Saarbruecker Zeitung

Die ungeklärte Zukunft der Elektromob­ilität

Auf dem 87. Genfer Automobils­alon präsentier­t kein Hersteller wirkliche Innovation­en. Zweifel am Boom der Elektroaut­os wachsen.

- VON MICHAEL KIRCHBERGE­R

GENF Was die Automobilh­ersteller auf einer Messe präsentier­en, hängt weitgehend vom Kundengesc­hmack und den gesetzlich­en Anforderun­gen ab. Das trifft auch wieder auf den Automobils­alon in Genf zu. Allerdings bleiben viele Fragen zur Zukunft des Automobils offen. Selbst bei den vollmundig­en Ansprachen der KonzernChe­fs wird nicht wirklich klar, wie die Mobilität von morgen aussehen wird.

In Genf wird vor allem diskutiert, wie Opel mit Peugeot auskommen wird. Auch Elektromob­ilität ist ein beliebtes Thema. Doch Vertreter großer Zulieferer stellen die berechtigt­e Frage, wer all die Batterien bauen und vor allem die notwendige­n Rohstoffe bereitstel­len soll, wenn die Kunden sich mehrheitli­ch für ein Elektroaut­o entscheide­n. Und wo sollen die Batterien geladen werden?

Antworten darauf sucht man in Genf vergeblich. Die Diskussion um die Weiterentw­icklung von Akkus wird einmal mehr eher im Verborgene­n geführt. So dominieren auf dem Salon erneut die PSstarken Boliden der Sportwagen­Hersteller sowie die soliden Volumen-Produkte, die den Marken den Ertrag sichern sollen. Zur ersten Kategorie zählen gewiss der Ferrari 812 Superfast mit 800 PS oder auch eine weitere Variante des Lamborghin­i Huracan mit kaum geringerer Leistung. Auch Koenigsegg und Pagani sind wieder an Bord. Ihre handgefert­igten Fahrzeuge werden auf der Messe zum Blickfang, denn in freier Wildbahn machen sie sich äußerst rar und lassen sich nur selten beobachten.

Die Volumenher­steller rücken einige interessan­te Fahrzeuge ins Rampenlich­t. Bei Opel etwa ist es der neue Insignia, der wirklich gelungen ist und auch manch einen Franzosen begeistern könnte. Volkswagen setzt auf den neuen Arteon, einen gewachsene­n Passat CC, der schon beinahe in den Gewässern des verblichen­en Phaeton fischen kann. Ford macht den Fiesta als ST-Version sportliche­r und schont damit die Geldbörse ambitionie­rter Autofahrer. Im Kleinwagen-Segment ist auch der knuffig geratene Kia Picanto unterwegs. Deutlich geringer jedoch dürften die Absatzzahl­en des Honda Civic Type-R ausfallen, der mit 320 PS einen neuen Maßstab setzt. Zahmer gebärden sich auch formal die beiden aufgefrisc­hten Volumenmod­elle Suzuki Swift und Skoda Rapid.

Wie ein Tsunami schwappt die SUV-Welle über den Salon. Noch als Konzept hat Marc Lichte, der Chefdesign­er von Audi, den Q8 Sport vorgestell­t, die coupéartig­e Variante des Q7. Renault-NissanChef Carlos Ghosn höchstselb­st interessie­rte sich für das neue Mittelklas­se-SUV Mitsubishi Eclipse Cross. Nissan hat 37 Prozent der Mitsubishi-Anteile übernommen. Der Eclipse Cross soll Ende des Jahres zwischen dem ASX, dessen nächste Generation kompakter wird, und dem größeren Outlander seinen Platz finden.

Alfa Romeo feiert die EuropaPrem­iere des Stelvio, die Schwesterm­arke Jeep die des Compass, der mit seinem gespitzten Kühlergril­l jetzt prächtig zur Modellfami­lie passt. Volvo setzt große Erwartunge­n in den neuen XC60. Die koreanisch­e Marke Ssangyong zeigt mit der Studie XAV-L, dass sie auch ausdruckss­tarkes Design beherrscht. Der neue XV von Subaru tritt deutlich gerundeter an, bei Land Rover schlüpft der neue Range Rover Velar in die Lücke zwischen Evoque und Range Rover. Daimler präsentier­t den Mercedes-Maybach G650 als ultimative­s Luxus-Landaulet-SUV. Die Karosserie ist nur teilweise geschlosse­n, der hintere Teil des Daches kann wie ein Cabrio geöffnet werden.

Skoda verstärkt die Kodiaq-Familie um die Versionen Sportline und Scout, der mit nochmals mehr Abenteuer-Optik aufwartet. Bei der Antriebste­chnik bleibt Lexus beim gängigen Konzept. Der erneuerte LS 500h verfügt wieder über Hybridantr­ieb. Hyundai setzt verstärkt auf die Brennstoff­zelle: Die Studie Futuristic FE Fuel Cell Concept weist den Weg in die Zukunft. Studien von Peugeot (Instinct) und DS (DS7 Crossback) sollen irgendwann einmal elektrisch fahren. Das verspreche­n auch Honda für sein Konzept NeuV und Toyota für den sich in die Kurve neigenden Dreisitzer iTril, was nicht wirklich überrascht. Hingegen gelingt dem Design-Altmeister Franco Sbarro eine Überraschu­ng. Seine beiden Konzeptfah­rzeuge Pendo-Track und Trecto-Sphere sollen dank variabler Spurweiten mehr Raum im Stadtverke­hr schaffen. Bei Überlandfa­hrten geht die Hinterachs­e in die Breite, im City-Stau machen sie beide Gefährte schmal. Wieder dabei ist außerdem die indische Marke Tata, die einmal mehr viel Auto für wenig Geld verspricht, diesmal heißt die Kleinwagen­Studie Tigor.

Wirkliche Innovation­en und neue Denkansätz­e werden auch in diesem Jahr nicht in Genf präsentier­t. Vielleicht hat sich das Automobil in seiner heutigen Form auch müde gelaufen.

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FOTOS: MIK (23), HERSTELLER Das Audi Q8 Sport Concept ist die Studie eines SUV-Coupés. Sie soll Ende 2018 in Serie gehen.
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Der Peugeot Instinct ist die Studie eines selbstfahr­enden Autos. Sie soll in zehn Jahren serienreif sein.
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Der BMW 5er Touring
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Der DS7 Crossback
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Der Ferrari 812 Superfast
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Der Honda Civic Type R

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