem Imbiss stellte. Warum er sich gestellt habe? Der Mann habe offensicht­slich keine Alternativ­e mehr gesehen, als sich das Leben zu nehmen oder sich zu stellen.

Die Schuldfähi­gkeit von H. ist noch unklar. Dies werde nun geprüft, sagte Staatsanwa­lt Maibaum.

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POLIZEI/DPA FOTO: Der Täter Marcel H.

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