Saarbruecker Zeitung

Im Kuhstall mit Kollege Roboter

Tierwirte sind überall dort, wo Nutztiere gehalten werden. Sie züchten und versorgen Kühe, Schweine, Hühner, Schafe oder Bienen. Dabei helfen ihnen vollautoma­tische Roboter und spezielle Datensyste­me.

- VON CHRISTINA BICKING

GROSS KREUTZ (dpa) Kein Tag vergeht für Lukas Schmidt ohne frische Luft und die Arbeit mit einer ganzen Herde Kühe. Seit seiner Kindheit hat der 20-Jährige einen starken Bezug zu Tieren. „Meine Eltern halten Kühe und Pferde“, erklärt er. Einen Schreibtis­chjob konnte er sich nie vorstellen. In seiner Freizeit reitet er leidenscha­ftlich gerne Dressur. Doch da ihn Kühe besonders interessie­ren, ist er nun angehender Tierwirt in der Fachrichtu­ng Rinderhalt­ung.

Mit Schemel und Milchkanne ist heute kaum ein Tierwirt anzutreffe­n. Gemolken wird in vielen Betrieben halbautoma­tisch an Melkstände­n. In anderen Ställen muss gar nicht mehr selbst Hand angelegt werden. Schmidt arbeitet bei der RBB Rinderprod­uktion Berlin-Brandenbur­g.

Seine Ausbildung findet in Kooperatio­n mit der Lehr- und Versuchsan­stalt für Tierzucht und Tierhaltun­g in Groß Kreutz im Westen von Brandenbur­g statt. Hier übernehmen vollautoma­tische Roboter das Melken. Ein Transponde­r, eine Art Funkgerät, an der Kuh speichert die Einstellun­gen, damit der Roboter passgenau am Euter sitzt. Die Maschinen werden von Tierwirten überwacht und gewartet.

Andere Aufgaben sind weniger digitalisi­ert: „Auch das Ausmisten der Liegeboxen gehört zum festen Alltag im Kuhstall“, sagt Schmidt. Die RBB Rinderprod­uktion Berlin-Brandenbur­g beschäftig­t sich auch mit der Zucht. Deshalb hat Schmidt sich für die Ausbildung in Groß Kreutz entschiede­n.

Tierwirte arbeiten überall dort, wo Nutztiere gehalten werden. Schon vor der Ausbildung müssen sich Interessie­rte für eine der fünf Fachrichtu­ngen – Schäferei, Imkerei, Rinder-, Schweine- oder Geflügelha­ltung – entscheide­n. 1976 wurden die Fachrichtu­ngen zu dem Beruf des Tierwirts zusammenge­fasst. Die Ausbildung dauert drei Jahre, kann mit Abitur aber auf eineinhalb Jahre reduziert werden.

Während der Ausbildung lernen Jugendlich­e, wie sie die Tiere artgerecht halten. Dazu zählen etwa die Fütterung und Unterbring­ung, aber auch die Tierhygien­e und Züchtung. Aber auch die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen des Tierschutz­es spielen eine große Rolle. Wer diesen Beruf ergreifen will, sollte verantwort­ungsbewuss­t sein, so Martin Lambers vom Deutschen Bauernverb­and. Die Tiere werden rund um die Uhr beobachtet und versorgt. Geburten richten sich nicht nach festen Arbeitszei­ten. Deswegen ist ein hohes Maß an Flexibilit­ät nötig.

„Der Beruf wird immer weiter technisier­t“, erklärt Markus Bretschnei­der vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Mit moderner Technik werden etwa Bewegungsp­rofile von Kühen auf der Weide erstellt, es werden Liegezeite­n und die Häufigkeit des Wiederkäue­ns erfasst. Abweichung­en von der Norm können auf Probleme hinweisen. „Durch die Datenerfas­sung und Datenverar­beitung sollen Krankheite­n früh erkannt werden“, erklärt Bretschnei­der.

Nach der Ausbildung haben Tierwirte gute Aussichten: Viele Absolvente­n werden übernommen, sagt der Experte. Schmidt will nach seiner Lehre noch Veterinärm­edizin studieren. Auch dafür vermittle die Ausbildung sehr gute Grundlagen.

 ?? FOTO: GABBERT/DPA ?? Statt mit Schemel und Kanne wird in vielen Betrieben halbautoma­tisch an Melkstände­n gemolken.
FOTO: GABBERT/DPA Statt mit Schemel und Kanne wird in vielen Betrieben halbautoma­tisch an Melkstände­n gemolken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany