Erdogan zerstört sein Imperium
Dass Erdogan nun den Streit mit Deutschland verschärft, zeigt im Prinzip, dass ihm in der Türkei die Felle langsam wegschwimmen. Der Nazivergleich sollte uns provozieren, damit er seine eigene, nun schlechte Politik (die in der Vergangenheit gar nicht so schlecht war) vor seinen Landsleuten verbergen kann. Die Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal 2016 enorm gesunken und dürfte im vierten Quartal nicht besser geworden sein. Inzwischen schrecken auch ausländische Investoren davor zurück, in der Türkei zu investieren. Die Todesstrafe, die er nach dem Gewinn der Präsidentschaftswahl im April wohl einführen wird, tut ihr Übriges. Die politische Willkür, mit der Erdogan nun herrscht, verschreckt zudem Touristen. Allein die Zahl der europäischen Touristen ist 2016 gegenüber 2015 um ein Drittel eingebrochen. Die Rechtssicherheit, die vorhanden war, schaffte er nach dem Putsch so gut wie ab. Inzwischen werden sogar Unternehmer enteignet, die nicht regimegetreu sind. Die hohe Inflation mit fast zehn Prozent tut ihr Übriges. Deutschland sollte daher abwarten. Erdogan zerstört gerade sein in zehn Jahren aufgebautes Imperium selbst. Das Kapital flieht, und die türkische Lira stürzt seit Monaten ab. Wenn er nicht zu seiner alten Politik zurückfindet, wird auch ein EUBeitritt nicht mehr möglich sein. Im Fußball würde man sagen, er steht im Abseits.